Die Pharmazeutin Sybille Koch-Göpfrich macht sich mit ihrer Hexental-Apotheke in Freiburg-Merzhausen auf in Richtung Digitalisierung. Dabei setzt die 40-Jährige auf kontinuierliche Modernisierung.
VON DANIEL RUDA
Die elektrische Schiebetür mit dem großen Apotheken-A schafft es nur selten, mal für eine Weile geschlossen zu bleiben, der Kundenstrom an diesem Montagvormittag Ende Januar in der Hexental-Apotheke in Freiburg-Merzhausen ist groß. „Die kalte Jahreszeit, für uns ist jetzt Hochsaison“, kommentiert es Inhaberin Sybille Koch-Göpfrich beim verabredeten Gespräch.
Daher hat auch der Roboterarm der hochmodernen Kommissioniermaschine ordentlich zu tun. Diese ist das digitale Gehirn hinter der Verkaufsfläche der Apotheke in der Dorfstraße. „Sie behält den Überblick über rund 8000 Packungen mit Medikamenten, greift sich auf Knopfdruck das richtige raus, sortiert automatisch um und bestellt nach, wenn was nicht mehr auf Lager ist“, erklärt Sybille Koch-Göpfrich die Technik, die sich in einem nur vier mal zwei Meter kleinen Raum abspielt.
Die Zeit, in der die Apothekerinnen in tiefe Schubladen greifen müssen, ist in dem 1972 von ihrer Mutter Hannelore Koch eröffneten Traditionshaus vorbei. Vor elf Jahren hat die Pharmazeutin die Apotheke übernommen, erzählt die 40-Jährige beim Gespräch im kleinen Beratungsraum, in den nicht viel mehr reinpasst als der kleine Tisch und zwei Stühle. Seither hat sie sich als Unternehmerin vor allem der Weiterentwicklung des Betriebes verschrieben.
„Es ist wichtig, immer weiter zu modernisieren und dafür Investitionen zu tätigen. Das habe ich immer gemacht.“ Sei es für Zertifizierung des Qualitätsmanagements, für Aus- und Weiterbildungen der Belegschaft – in die bauliche Infrastruktur, soweit es die 140 Quadratmeter Fläche hergab. Vor allem aber in moderne Technik, zuletzt etwa in ein digitales Infrarotgerät, mit dessen Hilfe die Wirkstoffe für individualisierte Arzneimittel zusammengesetzt werden.
Der digitale Weg
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen geht noch viel weiter. Koch-Göpfrich, die sich auch für die Hilfsorganisation German Doctors einsetzt, ist offen für die Entwicklung. „Viele Apotheker sperren sich gegen manche Dinge, aber ich finde, man sollte das als Chance nutzen, bevor Konzerne den Markt abgreifen“, sagt sie im Bezug auf Themen wie E-Rezepte oder Tele-Sprechstunden.
Intern laufe schon vieles auf dem digitalen Weg mit ihren 14 Angestellten, wovon 13 Frauen sind. Extern können Kunden zum Beispiel per Whatsapp Medikamente vorbestellen. Im vergangenen Jahr schrieb die Unternehmerin ein Konzept für digitale Dienstleistungen im analogen Verkaufsraum, das beim Deutschen Apothekenpreis auf dem dritten Platz landete.
So wichtig die moderne Herangehensweise heutzutage auch sei, „so essenziell ist und bleibt die menschliche Seite. Ich bin überzeugt davon, dass die meisten Menschen zu uns kommen, weil sie gut pharmazeutisch beraten werden.“ In den nächsten Jahren will sie das gerne ausweiten und eine weitere Filiale eröffnen. Dass sie einmal wie ihre Mutter (die noch heute regelmäßig im Einsatz ist) selbständige Apothekerin werden würde, war indes nicht vorgezeichnet.
Nach dem Abitur in Freiburg ging sie nach Zürich und wurde bei der Swiss Air Flugbegleiterin im Langstreckeneinsatz. „Ich war damals kurz davor, mich auch als Pilotin zu bewerben“, erinnert sie sich an die frühen Zweitausender, doch dann ging die Airline in ihrer damaligen Form pleite und sie merkte zunehmend, dass solch ein Leben nicht sozialverträglich war. „Die Zeit war schön, aber es hat dann einfach gereicht“.
Mit einem Stipendium der Stiftung der Deutschen Wirtschaft in der Tasche ging sie anschließend nach Hamburg, um Pharmazie zu studieren und danach zu promovieren. Damit war der Weg zur fließenden Übernahme der heimischen Apotheke eingeschlagen, in der sie fortan gemeinsam mit ihrer Mutter arbeitete – und neben der Selbständigkeit eine eigene Familie gründete. Die energiegeladene Frau (Hobbies: Kitesurfen, Snowkiten, Gitarre, Geige, Cabriolet) hat vierjährige Zwillingstöchter und einen fünfjährigen Sohn.
Sie selbst ist in der gleichen Konstellation mit Zwillingsschwester und älterem Bruder aufgewachsen. „History repeats“, kommentiert sie das mit ihrer freudigen Art und erzählt davon, wie sie das Familienleben und die Arbeit jongliert. „Das Zeitmanagement ist nicht immer einfach, da muss man manchmal eben pragmatisch sein, das geht schon“. In ihr Zeitmanagement integriert die Apothekerin auch noch die aktive Mitgliedschaft im Landesapothekerverband, in der sie zeitweise dem Vorstand für die Region Freiburg angehörte und seit einigen Monaten auch jene beim VdU (Verband deutscher Unternehmerinnen), von dem sie begeistert ist.
„Ich brauche diesen Input, den man sonst in der alltäglichen Arbeit nicht bekommt“, sie profitiere vom Knowhow von Unternehmerinnen aus anderen Branchen und vor allem die Betriebsbesichtigungen seien immer wieder bereichernd für das eigene Tun. Dass es sich um einen reinen Frauenverband handelt, habe einen schönen Effekt. „Beim VdU geht es ja auch um die Work-Life-Balance, also den Spagat, den gerade Unternehmerinnen mit Kindern meistern müssen“.