Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung werden in der Wirtschaft zunehmend wichtiger. Viele Unternehmen integrieren die Themen in ihr Leitbild. Wie umweltverträgliches und soziales Handeln beim regionalen Energieversorger Energiedienst vermittelt wird, erläutert Kommunikationsreferent Axel Langer im Gespräch.
Interview: CHRISTINE WEIS
Sie haben sich in ihrer Unternehmensstrategie 2030 das Ziel gesetzt, „Gestalter einer lebenswerten Gesellschaft zu sein, in der nachhaltig leben und wirtschaften selbstverständlich ist“. Das ist eine ehrbare Vision, die Handlung einfordert, aber auch der Erklärung bedarf. Welche kommunikativen Hebel nutzt Energiedienst, um diese Botschaft zu vermitteln?
Unsere Strategie – und die Fortschritte bei ihrer Umsetzung – erläutern wir Öffentlichkeit, Investoren und Kunden ausführlich auf allen Kanälen, die uns zur Verfügung stehen, vom Geschäftsbericht über Online- bis Kundenmedien. Den strategischen Rahmen bildet dabei die Klimaneutralität – und das bereits jetzt, nicht erst in Jahrzehnten. Seit dem 1. Januar 2020 ist die gesamte Energiedienst-Gruppe klimaneutral, als eines der ersten integrierten Energieversorgungsunternehmen. Das gilt für die komplette Wertschöpfungskette: Unter der Marke NaturEnergie vertreiben wir Ökostrom aus Wasserkraft, sind aber auch in der Produktion und der Stromverteilung über die Netzgesellschaften klimaneutral. Wir können also kommunizieren, was wir tun, denn wir tun eine Menge. Nachhaltigkeit, Klimaschutz oder das Zusammenspiel von Ökonomie und Ökologie setzen wir bei Wasserkraft und Stromnetzen ebenso um wie bei Wärme- und Energielösungen, Photovoltaik oder E-Mobilität. Alle Geschäftsfelder haben einen Bezug zu Nachhaltigkeit, wir müssen nicht mühsam nach Belegen suchen, sondern können uns die besten Geschichten aussuchen.
Corporate Social Responsibility (CSR) ist der Fachbegriff für verantwortungsvolles Wirtschaften zum Wohle von Umwelt und Gesellschaft. Seit 2007 gibt es ein CSR-Richtlinien-Umsetzungsgesetz, das börsennotierte Firmen mit mehr als 500 Mitarbeitern verpflichtet, ihr Handeln in diesem Sinne zu dokumentieren. Wie ist CSR bei Energiedienst verankert?
Die Energiedienst-Gruppe ist ein deutsch-schweizerisches Unternehmen, das in Zürich börsennotiert ist. Wir berichten über CSR-Themen nach dem Standard der Global Reporting Initiative (GRI) und veröffentlichen jährlich einen Kennzahlenbericht zur Nachhaltigkeit.
Klimaschutz und Nachhaltigkeit und haben die Aufmerksamkeit des Managements. Als Energieversorger sind wir natürlich besonders gefordert, zu einem gesamtgesellschaftlich effizienten Umgang mit Strom und Wärme beizutragen. CSR als Themenspektrum wird vom Umweltmanagement und der Kommunikation betreut, beide berichten direkt an die Geschäftsleitung. CSR ist auch intern ein wichtiges Thema: Der Fuhrpark wird auf E-Mobilität umgestellt, es gibt eine ökologische Reiserichtlinie, Mitarbeitende können als „Klimamacher“ Verbesserungsvorschläge einreichen, wovon sie rege Gebrauch machen. Und das sind nur einige Beispiele. Die Verankerung ist also auch bei den Mitarbeitenden stark.
Nachhaltigkeit schreiben sich heute viele Unternehmen auf die Fahnen, auch wenn sie dem nicht nachkommen. Als Ökostromlieferant steht Energiedienst nicht im Verdacht von Greenwashing. Dennoch oder gerade deswegen schaut die Öffentlichkeit genau hin. Wie wichtig ist Transparenz?
