Der SC Freiburg will seine Satzung ändern und die Aufgaben des Präsidenten Fritz Keller klarer von jenen der Vorstände Oliver Leki und Jochen Saier trennen. Dies dürfte das Ergebnis einer Andeutung des Vorjahres sein.
Von Rudi Raschke
Ginge es danach, wer die unaufgeregtesten Mitgliederversammlungen im deutschen Profifußball macht – der SC Freiburg wäre jedes Jahr Champions-League- Teilnehmer: Keine Kampfabstimmungen, kein Aufruhr im Saal, keine endlos-Sitzungen: Das dürfte auch in diesem Jahr am 18. Oktober so bleiben. Obwohl der Sport-Club nach vier Jahren erneut über eine Anpassung der Satzung abstimmt. Die wirkt gut vorbereitet und schlüssig, auch weil sie einige Änderungen im Selbstverständnis von Vorstand und Präsidium vorschlägt.
Bereits im Vorjahr hatte Aufsichtsratschef Heinrich Breit auf der Versammlung seine Forderung nach einem absolut professionell von hauptamtlichen Vorständen geführten Verein zum Ausdruck gebracht (netzwerk südbaden berichtete): An deren Seite müsse ein ehrenamtlicher Präsident sein Amt in erster Linie repräsentativ, aber mit Vetorecht, ausführen. Dies müsse im Sinne der Satzung gelebt werden. Es war dies ein überdeutlicher Hinweis zur Aufgabenverteilung an der Spitze des operativen Geschäfts, ehe er den Präsidenten Fritz Keller für weitere drei Jahre zur Wiederwahl vorschlug.
Jetzt findet sich dieser Hinweis in einem Entwurf zu einer Satzungs-Änderung wieder, die allerdings kein Vetorecht des Präsidenten mehr vorsieht: Die Passage, „bei Stimmengleichheit gibt die Stimme des Präsidenten den Ausschlag“ ist gestrichen. An anderer Stelle ist dafür zu lesen, dass der Präsident für die „Beratung des Vorstands und Vermittlung bei etwaigen Streitigkeiten“ zuständig sei. Aktuell wird der Vorstand von den beiden hauptamtlichen Vertretern Oliver Leki (Finanzen, Organisation und Marketing) und Jochen Saier (Sport), beide seit Oktober 2014 in diesen Ämtern, vertreten.
Die neue Satzung legt die Anzahl der Vorstände noch klarer auf zwei Personen fest, eine Erweiterung kann damit vorerst ausgeschlossen werden. Aus einer Patt-Situation mit Vetomöglichkeit des Präsidenten wird nun eine angestrebte Einstimmigkeit der beiden Vorstände, die de facto auch in nahezu allen Fällen vorherrscht. Die Passage, wonach der Vorstand drei Mitglieder umfasse, soll mit der neuen Satzung in „zwei“ geändert werden. Neu ist auch der Zusatz, dass „die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins“ durch den Vorstand (oder von ihm beauftragte Personen) „erfolge“. Damit ist die Repräsentanz-Andeutung des Aufsichtsratschefs vom Vorjahr jetzt auch in den Vereinsstatuten hinterlegt, wenn die Mitglieder dem zustimmen.
Der Verein hat die neue Satzung in einer überaus transparenten Vorgehensweise seinen stimmberechtigten Mitgliedern in zwei Varianten bereits Mitte September per Post zukom-men lassen – eine Variante sieht die komplette neue Satzung vor, eine zweite der insgesamt 23 Seiten eine Satzung im vorher- nachher-Änderungsmodus. In einem Begleitschreiben erklären die beiden Vorstände und der Präsident, dass man seiner Philosophie treu bleiben wolle: „Dies bedeutet auch, dass wir unsere internen Strukturen in regelmäßigen Abständen überprüfen und gegebenenfalls anpassen.“ Dies bedeute auch, dass die drei Gremien Aufsichtsrat, Ehrenrat und Vorstand „gemeinsam und einstimmig“ zur Abstimmung bringen wollten.
Tatsächlich scheint es für keines der genannten Gremien oder einzelne Akteure bisher Anzeichen zu geben, dass die Idee in der Versammlung am 18. Oktober nicht von ihnen mitgetragen würde. Für die interne Überzeugungsarbeit, dass der Präsident künftig keine Vorstandsentscheidungen mehr trifft, dürfte vermutlich gesorgt haben, dass die Satzung zuletzt ein Paradoxon enthielt: Nämlich einen ehrenamtlichen Präsidenten als Vorstandsvorsitzenden des Vereins, den eigentlich zwei hauptamtliche Vorstände führen.
Der Vorstand des Sport-Club Freiburg wollte gegenüber netzwerk südbaden zu weiteren Details rund ums Zustandekommen der neuen Satzung keine weiteren Angaben machen. Er verweist auf seinen Brief an die Mitglieder, denen er mit der Neu-Satzung ankündigt, dass „die Strukturen des Vereins weiter professionalisiert werden“. Im Fall der Annahme der neuen Satzung stünde dann aber trotz der Wahl im Vorjahr erneut die Wahl des Präsidenten für eine volle Wahlperiode von drei Jahren an. Aktuell steht trotz der satzungsgemäßen Neu-Orientierung in Richtung Repräsentanz nullkommanull in Frage, dass es dabei sich nicht wieder um Fritz Keller handeln könnte.
Satzungslektüre auch für Nichtmitglieder: hier