Das Start-up envuco aus Kenzingen ist der erste und einzige Anbieter nachhaltiger und kostenfreier Gebäudeautomation.
Von Anna-Lena Gröner
Eine Islandreise hat alles ins Rollen gebracht. „Ich habe dort einen Gletscher besucht und musste fast 20 Minuten laufen, um von der Markierung ‚Stand 2002‘ bis zum aktuellen Gletscherstand zu gelangen“, erzählt Denis Bittner. Diese zwanzig Minuten weniger Gletscher haben den jungen Geschäftsmann endgültig überzeugt, endlich etwas Großes gegen steigende CO2-Emission und für die Umwelt tun.
Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt den heute 30-Jährigen schon lange und das Interesse an nachhaltiger Technik entwickelte sich im Laufe seiner beruflichen Karriere immer weiter: Erst die Ausbildung zum Elektriker für Energie- und Gebäudetechnik, mit nur 22 Jahren Elektrochef bei AZO Liquids in Neuenburg, später in der Entwicklung bei Micropelt in Umkirch – und dann kam der Gletscher.
Genug Wissen war vorhanden, auch darüber, dass es beim Thema Gebäudeautomation noch wenig bis überhaupt nicht um Nachhaltigkeit geht. So war das Tätigkeitsfeld schnell gefunden, mit dem Denis Bittner die Welt ein wenig besser machen möchte. 2015 begann er zu tüfteln und sein Start-up für nachhaltige Gebäudeautomation immer weiter voranzutreiben. Im Dezember 2017 folgte der Markteintritt seines Unternehmens envuco und nur wenige Monate später können sich Bittner und sein Team vor Projekten, Auf- und Vorträgen kaum retten.
Envuco steht für environment you control – Umwelt, die Sie beeinflussen. Mit seiner nachhaltigen Gebäudeautomation betritt das Kenzinger Unternehmen ein spannendes, bisher konkurrenzloses und daher lukratives Feld. Das Start-up verspricht: Nichtwohngebäude können mit ihrer Smart Building Technologie bis zu 60 Prozent Energiekosten einsparen, Wohngebäude bis zu 30 Prozent. Dadurch werden Ressourcen geschont, CO2-Emissionen reduziert und am Ende Geld gespart – für viele Kunden wahrscheinlich das überzeugendste Argument. Jedoch nicht für Denis Bittner.
Der junge Unternehmer ist überzeugt davon, dass man moderne Technologien für den Schutz der Umwelt einsetzen kann und vor allem muss. Das nimmt man ihm von der ersten Minute an ab: Seine Visitenkarte ist aus 100 Prozent recycelten Baumwoll T-Shirts, der geplante Geschäftswagen soll ein Tesla werden und das Zuhause in Kenzingen ist selbstverständlich smart und wird mit der eigenen Gebäudeautomation betrieben.
Dass Geld nicht im Vordergrund steht, wird auch mit dem envuco Free-Modell deutlich, welches das junge Unternehmen seinen Kunden anbietet. „Smarte Energie darf nicht teuer sein und verglichen mit Anbietern, die die gleiche Qualität liefern, sind wir die günstigsten“, so Bittner. Verglichen hat er immerhin 300 Mitbewerber. Eine kostenfreie Energie- und Einsparanalyse ist selbstverständlich, aber selbst die Installation und die Geräte liefert envuco, ohne dass vorab ein Cent gezahlt werden muss. Finanziert wird dieses Konzept mit den daraus erzielten Einsparungen.
Ein vorab vereinbarter, prozentualer Anteil dieser Energie- und Kostenersparnisse fließt nach Installation zurück an das Start-up. Etwa nach 5 Jahren amortisieren sich diese nichtgezahlten Kosten für den Kunden. Energiekosten und Ressourcen werden weiter gespart und ganz nebenbei kann man auch etwas für das Image der eigenen Firma oder Einrichtung tun, ganz nach dem Motto: „Tue Gutes und rede darüber“.
Das Start-up hat neben der eigenen Gebäudesoftware auch einige Geräte entwickelt, die europaweit verschickt und zu 95 Prozent in Deutschland produziert werden. Lediglich elektronische Bauteile bezieht man zur Produktion noch aus dem Ausland – mit Blick in die Zukunft soll sich auch das ändern. Denn um die Zukunft geht es Bittner und seinen Mitarbeitern schließlich.
Greenwashing? Niemals! Das ganze Konzept steht für Nachhaltigkeit. Die envuco Geräte sind zu 85 Prozent aus nachhaltigen Materialien und auch die bisher verwendeten Kunststoffverkleidungen sollen in absehbarer Zeit aus Hanf oder Laub hergestellt werden. „Wir haben hierzu bereits mit dem Fraunhofer Institut Gespräche geführt und werden voraussichtlich 2019 mit der Entwicklung starten können“, sagt Bittner, für den komplett kompostierbare Geräte ein angepeiltes Ziel sind. Konventionelle Batterien sind bei envuco ein No-Go. Das Start-up verwendet Geräte, die mit so genannten Harvesting Technologien betrieben werden. Durch geringste Vibration, Temperaturunterschiede zwischen Heizkörper und Raum sowie Licht wird dabei Energie gewonnen und gespeichert. Die Lebensdauer liegt bei 10 bis 20 Jahren gegenüber 3-4 Jahren bei Batterie.
„Weltweit werden jährlich 15 Billionen Batterien weggeworfen“, so Bittner, „davon werden gerade einmal 1,7 Prozent recycelt. Das wissen die wenigsten. Der Rest sind 80 Prozent Metall und 20 Prozent giftiger Chemieabfall.“ Und der kommt envuco nicht in die Geräte.
In der Hanferstraße 6 im Freiburger Industriegebiet Haid nutzen seit dem 6. Januar die dort ansässige Infrastruktur Trägergesellschaft (itg) und der Klimapartner Oberrhein die kabellose, nachhaltige und wartungsfreie envuco Technik. Insgesamt 140 Geräte wurden installiert. Hier gibt es auch den ersten Showroom, bei dem sich interessierte Kunden ein genaues Bild von der Gebäudeautomation machen können.
„Auch in Emmendingen ist ein Showroom geplant und in Zukunft wollen wir das deutschlandweit ausbreiten“, sagt Denis Bittner. Deutschlandweit hat das Unternehmen bereits schon Aufträge. Wie sinnvoll und gut die Idee des Start-up ist, haben neben Schulen und Universitäten auch schon große Unternehmen entdeckt. Auch das Umweltbundesamt hat bereits 10 Räume bestellt und möchte rund 700 weitere Räume mit der nachhaltigen und sparsamen Technik ausstatten. Die Idee überzeugt, die Vorteile liegen auf der Hand und die Mission von Geschäftsmann Denis Bittner ist noch lange nicht zu Ende.