Ein Leben für den Mittelstand: Günter Monjau ist Veranstalter des Freiburger Mittelstandskongresses, der im Oktober wieder stattfindet. Ein Gespräch über den Reiz und die Herausforderungen dieser Unternehmensform.
INTERVIEW: RUDI RASCHKE
Was bedeutet Mittelstand für Sie, was macht seinen Charakter aus?
Losgelöst von quantitativen Kriterien wie Umsatz und Anzahl der Mitarbeiter ist das Besondere eines mittelständischen Unternehmens, dass Verantwortung und Eigentum in einer Hand liegen. Das Institut für Mittelstandsforschung IfM Bonn spricht von bis zu zwei natürlichen Personen oder ihren Familienangehörigen, die mindestens 50 Perozent der Anteile halten und gleichzeitig der Geschäftsführung angehören. Die Begriffe Mittelstand, Familienunternehmen, Eigentümerunternehmen und familiengeführte Unternehmen sind nach Definition des IfM Bonn als Synonyme anzusehen.
Sie haben sich seit Jahrzehnten dem Mittelstand verschrieben, welche Faszination übt er auf Sie aus?
Ja, in der Tat. Ich war viele Jahre in mittelständischen Unternehmen, auch familiengeführten Unternehmen, in leitenden Funktionen und später als Berater tätig. Der Vorstand eines Finanzdienstleisters hat einmal gesagt, die deutschen mittelständischen Unternehmen sind die „Schnellboote unserer Volkswirtschaft“. Unternehmerische Persönlichkeiten, die Bereitschaft für das Unternehmen und für seine Mitarbeiter Verantwortung zu übernehmen, flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege und eine regionale Verbundenheit zeichnen diese Schnellboote aus.
Welche gegenwärtigen Herausforderungen sind für den Mittelstand besonders dringlich?
Besonders dringlich ist aus meiner Sicht, das Bewusstsein zu schaffen für die Notwendigkeit von Neuorientierungen, die Verbesserung der Strategiefähigkeit im Bereich Innovationen und Wettbewerb, die Schaffung nachhaltiger Geschäftsmodelle zum Klimaschutz, die Entwicklung von Digitalisierungskompetenzen und die Schließung der Fachkräftelücke.
Wie hat sich dies durch die Pandemie verändert?
Überlagert werden die genannten Herausforderungen zunächst einmal durch die Aufrechterhaltung des bestehenden Geschäftsbetriebes und die Sicherung der Liquidität. Die Digitalisierung und die Arbeit 4.0 sind stärker in den Fokus getreten, die Nachhaltigkeit hingegen ein wenig zur Seite. Vom Dauerthema Bürokratie-abbau hört man zurzeit gar nichts mehr.
Mit welchen Schwerpunkten setzt der diesjährige Kongress diesbezüglich Akzente?
Eröffnet wird der Kongress mit dem Thema „Das Neue Land“. Die Autorin des gleichnamigen Buches skizziert das Zukunftsbild eines Landes, das nicht mehr auf dem Wohlstand der Vergangenheit ausruhen will. In den Parallelvorträgen gehen wir den Fragen nach, ob deutsche Unternehmen genug in die Zukunft investieren, was Arbeitgeber attraktiv macht, ob „Work is Life“ besser ist als Work-Life- Balance und welche Bedeutung das B2B-Marketing hat. Was uns morgen wichtig ist diskutiert der Fernseh-Moderator Markus Brock mit Gästen. Im Abschlussvortrag zeigt uns ein Neuromarketing- Experte mit einem Blick ins Gehirn des Kunden, wie Entscheidungen gefällt werden.
Der Freiburger Mittelstandskongress feiert am 20. Oktober seinen Neustart. Das genaue Programm und Teilnahmemöglichkeiten finden sich HIER.