Im Kurort Bad Krozingen hat eine Mehrheit von Bürgern über das Instrument des Bürgerentscheids verhindert, dass in diesem Kurort ein richtig großes Kurhotel gebaut wird. Im Kurpark, wie das üblich ist. Der Gemeinderat und der Bürgermeister werden diesen Bescheid akzeptieren, obwohl sie genau das Gegenteil wollten – eben ein Kurhotel im Kurpark der Kurstadt Bad Krozingen. Demokratisch getroffene Entscheidungen sind nun mal so hinzunehmen wie sie sind. Darüber muss man nicht streiten, das ist Konsens. Aber über die Bürgermehrheit, die das Kurhotel gekippt hat, darf man selbstverständlich den Kopf schütteln. „It’s only a Train Station“ (Es ist nur ein Bahnhof) hatte einst verwundert die renommierte Times getitelt, als sie über die Befindlichkeit der Stuttgarter zum Thema „Stuttgart 21“ berichtete. Ein paar Nummern kleiner verhält es sich in Bad Krozingen ebenso. Es ist doch nur ein Kurhotel, dazu in einem Kurort – was finden denn um Himmelswillen die gegen das Projekt anrennenden Bad Krozinger daran anstößig? Wir haben selbstverständlich gelesen, was da an Argumenten gegen das Vorhaben eingewendet worden ist. Es sind geschmäcklerische Bedenken von Menschen, denen Veränderungen an sich ein Gräuel sind. Eben wie in Stuttgart. Das ist ja akzeptabel, aber im Ergebnis katastrophal. Welcher Investor wird denn noch einen Ort in seine Planung einbeziehen, in dem Weiterentwicklungen nicht gewünscht sind? Die Antwort liegt auf der Hand. In Freiburg ging parallel ein Bürgerentscheid zum angepeilten Bau eines neuen Stadions klar für die Befürworter aus – auch dieses Signal ist klar: die Mehrheit der Bürger sieht Veränderungen als Chance, nicht als Problem. Es steht uns nicht zu, Noten für die besseren Bürger zu verteilen. Aber wir sind sehr wohl der Meinung, dass die Mehrheit der Bürger in Bad Krozingen aus welchen Gründen auch immer ein krachendes Eigentor geschossen hat. Hoffentlich können das die gewählten Vertreter eben jener Bürger irgendwie reparieren.
Jörg Hemmerich