Die Pandemie verlangt neue Ideen von der Arbeitswelt. Claudia Handke stellt deswegen ihre Kommunikationsagentur inhaltlich breiter auf. Über eine Unternehmerin und Netzwerkerin.
VON DANIEL RUDA
Natürlich, die Coronakrise habe auch bei ihr viel umhergewirbelt, erzählt Claudia Handke. Die Unternehmerin mit eigener Kommunikations- und Eventagentur in Freiburg kann die ganze Bandbreite der Aufs und Abs spielen beim Gespräch in Monat elf der Pandemie. Die tiefen Töne handeln zum Beispiel von der eigenen Infektion im Frühjahr 2020, vom seither noch immer eingeschränkten Geschmackssinn. Aber auch von den wirtschaftlichen Sorgen, weil die Hälfte des Umsatzes weggebrochen ist, vor allem durch das fehlende Event-Geschäft. Auch das Hadern mit dem Thema Homeoffice steht auf jenem Notenblatt. „In der Kreativbranche funktioniert das nicht, bessere Ideen entstehen, wenn man direkt miteinander arbeiten kann“, sagt Claudia Handke.
Doch es gibt auch die andere Seite, die fröhlichen Töne, die diese Pandemie glücklicherweise auch in ihr Leben gebracht hat. Die 51-Jährige spricht dann von der Entschleunigung. Sie sei zum Beispiel viel mehr draußen in der Natur. „Nur das Geschäft fehlt mir gerade, sonst nichts.
In den vergangenen Jahren sei sie quasi nonstop unterwegs gewesen, habe keinen Termin oder Event ausgelassen. Vielleicht sei das alles auch ein bisschen viel gewesen, daher tue die Zwangspause eigentlich ganz gut. Dass auch die finanziellen Hilfen der Bundesregierung bei ihr zuverlässig und schnell angekommen sind, helfe natürlich auch. „Dafür bin ich dankbar, aber wir brauchen auch ein Stufenkonzept, wie es weitergehen kann, zum Beispiel im Veranstaltungsbereich“, fordert sie als Mitglied der Freien Wähler von politischen Entscheidungsträgern in Berlin – und in Freiburg.
Ausbildung zur Krisenmanagerin
Ihre eigenen beruflichen Entscheidungen waren in den letzten Monaten eine Art Flucht nach vorne. Mit einer frisch absolvierten IHK-Ausbildung zur sogenannten Krisenmanagerin im Gepäck ist Handke etwa gerade dabei, ihre eigene fünfköpfige Agentur inhaltlich neu aufzustellen. Neben den klassischen Bereichen Kommunikation und Events, in denen sie für regionale Firmen zum Beispiel Werbekonzepte entwickelt, findet sich nun auch der Bereich Management im Portfolio. „Unternehmen beraten, wie sie strategisch und analytisch Wege aus einer wie auch immer gearteten Krise finden und sich neu positionieren können“, beschreibt sie den Kern der Sache. Unter anderem mit Methoden zur Persönlichkeitsentwicklung und Teamzusammensetzung sowie dem Erstellen von Leitfäden zur Krisenkommunikation beschäftigt sie sich dabei.
An der Magnetwand neben ihrem Schreibtisch hängen nicht zuletzt deshalb gerade die Auswertungen des eigenen Teams aus dem bekannten DISG-Persönlichkeitstest (die Abkürzung steht für “Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit”). Bei den Bereichen Kreativität und Gewissenhaftigkeit schlägt ihr eigenes Pendel da am meisten aus. Handke fühlt sich gut getroffen. „Das passt.“
„Kommunizieren, Netzwerken, das kann ich“
Claudia handke
Die gelernte Industriekauffrau und Betriebswirtin kam Anfang der nuller Jahre in eine Freiburger Werbeagentur und fand schnell Geschmack daran, an Ideen und Konzepten für Kunden und deren Marketing zu werkeln und mit ihnen dabei in engem Kontakt zu stehen. Bald darauf machte sie sich in der Branche selbständig. Das Autohaus Schmolck aus Emmendingen war damals ihr erster Kunde und ist bis heute einer der wichtigsten für die gebürtige Berlinerin, die seit 30 Jahren in Freiburg lebt und ihr Büro um die Ecke vom Rathausplatz hat. Wenn Sie durch die Stadt laufe, kommt sie oftmals nicht ohne einen kurzen Stopp irgendwo an, weil sie wieder jemanden getroffen habe. „Kommunizieren, Netzwerken, das kann ich“, umschreibt sie ihr umtriebiges Wesen, „das war schon immer so“. Deswegen wollte sie auch Unternehmerin und ihre eigene Chefin werden. „Arbeit und Freizeit lassen sich bei mir nicht trennen, das fließt immer wieder ineinander“.
Der wertvolle VdU in der Corona-Zeit
Zum Beispiel bei ihrem Engagement in Verbänden, Handke ist Mitglied in mehreren, drei Jahre lang gehörte sie zum Bundesvorstand der Wirtschaftsjunioren und aktuell ist sie im Regionalverband Südlicher Oberrhein aktiv.
Seit ein paar Jahren ist sie auch Mitglied im Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU), „in der Pandemie hat sich der Wert und Zusammenhalt des Verbands gezeigt, die Frauenpower dort ist grandios“, erzählt sie. Ob auf nationaler Ebene oder im badischen Landesverband, der VdU habe immer schnell über alle möglichen Dinge informiert und die Mitglieder mit Webinaren ins Boot geholt. „Das hat mich vor allem im ersten Lockdown gerettet“, sagt Handke. Nun hofft sie wie alle, dass es nach dem zweiten wieder aufwärts geht.
Dieser Artikel erschien zuerst in unserem Printmagazin in der Ausgabe Februar 2021. Hier geht’s zum Abo!