Firmenübernahme mit Ende 50: Heike Groen ist seit einem Jahr Geschäftsleiterin bei Eishaar Schindler Kälte Klima GmbH und im Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) aktiv.
Von Katharina Müller
Wer hat heute noch richtige Helden? Jemanden, zu dem man aufschaut und sagt: Den bewundere ich. Ein Vorbild, bei dem die eigenen grundlegenden Einstellungen wiedererkennbar sind? Heike Groen sagt, beim VdU habe sie so jemanden gefunden. Martina Feierling-Rombach, die Vorsitzende des Landesverbands Baden sei eine Unternehmerin, die ihr immer wieder bei Veranstaltungen aufgefallen sei: „Je öfter ich ihr begegnet bin, desto präsenter wurde sie und umso mehr bewunderte ich sie.“
Während Heike Groen das sagt, wirkt es nicht aufgesetzt, sondern sehr ehrlich, die 57-jährige Unternehmerin macht nicht den Eindruck, schnell euphorisch in Schwärmereien zu verfallen. Das Netzwerk des VdU gefällt ihr, ein bisschen schade sei, dass sie nicht früher davon erfahren habe, inzwischen ist sie nach einem halben Jahr Schnuppermitgliedschaft fest dabei, die gebotenen Veranstaltungen haben für sie einen hohen Mehrwert. Zudem weiß Heike Groen, was es bedeutet, sich intensiv zu engagieren, schon immer ist sie in ganz unterschiedlichen Bereichen aktiv:
Lange Zeit war sie bei den Wirtschaftsjunioren, ebenfalls ein regionales Netzwerk für junge Führungskräfte, und noch immer ist sie ehrenamtlich bei der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer und sozial in der Gemeinde Gengenbach engagiert. Und auch im eigenen Unternehmen Eishaar Schindler Kälte Klima GmbH, ein seit den 50er Jahren bestehender Klimaspezialist aus Gengenbach, sind ihr Bodenständigkeit und Authentizität wichtig, die unkomplizierte, fast schon unkonventionelle Atmosphäre während des Gesprächs vermittelt das ebenfalls.
Durch den gerade erst modernisierten Flur, am Besprechungstisch vorbei, laufen freudig winkend junge Leute. Internationale Masterstudenten die Groen im oberen Stockwerk ihres Betriebs einquartiert hat. Manchmal werde gemeinsam gekocht und gegessen. Das Miteinander sei ihr wichtig mit den Angestellten und Praktikanten. Derzeit arbeite ein Flüchtling mit, erzählt Groen, der bald die Ausbildung zum Mechatroniker für Kältetechnik beginne.
Und dann trägt eine Mitarbeiterin einen Käfig mit Willi vorbei, eine gehandicapte Maus, blind und taub, vermutlich seit der Geburt, gefunden im Keller. Die 15 Mitarbeiter haben das Findelkind zur Pflege im Büro aufgenommen, ein netter Gag, eine gemeinsame Aufgabe, im Betrieb herrscht gute Stimmung. Dass die Stimmung gut ist, sei ein wichtiger Teil des täglichen Miteinanders, findet Groen, die seit etwa einem Jahr zusammen mit ihrem Mann Uwe Schindler (49) die GmbH leitet. Beide waren bis dahin selbst langjährige Mitarbeiter, während eines Generationenkampfes auf Kosten des Betriebs zwischen dem Junior und damaligen Senior-Chef, entschlossen sich die beiden jedoch, das Unternehmen zu übernehmen und selbst weiterzuführen. Rettung in letzter Sekunde sozusagen.
Groen, die diese Dinge sehr offen anspricht, erinnert sich und berichtet: „An Weihnachten haben unsere Mitarbeiter gemeinsam ihren Dank an mich und meinen Mann ausgesprochen, dass wir die Übernahme gewagt haben. Das war sehr rührend“. Dabei habe sie ihren Mann damals selbst erst überzeugen müssen, einen solchen Schritt zu wagen. Gute Beratung eines Geschäfts-Partners war damals ausschlaggebend, heute ist sie froh, den Mut für eine solche Herausforderung gehabt zu haben. Und ein funktionierendes Netzwerk wie den VdU für den Austausch zu haben, wo man erfährt, wie andere Unternehmerinnen sich verhalten, die Führungsrolle wahrnehmen und Betriebe leiten. Und trotzdem: „Wenn mir einer vor Jahrzehnten prophezeit hätte, ich gründe mit 57 ein Unternehmen, mache mich selbständig, dann hätte ich das nicht geglaubt. Aber ich bin sehr froh, das so entschieden zu haben.