Sie steuern Schiffe, passen im Schwimmbad auf, forschen an Mikroplastik in Gewässern oder tauchen im Meer ganz tief ab: Akteure aus Südbaden, deren Berufe sich ums Wasser drehen. Wir haben sie porträtiert.
PROTOKOLLE: DANIEL RUDA
FOTOS: ALEXANDER DIETRICH
DER GEWÄSSERÖKOLOGE Ingo Kramer, 59, Geschäftsführer des Landesfischereiverbands BaWü aus Freiburg
„Wenn ich in meiner Arbeit bis zum Hals im Wasser stehe, bin ich zufrieden. Als Geschäftsführer vom Landesfischereiverband bin ich vor allem für die biologische Betreuung und Beratung der Gewässer unserer 800 Angelvereine zuständig und stehe dementsprechend oft im Wasser. Da geht es dann um Themen wie Renaturierung, ökologische Aufwertung oder Wasserqualitätsfragen. Ich bin Diplom-Biologe und habe in Konstanz am Bodensee studiert. Da bin ich bei einem Projekt mit dem Verband in Kontakt gekommen und arbeite jetzt als Vollzeitangestellter seit 1998 für den Verein. Wir machen uns hier auch Gedanken über Themen wie den Klimawandel und sammeln dafür seit Jahren zum Beispiel Temperaturdaten unserer Gewässer, damit man mal Zahlen hat, um Methoden zur Resilienz daraus ableiten zu können. Wasser ist für mich in jedem Fall das faszinierendste Element auf dieser Welt. Wir müssen es schützen.“
DER BADEMEISTER Lukas Fritz, 31, vom Freibad Freiburg St. Georgen
„Während ich Forst- und Umweltwissenschaften studiert habe, war mein Studijob Rettungsschwimmer in Freiburger Schwimmbädern, im Freibad und im Hallenbad. Wasser war sowieso schon immer mein Element und ich bin gerne draußen. Nach dem Studium bin ich erstmal dabei geblieben, weil mir der Job Spaß gemacht hat. In St. Georgen haben wir im Sommer an Spitzentagen 4000 Besucher, da muss man beim Beckendienst schon konzentriert schauen und aufpassen. Aber zum Job gehört viel mehr, und das gefällt mir. Da ist zum Beispiel die Technik, von der viele nicht wissen: Große Filteranlagen, Pumpen, Mess- und Regeltechnik für das Wasser in den Becken, damit muss ich mich auskennen. Seit Mai ist mein Aufgabengebiet noch größer, da ich den Job des Betriebsstellenleiters hier bekommen habe. Auch im Winter werde ich dann hier sein, ich muss mich ja auch um Bäume, Pflanzen und das Gelände kümmern. Das passt dann wieder zu meinem Studium.”
DIE HYDROLOGIN Natalie Orlowski, 37, Akademische Rätin an der Uni Freiburg
„Ich beschäftige mich wissenschaftlich mit Wasser, meine Forschung ist dabei thematisch zweigeteilt. Einerseits beschäftige ich mich viel mit Bodenwasserflüssen und Pflanzenwasseraufnahmen aus dem Boden, daraus folgen auch Empfehlungen für die Zusammensetzung künftiger Forstbestände im Hinblick auf Klimawandel und Wasserknappheit. Wir haben dafür einen Versuchsstandort in Ettenheim, wo wir quasi den Fingerabdruck des Wassers aufnehmen. Mein zweites Thema dreht sich um Mikroplastik in Gewässern und hat sich über Bachelor- und Masterarbeiten hier an der Uni ergeben, wo ich auch in der Lehre tätig bin. In einem Projekt entwickeln wir mit Industriepartnern einen Sensor, der über Fototechnik und Künstliche Intelligenz Mikroplastik im Wasser identifizieren und klassifizieren kann. Meine Forschung hat dadurch auch einen gesellschaftlichen Wert.“
DER APNOETAUCHER Nik Linder, 46, aus Reute
„Dieser eine einzige Atemzug und wie tief oder weit man mit ihm tauchen kann. Das Apnoetauchen hat mich direkt fasziniert. Meine beste Zeit mit einem Atemzug sind später 6:32 Minuten gewesen. Es hat meinen ganzen Lifestyle verändert, der sich schon davor viel ums Tauchen, aber mit Geräten, gedreht hat. Mein Tauchlehrer-Dasein hat sich hin zum Apnoetauchen gedreht. Ich war vor rund zehn Jahren auch auf Rekordjagd und vor allem gut im Streckentauchen unter Eis. 108 Meter mit Flosse und 84 Meter ohne sind da Rekorde, die ich mal gehalten habe. 2016 habe ich meine Anteile an einem Tauchladen verkauft. Ich halte seither Vorträge, schreibe Artikel für Fachmagazine, und gebe Kurse, für die ich auf der ganzen Welt gebucht werde. Das Tieftauchen ist eine unfassbare, ich würde fast sagen, eine spirituelle Erfahrung. Du ziehst dich da ganz tief in dich zurück und wirst zum Teil der Welt unter Wasser. Gerade im Meer etwa beim Tauchen mit Walen ist das ein unglaubliches Gefühl.“
DER RHEINSCHIFFER Thomas Albert, 55, von der Breisacher Fahrgast-Schifffahrt
„Die Bezeichnung Rheinschiffer, die passt schon. Als ich meine Ausbildung in der ehemaligen DDR gemacht habe, hieß es Matrose der Binnenschifffahrt. Seit 2006 lege ich jetzt in Breisach mit dem Schiff Weinland Baden für Rundfahrten ab, da passen 250 Passagiere drauf. Es ist 57 Meter lang und bei starkem Wind kann es schon mal Schwierigkeiten geben, weil das zwar schwere Schiff nur einen geringen Tiefgang hat. Quasi wie ein Schuhkarton auf dem Wasser, da pustet man einmal und er schwimmt los. Mein Beruf ist abwechslungsreich, das gefällt mir. Ich bin auf dem Wasser unterwegs und das Panorama links und rechts des Rheins ist je nach Wetter und Licht ein anderes, das ist immer wieder faszinierend. Vom Wasser aus hat man einen anderen Blick, das fängt schon direkt in Breisach mit dem aufs Münster an. Schön sind für mich auch die Begegnungen mit Menschen. Wenn zum Beispiel Kinder mal ins Steuerhaus kommen, lasse ich sie quasi das Schiff lenken, die freuen sich dann und bekommen eine Urkunde.”