Glaubwürdigkeit ist ein hohes Gut für die Reputation eines Unternehmens, deshalb ist uns Transparenz sehr wichtig. Bestimmte Dinge sind relativ einfach – unseren Ökostrom kann man nicht sehen, aber unsere Wasserkraftwerke am Hochrhein und im Schwarzwald besichtigen. Führungen in den Kraftwerken gehören zum Aufgabenbereich der Unternehmenskommunikation. Bei den Kraftwerken sind wir stolz auf die Aufstiegshilfen und Umgehungsgewässer für Fische und arbeiten mit Naturschutzverbänden und Fischereivereinen zusammen.
Wir informieren kontinuierlich mit Pressearbeit, über Social Media und in unternehmenseigenen Kanälen über neue Projekte. Gleichzeitig veröffentlichen wir Kennziffern wie die installierten Photovoltaikanlagen und öffentlichen Ladesäulen, oder die mit Elektroautos im Carsharing gefahrenen Kilometer. Neben Geschäftsbericht und Kennzahlenbericht zur Nachhaltigkeit publizieren wir jährlich ein Magazin, das die wichtigsten Entwicklungen, Zahlen und beispielhafte Projekte zeigt. Alle Publikationen sind online zugänglich.
Bei NaturEnergie können Mitarbeiter und Kunden Naturpioniere werden. In kurzen Videos präsentieren sich Mitarbeiter als Fürsprecher für mehr Umweltschutz und eine bessere Zukunft. Worauf zielt diese Kampagne?
Genau gesagt sind es zwei aufeinander folgende Kampagnen gewesen, die unser Marketing verantwortet. In den Imagekampagnen geht es darum, die Botschaft „Energiedienst ist klimaneutral“ zu vermitteln. Die Aktionen ergänzen damit die entsprechenden PR-Aktivitäten in der Unternehmenskommunikation. In der ersten Kampagne unter dem Motto „Natur bietet Perspektive“ zeigen die Protagonisten, meistens Mitarbeitende, wie einfach es ist, im Alltag einen ökologischen Beitrag zu leisten. Sie gehen mit gutem Beispiel voran. In der zweiten Kampagne geben unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen Einblick in ihre Tätigkeit bei Energiedienst. Und in weiteren Sequenzen sieht man dann unsere Kunden, die sich als NaturPioniere für Klimaschutz einsetzen. Die Ziele der Kampagnen sind klassisch: Sichtbarkeit erhöhen, Emotionalisierung unserer Marke NaturEnergie, unter der wir seit 1998 Ökostrom vertreiben, und die Verknüpfung mit dem Wert Nachhaltigkeit.
Welches weitere Projekt wird aktuell umgesetzt und was steht langfristig auf dem Plan?
Die Energiedienst-Gruppe will nicht nur selbst klimaneutral sein, sondern auch ihren Kunden helfen, klimaneutral zu werden. Ab 2025 wird Energiedienst auch Geschäfts- und Industriekunden ausschließlich Ökostrom anbieten. Momentan nutzt knapp die Hälfte der Geschäfts- und Industriekunden Ökostrom, hier ist also noch Überzeugungsarbeit zu leisten.
Auf hohes Interesse bei Städten und Gemeinden, die auch in Richtung Klimaneutralität unterwegs sind, stoßen Nahwärmenetze zur Wärmeversorgung von Stadtteilen und Neubauvierteln. Sie helfen, CO2-Emissionen für Heizung und Warmwasser zu vermeiden. Dabei kommen unterschiedlichste Wärmequellen zum Einsatz, von industrieller Abwärme über Erdwärme oder sogar Abwasser.
Eine Zukunftstechnologie ist die Erzeugung von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien. Energiedienst betreibt eine weit beachtete Power-to-Gas-Anlage in Wyhlen am Hochrhein. Die vom Land Baden-Württemberg geförderte Anlage wird seit dem Jahreswechsel auch von der Bundesregierung gefördert und soll in den kommenden Jahren in ihrer Kapazität versechsfacht werden. Wasserstoff macht erneuerbare Energien speicherbar und kann als Ersatz für Erdöl und Erdgas beispielsweise im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden.