Petersen, Streich und Saier kennt jeder – aber sie alle könnten nicht das sportliche Geschehen lenken, wenn nicht eine Vielzahl von Mitarbeitern im Hintergrund rund um die Spieltage für viele Standardsituationen bereit stünde: Eine Auswahl der Profis hinter den Profis.
PROTOKOLLE: RUDI RASCHKE
FOTOS: ALEXANDER DIETRICH
Daniela Danzeisen, 29, Projektmanagerin Neues Stadion, seit 2018 beim SC
„Mittlerweile verbringe ich fast mehr Zeit auf der Stadionbaustelle als an meinem Schreibtisch im Schwarzwald-Stadion. Meine Aufgabe lässt sich mit einem Satz schwierig beschreiben. In erster Linie kümmere ich mich darum, dass die Anforderungen des Vereins beim Bau des neuen Stadions umgesetzt werden.
Dabei fungiere ich mit meinen Kollegen an der Schnittstelle zwischen dem SC und dem Bauunternehmen Köster. Ich bin mir sicher, dass wir nicht nur ein funktionales, sondern auch ein sehr durchdachtes und schönes neues Stadion bekommen werden. Mir gefallen besonders die Barrierefreiheit und Kompaktheit des neuen Stadions. Am neuen Stadion hat ein Großteil der SC-Mitarbeiter mitgewirkt, sodass unsere speziellen Bedürfnisse und Ideen in die Umsetzung des Baus mit einfließen konnten.
Der Medienbereich kann zum Beispiel außerhalb der Spieltage räumlich mit der Aufwärmhalle verbunden werden, sodass unsere Profis mehr Platz zur Verfügung haben. Meine Vorfreude auf das neue Stadion ist groß, weil wir – abgesehen von Corona – eine der spannendsten Zeiten in der Geschichte des Vereins erleben. Der Stadionneubau gibt mir das Gefühl, bei etwas Historischem dabei zu sein.
Ich glaube, ich werde ziemlich emotional sein, wenn das erste Spiel dort angepfiffen wird. Zuvor habe ich Projekte in der IT-Branche gemanagt. Als ich zum Sport-Club wechseln konnte, ging für mich ein Traum in Erfüllung, weil ich mein Gelerntes, also Projektmanagement, auf den Sport übertragen kann, den ich liebe.“
Max Beckmann, 34, Zeugwart, seit 2016 beim SC
„Ich bin für die Kleidung der Spieler und Trainer sowie das sonstige Material und die ganze Logistik dahinter zuständig: Trikots, Trainingsklamotten, Schuhe – egal ob bei Heimspielen, auswärts oder im Trainingslager. Gerade bei Auswärtsspielen muss ich dabei auf alle Eventualitäten eingestellt sein. Ich bin am Ende verantwortlich, dass wir alles dabeihaben.
Es kann schon mal sein, dass wir Regenjacken im Gepäck haben, auch wenn die Sonne scheint und 34 Grad angekündigt sind. Mir macht es Freude in meinem Job, dem Team zu helfen – auch wenn ich nicht selbst auf dem Platz stehe. Ich habe morgens nicht das Gefühl, dass ich zur Arbeit gehe, es kommt mir eher vor wie ein Hobby, das ich zum Beruf gemacht habe.
Es könnte eine stressige Saison werden, weil wir praktisch keine Winterpause haben. Dennoch freue ich mich, wenn in der Bundesliga wieder der Ball rollt. Sportlich wird es wie jedes Jahr spannend, eine Wundertüte, aber das macht die Vorfreude ja aus.“
Sarah Maier, 30, zuständig für Hospitality und Events, seit 2020 beim SC
„An einem normalen Spieltag mit Zuschauern bin ich ständig im Austausch mit den Servicekräften und Köchen, die bei uns das Catering machen. Unter der Woche bereiten wir die Räumlichkeiten vor, kümmern uns um die organisatorischen Dinge und gehen am Samstagmittag ins Meeting, bevor das Stadion geöffnet wird.
