Der Sport-Club spielt kommende Saison auf europäischer Bühne. Sein ausländisches Publikum sucht er nicht in Asien oder Europa, sondern in Grenznähe. Wirtschaftlich ist er einmal mehr auf Rekordkurs.
Von Daniela Frahm
Nur zwei Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga und dem sofortigen Wiederaufstieg ein Jahr später ist der SC Freiburg in der kommenden Saison sogar schon wieder international vertreten. Da der Sport-Club zunächst nur in der Qualifikation zur Europa League spielt, macht sich das wirtschaftlich noch nicht bemerkbar. Das wäre erst der Fall, wenn er die Gruppenphase erreicht. Im Sponsoring und beim Ticketverkauf spielt das internationale Geschäft für den südbadischen Bundesligisten bisher noch keine große Rolle, was sich aber durch das neue Stadion ändern könnte.
In der spielfreien Zeit in der Bundesliga sorgte eine Meldung des Deutschen Fußball Bundes (DFB) für große Diskussionen und rief vor allem die Kritiker auf den Plan, denen ohnehin schon viel zu viel Kommerz im Fußball steckt. Chinas Olympiamannschaft, die U20, soll in der kommenden Saison in der Regionalliga Südwest starten, hieß es da. Die öffentliche Empörung war groß, in den sozialen Netzwerken und bei Vereinen wie dem FK Pirmasens, der als Sechstletzter aus der Regionalliga abgestiegen war und einen Antrag gestellt hatte, die Liga auf 20 Mannschaften aufzustocken. Der DFB und die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben jedoch geplant, dass die chinesische U20 die Lücke füllen und gegen das jeweils spielfreie Team Freundschaftsspiele bestreiten soll. Die Chinesen würden außer Konkurrenz starten und den Gegnern zusätzlich 15.000 Euro Prämie garantieren. Hintergrund ist eine mehrjährige Kooperation, die Vertreter der Fußballverbände und Politiker beider Länder schon 2016 vereinbart haben.
„Das ist sicherlich nicht optimal kommuniziert worden“, sagt Oliver Leki, Finanzvorstand des SC Freiburg. Die zweite Mannschaft des SC ist wieder in die Regionalliga Südwest aufgestiegen und gehört zu den potenziellen Gegnern der chinesischen U20. Leki hält das „für unproblematisch“, weil sie ja nicht am Spielbetrieb teilnehmen: „Sportlich machen diese Spiele für unsere U23 durchaus Sinn, sonst hätten wir nicht zugestimmt. Wir hatten ohnehin Freundschaftsspiele für die spielfreien Wochenenden geplant.”
Außerdem seien alle Klubs befragt worden und hätten laut DFB positive Rückmeldungen gegeben. Zudem sei schon vor längerer Zeit entschieden worden, dass die Liga nicht auf 20 Plätze erweitert werde. „China ist für den deutschen Fußball ein wichtiger Markt, und wenn man eine Kooperation beschließt, muss man die auch mit Leben füllen“, findet der SC-Vorstand und empfiehlt „bei allem Verständnis für die Notwendigkeit der aktuellen Diskussion ein bisschen mehr Gelassenheit und Sachlichkeit“.
Für den Sport-Club sieht Leki ohnehin keine Auswirkungen dieses Deals. China spielt für den südbadischen Bundesligisten bei seiner Vermarktung genauso wenig eine Rolle wie andere asiatische Märkte. „Aktuell sehe ich nicht, dass wir Werbetouren durch Asien oder die USA machen“, versichert er. In diese Märkte ist der SC nur über die Auslandsvermarktung der Liga eingebunden, die in der vergangenen Saison rund 170 Millionen Euro erlöst hat. Die DFL treibt dieses Geschäft vor allem in Asien voran und will die Einnahmen mittelfristig verdoppeln.
Der SC ist im Ausland noch nicht besonders aktiv. Auch in den benachbarten Ländern Frankreich, Schweiz und Österreich gibt es nur kleinere, aber keinen aus dem Premiumbereich. „Wir sind eine nationale und regionale Marke“, erklärt Leki, „und wir gucken uns interessante Nischen in den Nachbarländern an.“ Das werde erst richtig vorangetrieben, wenn das neue Stadion gebaut wird, die Weichen würden bereits gestellt. „Das jetzige Stadion ist ausvermarktet“, sagt Leki.
