Bis zum Baubeginn im neuen Freiburger Stadtteil Dietenbach vergehen noch vier Jahre. Die nächsten 20 Monate will die Sparkasse als Grundstückvermarkter gezielt die Bedarfe ermitteln.
VON ANNA-LENA GRÖNER
Eigenheim oder Miete, gefördert oder nicht, Townhouse oder Geschossbauwohnung: Auf der neuen Website www.freiburg-dietenbach.de sollen sich so viele Menschen wie möglich registrieren, um ihre Wohnungssuche zu hinterlegen. Genossenschaften, private Bauträger, Mietshäusersyndikate oder Baugruppen sollen es ihnen in größerem Maßstab für ihre Nachfrage nach Flächen gleichtun.
Denn noch weiß niemand, in welchem Rahmen sich der Anspruch – Wohnraum schaffen für 15.000 Personen – verwirklichen lässt. Ein städtebaulicher Entwurf für sechs Bauabschnitte liegt zwar vor, aber die exakte Positionierung von Wohnen und Gewerbe kommt später. Fest steht lediglich, dass es die maximal mögliche Mischung von Wohntypen und Finanzierungstypen geben soll.
„Es wird kein gutes oder schlechtes Dietenbach geben“, kündigte Freiburgs Baubürgermeister Professor Martin Haag dann auch bei einer Medienkonferenz zum Thema an. Also kein Dietenbach der getrennten Edel-Eigenheime und der Sozialwohnungen oder der Mehrfamilien- vs. Einfamilienhäuser.
Zunächst konnte Ingmar Roth, für die Sparkasse als Geschäftsführer bei der EMA („Entwicklungsmaßnahme Dietenbach“) eingesetzt, erfreuliche Nachrichten bekannt geben: Die 413 einzelnen Grundstücke, die den neuen Stadtteil bilden werden, seien ausnahmslos optioniert, lediglich bei 2 von 74 Erbengemeinschaften seien letzte Fragen zu klären, die Abwendungsvereinbarung für den Freiburger Gemeinderat Ende 2022 damit auf den Weg gebracht.
Verteilung Dietenbach
Nachdem auch das Land eine größere Fläche frei gegeben hat, sei nun die spannende Frage, welche Grundstücke die Stadt bekomme und welche die Sparkasse. Baudezernent Haag skizzierte die nächsten Schritte mit der Offenlage für den Bebauungsplan und einer wirtschaftlichen Vermarktung. Bis zur finalen Vergabe der Grundstücke sei nicht nur die Frage „wer baut was für wen“ zu beantworten, sondern auch die Verteilung entlang von Strukturen und Konzepten – eben weil hier kein ganzes neues Quartier „en bloc“ veräußert werden solle.
Mit der Website will die Sparkasse nun nicht nur ermitteln, was potenzielle Käufer oder Mieter wünschen (auch die Finanzierung wird für sie Thema), sondern auch, welche Wanderungsbewegungen innerhalb der Stadt und des Umlands in Richtung Dietenbach anstehen könnten. Es wird aber auch kein ganz repräsentatives Stimmungsbild, dass die Sparkasse mit ihrer EMA hier erstellt.
Es deutet sich an, das die Nachfrage nach gefördertem Wohnraum, also sozialem Wohnungsbau, sich vermutlich nicht in einer wer-suchtwas-Homepage für die nächsten Jahrzehnte abbilden lasse. Auf die gewerblichen Bauherren werde man ohnehin aktiv zugehen, damit sie sich eintragen, sagt Haag. Und natürlich sei diese Art Anmeldung „nicht als statisches, sondern dynamisches Projekt“ zu verstehen, sagt Roth, bei dem keineswegs finale Angaben über den Lebensstil in sechs oder sieben Jahren abgefragt würden.
Die eigentliche Schwierigkeit dürfte ohnehin sein, die recht detaillierten Abfragen beispielsweise bei nicht-geförderten Mietwohnungen dann tatsächlich mit Immobilienunternehmen in Verbindung zu bringen. Oder eine Überzeichnung bei anderen Wohnformen mit den städtebaulich vorgesehenen Einheiten zu „matchen“. Ein Einfamilienhauskiez mit Gartengrundstücken, um einen bundesweiten Diskurs aufzugreifen, ist in Dietenbach ohnehin nicht vorgesehen. Der alte Traum vom Häusle oder Reihenhäusle wird hier im urbanen „Townhouse“ gelebt werden müssen, wenn bis ins Jahr 2045 nicht noch mehr Fläche verbraucht werden soll.