Von Pferdehautknochen bis Designklo – die Haustierbranche boomt und erwirtschaftet Milliardenumsätze. Die beiden Freiburger Geschäfte „Lieblingsfreund“ und „Die moderne Katze“ setzen auf Lifestyle für Vierbeiner.
VON CHRISTINE WEIS
Läden für Hundeaccessoires gibt es längst in Großstädten wie Berlin, Hamburg, München oder Stuttgart. In Freiburg ist das Business noch recht jung. Die 120 Quadratmeter große Boutique Lieblingsfreund von Theresa Gmoser war vor zweieinhalb Jahren das erste Geschäft seiner Art. Mittlerweile gibt es zwei weitere Läden in der Freiburger Innenstadt. Gmoser hat mit handgefertigten Baumwollhalstüchern angefangen und 2019 ihre eigene Marke Lieblingsfreund entwickelt. Das Logo mit dem Mädchen und Hund hat sie selbst entworfen und gezeichnet. „Ich bin ins kalte Wasser gesprungen“, erzählt die 31-Jährige. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken: „Wenn es nicht klappt, dann hat mein Hund eben genügend Halstücher bis ans Ende seines Lebens“.
2019 startete sie zunächst einen Onlineshop, war auf Fachmessen präsent und aktiv im B2B-Geschäft. Anfang 2020 verkaufte sie in einem Pop-up Store und eröffnete bald darauf im selben Jahr ihren Laden in der Konviktstraße. Das Risiko und die viele Arbeit hätten sich gelohnt. Mittlerweile habe sie einen festen Kundenstamm und viele Touristen finden den Weg in die Hundeboutique.
„Wer sich gut kleidet und geschmackvoll einrichtet, möchte auch sein Zuhause mit Hund stilvoll gestalten.“
Theresa Gmoser
Hunde haben die Nase vorn
Rund zehn Millionen Hunde gibt es in Deutschland. In jedem vierten Haushalt streckt ein Vierbeiner seine Pfoten unterm Tisch. Die Haushaltskosten des tierischen Mitbewohners belaufen sich jährlich auf durchschnittlich 1200 Euro, nach Berechnungen des Magazins „Ein Herz für Tiere“. Der gesamte Haustiermarkt ist also ein enormer Umsatzbringer. Laut Zentralverband zoologischer Fachbetriebe wurden im Jahr 2021 sechs Milliarden Euro mit Bedarf und Zubehör für Tiere erwirtschaftet. Der Markt entwickelte sich im Durchschnitt um circa sechs Prozentpluspunkte jährlich. Mit einer Steigerung um knapp sieben Prozent und insgesamt 240 Millionen Euro war Hundezubehör 2021 der Wachstumsgewinner. Den lukrativen Markt für Vierbeiner haben auch Modeketten wie H&M und Zara für sich entdeckt. Sogar die Haut-Couture wie Prada oder Gucci bieten Outfits für Vierbeiner an.
Hochwertige Hundemode und -accessoires sei kein neuer Trend, doch die Produkte sind präsenter geworden, so die Einschätzung von Theresa Gmoser. Aktuell ist nachhaltige Ernährung eines der wichtigsten Themen in der Community. Diese Nachfrage bedient Gmoser unter anderem mit Leckerlis aus Trockenfleisch vom Weiderind, Keksen aus Pansen oder Pferdehautknochen. Das Hundefutter kommt von Firmen aus der Region wie etwa Napfgenuss aus dem Glottertal, Futtermanufaktur Bodensee und Gutenapfgeschichten aus Kappel-Grafenhausen.
Die studierte Modemanagerin und gelernte Rechtsanwaltfachangestellte legt Wert auf Design und Qualität: „Wer sich gut kleidet und geschmackvoll einrichtet, möchte auch sein Zuhause mit Hund stilvoll gestalten.“ Die Produktpalette ist umfangreich und reicht von Pfötchenbalsam, Donutbett, Fellkur, Regenmantel, Fettlederleinen, Gassi- und Flugreisetaschen, Porzellannapf, Stoffgeschirr bis zur Zahnpasta. „Es gibt immer wieder was Neues und Saisonartikel wie aktuell Keramikketten gegen Zecken.“ Die maßgenauen Pullover für kleine Hunde bis zehn Kilo strickt eine Rentnerin aus Freiburg. Die Halstücher und Lederhalsbänder produziert Gmoser zum großen Teil selbst. Bei jedem Verkauf eines Artikels aus der eigenen Kollektion spende sie zwei Euro an das Tierheim Freiburg. Dort hat sie auch ihren Hund Fino gefunden, den sie meistens mit zur Arbeit nimmt.
Im Laden ist für Hunde alles erlaubt, sie können in und auf die Möbel, Leckerlis ausprobieren, rumtoben und mit Artgenossen spielen. Die Szenen sind auch gutes Futter für den Instagram-Kanal von Lieblingsfreund mit rund 5000 Followern.
Schöner wohnen mit Katze
Die Katze ist dem Hund in Sachen Marktvolumen nur wenig unterlegen. Der Umsatz für Katzenbedarf lag 2021 bei 230 Millionen Euro. Der sogenannte Stubentiger schlägt den Hund allerdings in absoluten Zahlen, denn mit 17 Millionen ist die Katze das beliebteste Haustier der Deutschen. Zu den Katzenfreunden zählt auch der Freiburger Unternehmensberater Stefan Haak. Auf der Suche nach einem schicken Katzenklo als Geburtstagsgeschenk, wurde er 2013 weder on- noch offline fündig, erzählt Haak.
“Aus der Geschenkidee wurde dann rasch eine Businessidee.”
STefan Haak
Die Marktanalyse bestätigte seine private Erfahrung: Es gab keine ästhetischen Katzenklos. Auch hübsch gestaltete Katzenbäume, Fressnäpfe und Katzenbettchen waren Mangelware. Bereits ein Jahr später startete Haak seinen Onlinehandel „Die moderne Katze“ für Designprodukte rund ums schöne Wohnen mit Katzen. Das Konzept habe sich als erfolgreich erwiesen.
Umsatzzahlen gibt der Unternehmer keine bekannt. „Heute haben wir einen Scouting-Prozess, der es uns ermöglicht weltweit Wohn- und Einrichtungstrends zu erkennen“, sagt Haak. Damit verbunden sei auch eine rasche Identifikation von Herstellern, die an der Entwicklung von Katzenmöbeln arbeiten. Gab es vor zehn Jahren nur wenige Designer und Betriebe in dem Bereich, sei die Anzahl der Anbieter mittlerweile gestiegen, berichtet Haak.
Die Kunden wollen Katzenmöbel, die robust, langlebig, kombinierbar sind und zur Einrichtung passen. Vielen sei dabei wichtig, dass diese auf den ersten Blick gar nicht als solche erkennbar seien. Zum Programm gehören unter anderem ein Fressnapf in Diamantoptik, eine Katzenhöhle in Würfelform, eine Wandliege mit Chillkissen, ein Katzenkratzbaum als Raumteiler oder ein geräumiges Katzenklo mit separatem Streufanggitter.