In der baden-württembergischen Provinz wird wirklich noch gewählt. In der kleinen Hegaugemeinde Tengen im Kreis Konstanz mit 4.500 Einwohnern ist am vergangenen Sonntag der 25jährige Marian Schreier zum neuen Bürgermeister des Städtchens gewählt worden. Mit einem haushohen Wahlsieg: 71 Prozent der Wahlberechtigten stimmten für den jungen Verwaltungswissenschaftler, über 70 Prozent der Tengener beteiligten sich an der Wahl. Sein einziger aussichtsreicher Gegenkandidat, Robert Hein (50) Dozent von Beruf, kam gerade mal auf 21 Prozent. Das dürfte ein Spitzenergebnis in Baden-Württemberg sein und die Betrachtung dieses Wahlergebnisses dürfte heute die gesamte politische Aufmerksamkeit in Stuttgarter Politikkreisen nach sich ziehen. Schreier ist nicht nur evangelisch in dieser katholischen Region nahe dem Bodensee, sondern auch Sozialdemokrat und war einstens Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ganz privat will der neue Bürgermeister demnächst übrigens seine Freundin heiraten und auch noch den Führerschein machen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird er den Ort mit etlichen Ortsteilen kaum betreuen können. In Tengen gibt es allerdings wohl auch einen Hang zu jungen Bürgermeistern. Helmut Groß, Schreiers Vorgänger, war 1973 ebenfalls als 25jähriger ins Amt gewählt worden. Jetzt geht er nach 42 Dienstjahren in den Ruhestand