Als Event-Managerin habe ich zuvor in der Veranstaltungsabteilung des Europa-Parks gearbeitet und dort neben der Gastronomie auch die Bereiche Dekoration, Technik und Künstler koordiniert. Im neuen SC-Stadion werde ich künftig nicht nur für die Bundesliga-Spieltage zuständig sein, sondern auch für Drittveranstaltungen wie Tagungen, Abendveranstaltungen oder kleinere Messen.
Je nach Veranstaltungsart können wir zwischen 30 und 2000 Menschen beherbergen, am Spieltag sind es über mehrere Räume verteilt rund 2000 Gäste. Aktuell bin ich auch immer wieder auf der Stadionbaustelle, um interessierten Firmen und Privatpersonen erste Eindrücke der neuen Bereiche und des Stadions zu vermitteln. Für mich steigt vor allem die Vorfreude, das Haus einmal voll bespielen zu können.“
Niklas Ziegler, 36, Gesellschaftliches Engagement, seit 2010 beim SC
„Die Arbeit der Abteilung Gesellschaftliches Engagement steht unter dem Motto ‚Mehr als Fußball‘. Im Zentrum unserer Aktivitäten stehen die Bewegungsförderung von Menschen aus der Region – vor allem bei Kindern und Jugendlichen – und die Fortbildung von Trainern und Schul- Mitarbeitern. Darüber hinaus engagieren wir uns in der Region mit Bildungs-, Solidaritäts- und Umweltprojekten. In einer „normalen“ Saison organisieren wir in enger Abstimmung mit der Freiburger Fußballschule, unserem Nachwuchsleistungszentrum, etwa 600 Veranstaltungen für knapp 20.000 Menschen.
Im Schuljahr 2020/21 sind wir trotz Corona mit 16 Sportangeboten pro Woche in Freiburger Grundschulen und einem Kindergarten aktiv. Wir wollen die Begeisterung der Kinder für Bewegung fördern und sie von den Spielekonsolen fern halten. Sie sollen nicht nur unseren Profi- und Nachwuchsteams beim Kicken zuschauen, sondern auch selbst Sport treiben. Als wir im März alle folgenden Veranstaltungen und Projekte absagen mussten, konnten wir unter anderem mit Hilfe der Videos unserer „Füchsle-Ballschule online“ ein digitales Sportangebot auf die Beine stellen.
Dabei haben wir auch mit verschiedenen anderen Freiburger Sportvereinen zusammengearbeitet. Unser Team freut sich riesig auf das kommende Schuljahr. Jede Woche die Begeisterung der Kinder für den Sport zu erleben und ihre Fortschritte zu begleiten – das macht Sinn und riesigen Spaß. Die Menschen in unserer Region für Sport begeistern, dafür brennen wir.“
Alfred Melcher, 64, Leiter Greenkeeping, seit 2000 beim SC
„Mit einem Team von insgesamt drei Leuten bin ich für den Rasen verantwortlich, den der Sport-Club hier am Standort zur Verfügung hat. Dazu gehört der Platz im Stadion, der Trainingsplatz und eine kleine Fläche für die Torhüter hinter der Nordtribüne. Mehr Hitzetage, Trockenheit, Tropennächte: In den letzten Jahren spüren wir, dass der Klimawandel auch dem Fußball zusetzt. Seit drei Jahren müssen wir uns vermehrt mit Pilzbefall auseinandersetzen.
Im Schwarzwald-Stadion haben wir – verglichen mit anderen Bundesliga- Standorten – noch recht günstige Bedingungen, was Luft und Licht angeht. Bei der Rasenpflege geht es, neben dem Einsatz von Hightech-Geräten, immer auch um etwas Einfühlungsvermögen, damit die Pflanze gesund bleibt. Wir versuchen, chemische Mittel zu vermeiden und arbeiten zum Beispiel mit Algenprodukten, die der Pflanze notwendige Aminosäuren und Kohlehydrate zur Verfügung stellen.
