Der Gemeinderat der Stadt Freiburg hat vergangenen Dienstag die Satzung für den Bebauungsplan Güterbahnhof Nord beschlossen. lange 13 Jahre hat das gedauert. Nun steht fest: Auf rund 300.000 Quadratmetern, also einer Fläche fast so groß wie die Freiburger Innenstadt, sollen Gewerbeflächen auf rund 140.000 Quadratmeter Platz finden und Wohnungen für rund 2.000 Menschen. „Der Satzungsbeschluss ist der letzte und entscheidende planungsrechtliche Schritt, um die seit langem größtenteils brachliegende, innerstädtische Bahnfläche in ein modernes Wohn- und Gewerbequartier zu verwandeln“, erklärte Freiburgs Baubürgermeister Prof. Martin Haag heute bei einer Pressekonferenz zusammen mit Thaddäus Zajac, Geschäftsführer der Aurelis Real Estate GmbH & Co KG, Eschborn und Bernd Dallmann, Geschäftsführer der Freiburg Wirtschaftsimmobilien (FWI).
Eine wesentliche Voraussetzung für den Satzungsbeschluss war die Entscheidung des Eisenbahnbundesamts von Ende November 2014, das Areal von Bahnbetriebszwecken freizustellen und die Planungshoheit an die Stadt Freiburg zurückzugeben. Damit endet eine über hundertjährige Geschichte – 1905 wurde hier der Güterbahnhof eröffnet – und eine neue beginnt.
Anfang 2001 schloss die Stadt Freiburg mit der Deutschen Bahn eine bundesweit einmalige Rahmenvereinbarung ab, um brachliegende Bahnflächen im Stadtgebiet nach gemeinsam definierten Zielen städtebaulich hochwertig zu entwickeln. Im gleichen Jahr beschloss der Gemeinderat die Aufstellung eines Bebauungsplans für das gesamte Areal Güterbahnhof Nord. Ursprüngliches Ziel war es, ein hochwertiges, attraktives Gewerbeareal mit Schwerpunkt auf Forschung, Technologie und Dienstleistungen zu entwickeln. Anfang 2012 fasste der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss, dass im zentralen Gebiet der Fläche neben Arbeiten auch Wohnen in einem gemischt genutzten Gebiet möglich sein sollte. Das Eigentum der Flächen ging 2003 auf die Aurelis über. Sie startete ab 2009 mit der umfangreichen Sanierung des historischen Zollhallengebäudes, der angrenzenden Güterhallen sowie der aufwendigen Umgestaltung des Zollhallenplatzes mit einem Pavillon.
Im letzten Jahr dann passierte viel auf dem Gelände: Das gesamte Baugebiet ist bereits abgeräumt und für die künftige Bebauung vorbereitet. Die Erschließungsarbeiten mit Halbanschluss an die B 3 sind so gut wie abgeschlossen, rund 60 Prozent der Verkehrserschließung auf dem Gelände sind fertig. Ende des Jahres sollen der Anschluss an die Karlsruher Straße sowie der Halbanschluss mit einem Brückenbauwerk über den Rossgässlebach an die Isfahanallee fertig sein. Gleichzeitig hat Aurelis etwa 53.000 Quadratmeter Grünflächen anlegen lassen. Das Energiekonzept gibt vor, dass das Areal über zwei gasbetriebene Blockkraftheizwerke mit Wärme versorgt und die Freiburger Neubau-Standards erreicht werden.
Aurelis hat bislang knapp 160.000 Quadratmeter verkauft, davon rund 83 Prozent im Mischgebiet und rund 63 Prozent im reinen Gewerbegebiet. Von den insgesamt rund 390.000 Quadratmetern realisierbarer Geschossfläche wurden etwa drei Viertel verkauft: im Mischgebiet etwa 86 Prozent, im Gewerbegebiet etwa 66 Prozent. Für das rund 4 Hektar große von der FWI erworbene Gebiet hat der Aufsichtsrat Grundstücksverkäufe im ersten Abschnitt genehmigt. Dort werden sich die Firmen Extrol Schulz Mineralöl GmbH, Anhängerland Freiburg und die Firma W. und L. Jordan GmbH ansiedeln. Für den zweiten Abschnitt wird die FWI die Vermarktung 2016 beginnen, für den dritten Abschnitt 2017.
„Der vierte und letzte Teilbaubereich mit einer Gesamtgröße von 16.000 Quadratmetern steht wegen artenschutzrechtlicher Auflagen wohl erst im Jahre 2017 für eine Bebauung zur Verfügung“, berichtet Bernd Dallmann. Das Interesse an den kleineren Grundstücken für Handwerksunternehmen sei aber schon jetzt sehr groß. „Für diesen Bauabschnitt liegen bereits fünfzehn Bewerbungen vor. Gern hätten wir einen größeren Teil des Güterbahnhofareals diesen Interessengruppen zur Verfügung gestellt.“ Dies vor allem, weil in der Stadt ansonsten wenig solcher kleineren Flächen zur Verfügung stehen. Für die Vergabe hat die FWI daher Kriterien wie bisheriger Standort in Freiburg oder in der Nähe, die Anzahl der Arbeitsplätze sowie sinnvolle Flächenausnutzung und gute Architektur festgelegt.
Bereits gebaut ist das Anfang Oktober 2014 in Betrieb gegangene Studierendenwohnheim „Campo Novo“ mit 326 Appartements an der Eugen-Martin-Straße. Auf einem Grundstück zwischen der Güterhallen- und der Waldkircher Straße entsteht aktuell ein Wohn- und Geschäftshaus mit Druckereigebäude und Tiefgarage der Freiburger Firma Simon Druck. Weitere Projekte sind in Planung, einige Bauanträge bereits eingereicht. Dazu gehören zwei Hotelneubauten, die bereits zwei Mal in öffentlicher Sitzung des Gestaltungsbeirats diskutiert wurden. Gleichzeitig hat der Investor, die Firma Revitalis Real Estate AG aus Hamburg, auf rund 10.000 Quadratmeter Miet-Wohnungen fertig geplant. Auf Grundlage eines Wettbewerbs wird der Investor Paul Heinze mit seiner Firma Immo-Wohnbau-Projekt aus Karlsruhe auf einer 14.000 Quadratmeter großen Fläche ein 80-Millionen-Euro Projekt realisieren. Es ist eine gemischte Nutzung vorgesehen, von Büros, Praxen, Wohnungen und einem Pflegeheim für Senioren. Der Projektentwickler Bouwfonds plant ein 40-Millionen-Euro-Projekt mit 10.000 Quadratmetern Gewerbeflächen und rund 100 Wohnungen.
Diese Entwicklung freut Baubürgermeister Haag: „Schon die Ergebnisse der bisherigen städtebaulichen Wettbewerbe sowie die Beratungen im städtischen Gestaltungsbeirat lassen erkennen, dass die Entwicklung rasant und zugleich gestalterisch hochkarätig vorangetrieben wird. Das Güterbahn Areal ist ein Gewinn für Freiburg und die Stadtentwicklung.“