Drei Generationen am Werk: Präzisionstechnik Winter hat die Pandemie genutzt, um die weitere Entwicklung des Betriebs voranzubringen.
VON MAXIMILIAN HESS
Das Unternehmen Präzisionstechnik Winter ist seit nunmehr 52 Jahren ein verlässlicher Ansprechpartner für Fräsen, Drehen und Schleifen im Raum Heitersheim. Das Unternehmen um Gründer Stefan Winter, und seinem Sohn, dem heutigen Chef Ralf Winter ist ein Beispiel dafür, wie man zukunftsorientiertes und mutiges Handeln als Familienwert über die Generationen hinweg weitergeben kann.
Als Stefan Winter 1969 mit einer einzelnen Drehmaschine in die Selbstständigkeit aufbrach, konnte er noch nicht ahnen, wie erfolgreich das Familienunternehmen werden sollte. 1995, circa 26 Jahre nach Gründung entschied sich Stefan Winter, den Stab an seinen Sohn Ralf weiterzureichen. Zeitgleich wurde mit dem Umzug ins Gewerbegebiet und in eine größere Immobilie der Grundstein für zukünftiges Wachstum gelegt.
Und heute? Inzwischen beliefert Winter Präzisionstechnik Werkstücke in die Maschinenbau- oder Pharmabranche. Zwar ist Geschäftsführer Ralf Winter mit seinen 55 Jahren nach eigener Aussage noch lange entfernt von seinem Ruhestand, trotzdem will er langfristig planen. Umso schöner, dass mit Tochter Vanessa in der Verwaltung und ihrem Lebensgefährten in der Fertigung bereits zwei familiäre Stützpfeiler in die Firma integriert worden sind.
„Wir haben beschlossen, über Weihnachten die Produktionshalle komplett zu renovieren“
Ralf Winter, geschäftsführer von präzisionstechnik winter
„Ich habe das ja als Kind schon miterlebt, wenn der Papa nochmal rüber in die Firma musste, wir waren da immer nah dabei“, erzählt sie. Respekt habe sie vor der familiären Tradition, aber auch große Begeisterung, dabei zu sein. Alle glauben immer, dass Selbständigkeit nur Vorteile mit sich bringt. Aber hier geht es auch um Respekt, Vertrauen und nicht nur Verantwortung für die eigene Familie zu haben, sondern auch für die „Mitarbeiter-Familie“.
Die Familie Winter und ihr Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Werte und Fertigkeiten über Generationen weitergeben und mutig in Zeiten von Veränderung in die Offensive gehen. Und so verwundert es nicht, dass auch die Corona-Pandemie für Winter Präzisionstechnik ein Anlass war, sich weiterzuentwickeln: Als im Herbst letzten Jahres absehbar war, dass die verbleibenden Aufträge des Jahres vorgearbeitet werden könnten, entschloss man sich zu einem radikalen Schritt.
„Wir haben beschlossen, über Weihnachten die Produktionshalle komplett zu renovieren“, sagt Ralf Winter. Die Bausubstanz aus den Siebzigern, die für die schweren Maschinen einer Dreherei und Fräserei eh nicht ausgelegt worden waren, sei überfällig für eine Generalüberholung gewesen. Die Idee zum Umbau kam schlussendlich von Vanessa Winter und ihrem Lebensgefährten.
Neue Freiheiten
Mithilfe von VR-Brillen konnte man sich den Plan dreidimensional in der leeren Halle selbst ansehen. Der Fokus der Renovierung sei dabei auf Effizienz, Modernisierung und damit auch Zukunftsfähigkeit gelegt worden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die alte Fertigungshalle glich einem Labyrinth. In zwei Produktionsgruppen standen die Maschinen zusammen, Werkzeuge waren überall verstreut, die Stromversorgung ein dauerhaftes Provisorium und die Lichtsituation ausbaufähig.
Ganz zu schweigen davon, dass der Boden immer mehr Risse bekommen hatte, weil er nicht für die teils mehrere Tonnen schweren Maschinen gebaut war. Heute bietet die Halle ein anderes Bild: Es ist hell, die Maschinen sind sinnvoll angeordnet, man hat einen Überblick über die ganze Produktion, alles ist einer klaren Struktur unterworfen. Gerade die neu gewonnene Freiheit, Übersicht und Struktur der Halle führte zu enormen Effizienzsteigerungen.
„Es hat sich gelohnt“, sagt Ralf Winter. Die genormten Werkbänke, das Inventarsystem für Messgeräte und die klaren Abläufe an jeder Station der Fertigungsstraße machen das Arbeiten in der Produktion wesentlich schneller. Mit der gewonnenen Effizienz und der Modernisierung der Bausubstanz hat die Firma auch hier wieder früh einen wichtigen Baustein für die Zukunft gelegt.
Für Ralf Winter ist das aber noch nicht das Ende der Entwicklung. Er sieht weiter Potenzial für Verbesserungen und Modernisierungen, beispielsweise im Bereich der Digitalisierung. „Dann kommen hier endlich diese Papierpläne weg“ sagt er mit Blick auf einen mit Magneten befestigten Zettel an einer Maschine. Ein Leben ohne seine Firma kommt für ihn wohl eh nicht in Frage. Und damit ist er in guter Gesellschaft. „Mein Vater kommt auch noch jeden Tag her“ erzählt er.
Und Tochter Vanessa ergänzt, wie wichtig es sei, auf all diese Erfahrung zurückgreifen zu können. Das Familiäre, das die Firma Winter auszeichnet, bringt auch die rund zwanzig Mitarbeiter und Auszubildenden zusammen. Vor Corona war es Tradition, dass man am Ende der Woche einen gemeinsamen Feierabend feierte. Das wird nach der Pandemie sicher zurückkommen. Auf diese Weise lebt die Familie Winter und ihre Firma seit nunmehr über fünfzig Jahren eindrucksvoll vor, wie modern, mutig und der Zukunft zugewandt ein Familienunternehmen sein kann.