Im Wesentlichen ist das keine Wissenschaft, sondern Erfahrung und Ausprobieren. Natürlich ist die Stimmung im Stadion in Zeiten von Corona nicht vergleichbar mit den vergangenen Jahren. Es fehlen zum Beispiel die letzten Prozent durch die SC-Fans, wenn unsere Mannschaft in Rückstand gerät. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die Saison, weil ich finde, dass die reine Qualität des Spiels erstmal nicht abgenommen hat ohne Zuschauer. Da unsere Arbeit nach jedem Abpfiff von den Schiedsrichtern bewertet wird, hoffe ich, dass wir uns wieder an der Platzierung unserer Profis orientieren können: Vergangene Saison lag auch unser Rasen nach Noten am Schluss auf Platz 8.“
Carmen Kranzer, 53, Leitung Housekeeping, seit 2001 beim SC
„Gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen führe ich am frühen Morgen sämtliche Reinigungsarbeiten in unserer Geschäftsstelle durch. Meine Funktion beim Sport-Club ist ähnlich der einer Hausdame in Hotels, die Dienste einteilt und selbst mit anpackt. Mir ist es wichtig, dass es nicht nur sauber ist, sondern ich auch ein wenig ‚Herz‘ einbringen kann, zum Beispiel mit Blumen und Dekoration.
‚Schöner Wohnen‘ sagen manche Kollegen im Spaß über meine Arbeit. Im Februar sind es 20 Jahre, die ich beim Sport-Club tätig bin. Im Vergleich mit den Hotels in Baiersbronn oder am Tegernsee, wo ich vor meiner SC-Zeit tätig war, mag ich die coole Atmosphäre und die Möglichkeit zur Selbstorganisation im Verein. Und ich schätze unser Trainerteam sehr: Als ich angefangen habe, waren Christian Streich, Klemens Hartenbach und Patrick Baier damals noch in unserer Jugend tätig, die Fußballschule wurde gerade gebaut.
Während der Geisterspiele in der Corona-Zeit war ich anfangs fast nervöser als im üblichen Ligabetrieb. Die Zusammenarbeit mit dem Freiburger Gesundheitsamt, zum Beispiel bei Hygienefragen, habe ich als sehr kooperativ und gut empfunden. Trotz aller Ungewissheit, wann wir wieder im Normalbetrieb spielen und arbeiten können, freue ich mich, dass es endlich wieder losgeht. Die letzte Saison mit dem 8. Tabellenplatz war sportlich sehr entspannt, wir standen zu keinem Zeitpunkt der Saison auf einem zweistelligen Tabellenplatz. Am liebsten wäre mir, wenn es so weitergeht.“
Andreas Gehring, 57, Leiter Ordnungsdienst, seit 1982 beim SC
„Dieses Jahr beginnt meine 39. Saison beim Sport-Club. Zu meinem Aufgabenfeld gehört die Koordination von rund 260 Ordnerinnen und Ordner, die sich im normalen Spielbetrieb um die Sicherheit der gut 24.000 Zuschauern im Schwarzwald-Stadion kümmern.
Im neuen Stadion werden es dann nochmals deutlich mehr sein. Die Sicherheitsanforderungen bei einem Bundesligaspiel sind im Lauf von fast vier Jahrzehnten natürlich gestiegen. Wir haben unter der Woche und am Spieltag daher zahlreiche Besprechungen und wissen schon vor dem Spieltag genau, wie viele Gästebusse anreisen. Trotz des gestiegenen Aufwands ist das Miteinander und der Spaß in einem eingeschworenen Team immer noch entscheidend für mich.
Dazu gehört auch, dass man sich mit den Kollegen der Gastvereine nach dem Spiel auf ein Bier treffen kann, die meisten Auswärtsteams kommen gern nach Freiburg. Natürlich ist unsere Arbeit an einem Spieltag ohne Zuschauer und Gästefans eine völlig andere. Aber ich freue mich trotzdem, wenn solche Treffen wieder stattfinden und wir die Spiele ohne Mundschutz erleben können.“