Peter F. Rieland ist seit 2001 in der Unternehmenszentrale von Freyler tätig. 2005 übernahm er die Geschäftsführung der FREYLER Stahlbau GmbH. Seit 2006 zeichnet er für das gesamte operative Geschäft verantwortlich. Gemeinsam mit Stephan Theiß übernahm er 2011 die FREYLER Unternehmensgruppe als Geschäftsführender Gesellschafter. netzwerk südbaden hat sich mit Industriebauexperten zum Gespräch getroffen.
netzwerk südbaden: Freyler ist als Industriebauunternehmen in Südbaden eine bekannte Marke. Und nicht nur hier: Es gibt noch einen Fertigungsstandort in Riesa in Sachsen und zehn Niederlassungen in Deutschland und der Schweiz. Ist die Expansion von Freyler in die Fläche damit beendet oder planen Sie einen weiteren Ausbau Ihrer Geschäftsaktivitäten?
Peter F. Rieland: Mit unseren zwei Produktionsstätten für Metall- und Stahlbau können wir den aktuellen Bedarf sehr gut abdecken und hätten in Kenzingen und Riesa auch Expansionsmöglichkeiten – in absehbarer Zukunft werden wir daher keine neuen Werke eröffnen. Was jedoch unsere Industriebau-Standorte angeht, gibt es noch weiße Flecken in Deutschland, an denen wir gerne präsent wären. Da wir insbesondere für den Mittelstand bauen, ist die regionale und persönliche Ansprache Basis der Zusammenarbeit, denn Bauen hat sehr viel mit Kommunikation und Vertrauen zu tun. Hier haben sich mit guten Mitarbeitern und ihrem Draht zu regionalen Mittelständlern die unterschiedlichen Standorte herauskristallisiert. Mit dem passenden Personal könnten wir so gesehen eigentlich überall in Deutschland einen Standort aufmachen.
netzwerk südbaden: Wie steht es um die Qualifikation der Freyler-Mitarbeiter, die ja die Kunden während der Bauphase begleiten?
Peter F. Rieland: Unsere Mitarbeiter begleiten die Kunden nicht nur während der Bauphase, sondern schon viel früher, letztendlich schon dann, wenn der Unternehmer über eine Erweiterung oder einen Neubau nachdenkt. Ein typischer Freyler-Mitarbeiter zeichnet sich überdies nicht nur durch seine Fachkompetenz aus, er muss auch menschlich hoch qualifiziert sein. Ohne diese Eigenschaften geht es nicht.
netzwerk südbaden: Wie erarbeiten Sie die Lösungen für den jeweiligen Kunden? Gibt es da im Vorfeld einen Analyseprozess, um die Anforderungen an ein Produktions- oder Gewerbegebäude genau auszuloten?
Peter F. Rieland: Für uns ist es ganz wichtig, dass wir den Kunden schon relativ früh kennenlernen. Früh heißt in dem Stadium, in dem er darüber nachdenkt, bauen zu wollen. Wir haben dafür ein Instrument entwickelt, das ist der Konzepttag. An dem wird der Ist-Zustand des Unternehmens mit dem potentiellen Kunden gemeinsam analysiert. Dabei geht es um die Prozesse im Unternehmen, die im entstehenden Gebäude abgebildet werden sollen. Wir schauen dabei aber auch mit dem Unternehmer und seinen Kernmitarbeitern in die Zukunft des Unternehmens und überlegen, in welche Richtung die Entwicklung gehen wird. Am Ende muss ja ein Gebäude entstehen, dass das Unternehmen nicht nur die nächsten zwei bis drei Jahre zufrieden stellt. Es sollte so sein wie hier in Kenzingen, wo wir in unserem eigenen Gebäude schon seit zwanzig Jahren sehr zufrieden leben und arbeiten.
netzwerk südbaden: Bedeutet Industrie- und Gewerbebau bei Freyler grundsätzlich Neubau oder suchen Sie auch nach individuellen Ausbaulösungen für bestehende Gebäude?
