Angesichts von zunehmendem Starkregen und Trockenheit sind die Produkte der Mall GmbH aus Donaueschingen immer gefragter. Sie sammeln Regenwasser dort, wo die Kanalisation dafür nicht ausreicht, und geben es langsam an den Boden ab.
VON SUSANNE MAERZ
Funken sprühen, es rappelt und rauscht, wenn eine Maschine in der Produktionshalle von Mall Stahlband zu einem etwa drei Meter hohen Gitterkorb mit einem Durchmesser von gut zwei Metern formt. Diesen setzt später ein Kran um einen Rohling aus Metall. Nun kann ein Arbeiter frisch gemischten Beton hineingießen.
Die Produkte der Mall GmbH kommen meistens dann zum Einsatz, wenn Flächen versiegelt werden. Zum Beispiel wenn eine neue Straße, ein Parkplatz, eine Tankstelle, eine Fabrik oder ein Wohngebiet gebaut wird. Denn die Kommunen und Unternehmen sind stets verpflichtet, dafür zu sorgen, dass das Regenwasser, das auf die versiegelten Flächen tritt, versickern kann. Die im Untergrund eingebauten Systeme von Mall nehmen das Regenwasser auf, reinigen es mithilfe von eingebauten Filtern – das ist zum Beispiel auf Parkplätzen, Tankstellen oder in stark verschmutzten Industriegebieten der Fall. Dann speichern sie das Wasser und geben es nach und nach an den Boden ab. So gelangt das Regenwasser quasi auf Umwegen in Seen, Flüsse oder ins Grundwasser.
Kanalisation reicht nicht mehr aus
Zwischen einem und tausend Kubikmeter Wasser können die Betonbehälter von Mall fassen. Zwei Beispiele: Zwischen Reichstag und Spree in Berlin baute Mall mehrere hundert Kubikmeter fassende unterirdische Löschwassertanks ein. Und auf dem Freiburger Güterbahnhofgelände sind im Boden ebenfalls riesige Sickertunnel aus Beton eingelassen, um Regenwasser aufzunehmen, das die Kanalisation nicht fassen kann. Denn die in den 1960er- und 70er-Jahren entstandene Kanalisation reicht angesichts des Baubooms längst nicht mehr aus, um all das Ab- und Regenwasser aufzunehmen. Geschweige denn Starkregen.
Bundesweite Vorschriften regeln die Anforderungen an Bauherren, die Flächen versiegeln. Kommunen, Architekten und Planungsbüros setzen diese um. Mall beschäftigt inzwischen ein Team von Technikern, das sie dabei berät. Weitere Mitarbeiter planen und bauen die technisch immer anspruchsvolleren Systeme, andere warten sie. In den 1990er-Jahren hat sich Mall zum Systemanbieter entwickelt. „Wir verstehen uns als Innovationsführer“, sagt Vertriebs- und Marketingleiter Markus Böll. Mall ist ein altes Familienunternehmen, das heute einer Stiftung gehört. 1887 wurde es als Zementwarenhandel gegründet. 1952 startete die Fertigung einfacher Betonteile und -rohre. Ursprünglich auch aus Steinen, die ganz in der Nähe des 100.000 Quadratmeter großen Geländes am Rande von Donaueschingen abgebaut wurden. Heute ist der größte Teil des Steinbruchs ein Naherholungsgebiet, Mall kauft Kies, Zement und weitere Materialien für Beton in der Region zu.
Alle Bereiche unter einem Dach
Malls Konkurrenten sind einerseits Anbieter von Regenwassersammelbehältern aus Kunststoff wie Graf aus Teningen sowie andererseits Betonwerke, die in ihrer Region im Auftrag von Planern ebenfalls Betonbehälter zum Nutzen von Regen- oder Abwasser bauen. Die Besonderheit von Mall ist, dass das Unternehmen so breit aufgestellt ist. Also die Bereiche Regenwasserbewirtschaftung, Abscheider, Pumpen- und Anlagentechnik sowie Kläranlagen abdeckt, wie Geschäftsführer Christoph Schulze Wischeler berichtet. „Wir zählen in Europa zu den Marktführern in unserem Bereich.“
Das Hauptgeschäft macht Mall mit Regen- und Abwasser. Jüngstes Standbein sind Pelletspeicher und weitere Produkte für erneuerbare Energien. Das Unternehmen wächst stetig: Setzte Mall vor zehn Jahren noch 61 Millionen Euro um, waren es vergangenes Jahr 97 Millionen Euro. Auch die Zahl der Mitarbeiter zeigt nach oben: Von 450 im Jahr 2012 auf 495 Ende 2021 – davon arbeiten 200 am Firmensitz sowie zehn am Standort in Haslach im Kinzigtal. Dass die Zahl der Beschäftigten weniger stark als der Umsatz zulegt, liegt daran, dass die Behälter technisch aufwendiger und damit teurer werden. Zudem arbeite die Produktion immer effizienter, sagt Schulze Wischeler.
Mall wächst zudem nicht nur organisch, sondern kauft seit Jahren zu: Inzwischen betreibt das Unternehmen acht Betonwerke, das größte am Firmensitz, die anderen liegen über Deutschland verteilt sowie in Österreich. Künftig werden die Lkw immer mehr Betonteile auch in bereits erschlossene Gebiete bringen, die angesichts von zunehmendem Starkregen und Dürreperioden nachgerüstet werden müssen. „Unser Markt wächst stetig“, sagt Markus Böll. Auch wenn die Systeme von Mall Starkregen nicht komplett auffangen und Wasser nicht endlos speichern können, so helfen sie doch, die beiden extremen Phänomene zumindest ein wenig zu kompensieren.