Und der Verein müsse auch nicht in den Nachbarländern für seine Spiele werben, wenn er ohnehin keine Karten anbieten könne. In der vergangenen Saison war das Schwarzwald-Stadion – bis auf den Gästebereich – nahezu ausverkauft.
Etwa sieben Prozent der Tickets gehen derzeit an Schweizer und rund drei Prozent der Vereinsmitglieder kommen von dort. „Das ist ein Anfang, aber diese Zahlen kann man im neuen Stadion sicherlich noch ausweiten“, glaubt Leki. Zumal der neue Standort am Flugplatz für Besucher aus der Schweiz und dem Elsass verkehrlich günstiger liegt, so dass sie nicht mehr die ganze Stadt durchqueren müssen. Auch für den Sponsoring-Bereich soll es neue Konzepte geben. Wenn Ende Juli die Entscheidung für ein Stadion-Modell gefallen ist, soll es laut Leki „richtig losgehen“, schließlich könne man dann zeigen, wie die sogenannten Hospitality-Bereiche und die Logen aussehen werden, welche Banden belegt werden können. Bei der Vermarktung in der Schweiz könnte die Firma Infront noch wichtiger werden, mit der die Freiburger schon seit Jahren eng zusammenarbeiten. Sie hat auch Büros im Freiburger Stadion. Den Hauptsitz hat der Sportvermarkter in Zug in der Schweiz, so dass er dort „ein gutes Kontaktnetzwerk hat“ (Leki), das der SC nutzen will.
Seit etwa drei Jahren gibt es auf der Homepage des SC auch einen Button für die französische Sprache. Wer ihn anklickt, findet allerdings nur wenige, ausgewählte Inhalte. Nach Angaben von Leki sollte das auch keinen Vermarktungszwecken dienen, sondern habe lediglich den „Informationsaspekt“ gehabt. Auch hier soll sich künftig etwas tun. Die Webseite soll überarbeitet und auf Französisch „aktueller und abwechslungsreicher“ werden. „Es wird auch Maßnahmen im Bereich der neuen Medien geben“, kündigt Leki an.
Dass der Sport-Club in der neuen Saison neben der Liga auch international vertreten ist, spielt für den Club wirtschaftlich noch keine Rolle. Dazu müsste er die Qualifikation überstehen, die für den SC Ende Juli beginnt. Gegen welches Team, ist dabei noch genauso offen wie die Frage, ob die Freiburger erst zu Hause oder auswärts spielen, was die Ticketvermarktung schwierig macht. Hin- und Rückspiel der dritten Qualifikations-Runde werden noch nicht zentral vermarktet, und das gilt auch für die beiden Playoff-Spiele im August, die der SC bei einem Erfolg in der dritten Runde bestreiten würde. Deswegen hat der Verein nur die Ticketeinnahmen und kann laut Leki froh sein, wenn es am Ende für eine schwarze Null reicht. Erst die zentral vermarktete Gruppenphase würde dem SC auch finanziell Gewinne einbringen, die der Vorstand auf einen „mittleren einstelligen Millionenbetrag“ beziffert – „im Vergleich zur Champions League ist das natürlich nur ein Bruchteil“.
Vergleichsweise viel Geld hat der SC in diesem Sommer über nur zwei Transfers eingenommen. Auch wenn die kolportierten 26 Millionen Euro für Maximilian Philipp und Vincenzo Grifo nicht an die astronomischen Summen heranreichen, die von chinesischen und englischen Klubs bezahlt werden, ist das für die Freiburger ein sehr großer wirtschaftlicher Erfolg, dessen Schattenseiten sie allerdings wieder zu spüren bekamen. Denn auch die anderen Vereine wissen um diese Einnahmen und verlangen nun für die vom SC umworbenen Spieler mehr Geld. Bis Ende Juni haben die Freiburger deshalb noch keine eigenen Transfers getätigt, wollen dem insgesamt überhitzten Markt zunächst etwas Abkühlung gönnen. Für Leki ist jedoch klar, dass von den Transfereinnahmen „der überwiegende Teil wieder in den sportlichen Bereich investiert wird, um Anschluss zu halten“. Es schade aber nicht, den einen oder anderen Euro zurückzulegen. Für die Finanzierung des neuen Stadions werde das Geld aber nicht benötigt, bekräftigt er, „die steht“.