Was im Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU) auf der badischen Ebene im Jahr 2020 passieren soll: Ein Gespräch mit Tanja Santner und Erika Seidler vom Vorstandsteam des Landesverbands Baden.
INTERVIEW: DANIEL RUDA
Welche Vorsätze hat der VdU Baden für das Jahr 2020?
Santner: Im Unternehmertum wird viel abverlangt. In dieser hektischen Zeit müssen wir deshalb darauf achten, dass wir nicht nur schonender mit unseren Ressourcen umgehen, sondern gleichzeitig noch mehr an unseren inneren Stärken arbeiten. Wir wollen mit unserem Jahresprogramm mehr auf die Persönlichkeiten unserer Unternehmerinnen eingehen. Das Ziel ist, dass wir unsere Stärken und unsere Vernetzungen bewusster nutzen.
Wie zum Beispiel?
Seidler: Wir haben Workshop-Wochenenden geplant, im Februar etwa zum Motto „Energie tanken, Kraft schöpfen“. Auch Vorträge zu Themen wie etwa Unternehmensführung wird es geben.
Santner: Neben Businesslunchs und Betriebsbesichtigungen wollen wir regelmäßig gemeinsam aktiv sein, zusammen Wandern zum Beispiel, da in der Natur einfach ein anderer und oftmals intensiverer Austausch stattfindet, der zu neuen Ansätzen und Lösungswegen führt.
Welcher Termin wird dabei in diesem Jahr herausstechen?
Santner: Abseits der Events ist das die Neuwahl der Landesvorsitzenden im April. Martina Feierling-Rombach wird turnusgemäß den Vorsitz abgeben. Sechs Jahre lang hat sie den Landesverband Baden Süd erfolgreich als Vorsitzende geführt. Sie ist eine Powerfrau, die nicht nur das Netzwerken perfekt beherrscht. Die Fußstapfen sind groß. Unsere Regionalleiterin Nina Hartmann, Prokuristin beim Versicherungsmakler und Finanzdienstleister Südvers, Mitglied in unserem sechsköpfigen Vorstandsteam, hat bisher als einzige ihre Kandidatur bekanntgegeben.
Seidler: Das Ehrenamt als VdU-Landesvorsitzende ist mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden: Unter anderem durch die stetige Kommunikation mit der Verbandsspitze in Berlin und die Telefonkonferenzen mit den anderen Landesverbänden sowie durch die Arbeit innerhalb des Regionalverbandes. Aus unserer Sicht hat Nina Hartmann die Energie, das anzugehen.
“Auch wenn wir längst bewiesen haben, was wir können, sind wir als Unternehmerinnen immer noch nicht gesetzt.”
Erika Seidler, vorstandsmitglied im Vdu Baden
Sie haben in Baden rund 160 Mitglieder und sind damit der größte Landesverband im gesamten VdU. Wie wirken Sie nach Berlin zur Verbandsspitze?
Seidler: Wir sind ein Sprachrohr nach Berlin. Wir transportieren wichtige Themen auf die obere Verbandsebene. Dass die VdU-Präsidentin Jasmin Arbabian-Vogel im März zu uns nach Freiburg kommen wird, sehen wir auch als Wertschätzung unserer Arbeit an.
Santner: Wir haben aktiv daran gearbeitet, mit Aktionen voranzugehen. Wir wollen Impulse geben. Wir sind auf einem guten Weg. Intern sowieso, da wir die Arbeit und das Miteinander im VdU wirklich mit Leidenschaft und Spaß verfolgen und vieles voranbringen. Und nach außen setzen wir auch Akzente, zuletzt haben wir für die Veranstaltung „Unternehmen neu denken – Innovative Wertekonzepte“ großartiges Feedback bekommen. Daran werden wir anknüpfen und im Herbst die Themen zu Nachhaltigkeit in Unternehmen fortsetzen.
Mehr weibliches Unternehmertum, mehr Frauen in Führungspositionen und bessere Bedingungen für Frauen in der Wirtschaft, dafür setzt sich der VdU ein. Wie nahe ist man diesen Zielen aus Ihrer Sicht?
Seidler: Vor 65 Jahren wurde der Verband gegründet und wir sprechen heute immer noch über die Sichtbarkeit der Frau als Unternehmerin. Auch wenn wir längst bewiesen haben, was wir können, sind wir als Unternehmerinnen immer noch nicht gesetzt. Wir sind zwar in Bewegung, die Stellung der Frau verbessert sich aber nur sehr langsam. Die Vorbilder müssen noch mehr in der Gesellschaft, in den Familien sichtbar werden. Die Botschaft muss ankommen: Eine berufliche Karriere als Mutter ist möglich. Es ist kein einfacher Weg. Das kann ich aus Erfahrung bestätigen. Im VdU bin ich allerdings kein Einzelfall.
Santner: Wir diskutieren diese ganzen Themen natürlich immer wieder und es gibt bei uns unterschiedliche Meinungen. Einige unserer Mitglieder denken, dass eine Frauenquote gesetzlich eingeführt werden muss, sonst passiert nichts. Andere sind der Meinung, und dazu zähle auch ich, dass es von alleine so kommen wird, wie es kommen soll. Die Rollenverteilung war früher anders als heute, es ist ein Prozess. Letztlich geht es ja auch nicht um Frau gegen Mann, sondern um das Zusammenarbeiten der Geschlechter.
Was wünschen Sie sich von der Politik?
Santner: Wir müssen die Politik auf jeden Fall mit ins Boot holen. Der zum Teil nicht mehr zeitgemäße Gedanke der klassischen Rollenverteilung muss aus den Köpfen einer modernen Gesellschaftsform verschwinden.
Seidler: Im letzten Sommer bei der VdU-Jahresversammlung während des 65-jährigen Jubiläums hat die Bundeskanzlerin eine Rede gehalten. Darin hat sie gesagt, wenn Unternehmen zukünftig nicht mehr Frauen in Führungspositionen bringen, dann könne es als letztes Mittel Sanktionen geben. Vielleicht muss die Wirtschaft ja wirklich zu ihrem Glück gezwungen werden, da die gleichberechtigte Zusammenarbeit von Frau und Mann in allen Belangen unternehmerische und somit auch wirtschaftliche Vorteile bringt