„Konzeptionelle Fotografie“ – so lautet die Gattung, die Markus Edgar Ruf aus Weil am Rhein für seine Arbeiten beansprucht.
VON RUDI RASCHKE
Seine Bilder sind auf faszinierende Weise ohne allzu große Trennschärfe zwischen Kunst, Berichterstattung und Werbung angesiedelt, wie allein das Portfolio auf diesen Seiten zeigt. „Konzeptionell“ daran ist für den 38 Jahre alten Ruf, dass nicht ein festgelegtes Motiv die spätere Fotografie festlegt, sondern eine Idee, ein Konzept oder ein Zweck dem Bild vorausgehen.
Ruf kam zur Fotografie über andere Blickrichtungen als mit Auge des Kamerabesitzers: Es waren die Musik, die eigene Band und die Suche nach einem „neuen Totenkopf-Logo für die Shirts“, wie er sagt. Aus der Gestaltungsfrage wurde ein Grafik-Studium, danach kam das Fotografieren in den Vordergrund, heute macht er in der Gestaltung beides.
Zu seinen Kunden zählen Unternehmen im Dreiländereck, aber auch internationale Firmen, der japanische Motorradbauer Suzuki ist ebenso dabei wie das Schweizer Küchengerät Pacojet. Für alle von ihnen ist er nicht nur ein Fotograf, sondern zugleich Ansprechpartner mit eigener Agentur, die zeitweise bis zu 12 feste wie freie Mitarbeiter um ein Set schart.
Aber eben als Netzwerk, mit dem man sich keinen klassischen Apparat „ans Bein bindet“, wie er sagt. Ein Auftrag für eine Marke wie beispielsweise Rufs Kunden „Horl Rollschleifer“ schließt eben eine Vielzahl von Geschichten, Texten, Videos und nicht zuletzt Bildern ein, die auf vielen Kanälen Verbreitung finden.
Auch hier: Am Anfang steht das Konzept, nicht das Motiv des Produkts oder der Unternehmerfigur. Schön zu beobachten auch bei der Idee eines „Road Trips“ für das Porsche Zentrum Lörrach, bei dem Markus Edgar Ruf auf weit mehr Erzählebenen mit Persönlichkeiten und der Region gearbeitet hat als nur mit glanzvoller Automobil- Fotografie.
Ruf sagt, dass er immer in einen grundsätzlichen Austausch mit der Marke eintrete, der „Lücken schließen“ wolle, was Stories, Formate und Konzepte angehe. Ruf gestaltet Websites für deutsch-schweizerische Immobilienunternehmen, die eben nicht wie typische Maklerauftritte gestaltet sind, sondern individuell. Und er geht mit Köchen auf die Jagd oder betreut besondere Architekturprojekte.
Aktuell nutzt er wie fast jeden Januar den ersten Monat des Jahres in einer Art kurz-Sabbatical, um neue Ideen zu schöpfen, die sich dann auch in der künstlerischen Arbeit widerspiegeln. Beispielsweise die Einstiegsmotive auf diesen Seiten, die dem Projekt „Obscure“ mit Azadeh Falakshahi und Sylvie Thümmler entstammen.
Plus visuelle Experimente der Reihe „Edgar und Dieter“, gemeinsam mit einem Freund, der ebenfalls einen knuffigen Zweitnamen trägt. Kampagne, Reportage, Fotokunst oder -Alltag: auf den ersten Blick ist nicht immer klar, wer der Absender der Arbeiten Rufs ist und wer der Empfänger. Was im besten Sinne Aufmerksamkeit für gute, anregende Werbung schafft – medienübergreifend, ideenreich, kollaborativ in der Entstehung. Und durch alle Genres hindurch mit einer verbindenden Handschrift.