Peter F. Rieland: Bei uns verteilt sich das annähernd hälftig. Es kommt immer ganz auf die Kundensituation an, die wir vorfinden. Aus der Situation des Unternehmens heraus wird eine auf den Kunden zugeschnittene Lösung entwickelt. Dies kann die Entwicklung in bestehende Flächen sein oder eben der Umzug auf die grüne Wiese.
netzwerk südbaden: Was kann der Kunde von Freyler erwarten? Gewerbebauten von der Stange oder individuelle Lösungen ?
Peter F. Rieland: Wir können gar keine Standardlösungen anbieten. Jedes Unternehmen tickt anders und wir suchen die individuelle, passende Lösung.
netzwerk südbaden: Freyler hat sich über viele Jahre als kompetenter Partner von Industrie und Gewerbe profiliert. Haben Sie sich auf einzelne Branchensegmente spezialisiert oder bieten Sie sozusagen ein Rundumpaket?
Peter F. Rieland: Weder noch. Wir haben uns nicht auf Branchen spezialisiert, aber es ist auch nicht jeder, der im gewerblichen Bereich baut, ein potentieller Freyler-Kunde. Wir haben eine ganz klare Zielgruppe, das ist der inhabergeführte Mittelstand. Es geht uns darum, das Bauen als eine Phase zu sehen, bei der es vor allem auf partnerschaftliches Miteinander und Vertrauen ankommt. Wir sind der Überzeugung, dass ein gutes Industrie- oder Gewerbegebäude sich nicht nur durch Funktionalität auszeichnet, sondern auch durch gute Architektur.
netzwerk südbaden: Inwieweit spielen ästhetische Aspekte bis hin zur Begrünung oder zur “Kunst am Bau‘“ bei Ihren Bauten eine Rolle?
Peter F. Rieland: Die ästhetischen und architektonischen Aspekte spielen eine große Rolle auch im Industrie- und Gewerbebau. Da sind wir hier bei Freyler mit den rund 40 Architekten, die wir bei uns beschäftigen, gut aufgestellt. Wir arbeiten frei nach dem Motto: Form follows function. Wenn man Freyler-Gebäude anschaut, sieht man, dass es uns als Industriebauunternehmen gelungen ist, einen eigenen architektonischen Stil zu entwickeln.
netzwerk südbaden: Welche Rolle spielen bei Ihnen Nachhaltigkeit und Ökologie?
Peter F. Rieland: Das sind ganz wichtige Themen. Wir waren seinerzeit an unserem Standort in Kenzingen Vorreiter, was das Thema Nachhaltigkeit angeht. Wir hatten damals Südbadens größtes Solarkraftwerk auf einem privaten Dach. Das Solarkraftwerk ist übrigens immer noch da, aber schon lange nicht mehr das größte. Wie wichtig wir dieses Thema nehmen zeigt auch, dass wir vor drei Jahren, auch unter dem Aspekt des nachhaltigen Bauens, eine eigene Haustechnikabteilung eröffnet haben. Es geht nicht darum, ein grünes Siegel für ein Gebäude zu erlangen. Es geht vielmehr darum, für den Kunden die geeignete Lösung zu finden, die für ihn persönlich und ganz individuell nachhaltig ist und die kann nicht immer gleich sein.
netzwerk südbaden: Die Wirtschaft verändert sich rasant, die Bedeutung der Digitalisierung nimmt zu, andere Arbeitsformen entstehen. Sehen Sie da eine besondere Herausforderung auch für Sie als Industrie- und Gewerbebauunternehmen?
Peter F. Rieland: Natürlich ändern sich dadurch auch unsere Arbeitsanforderungen, es ist viel einfacher, Änderungen an bestehenden Bauplänen durchzuführen und sofort an den Kunden weiterzuleiten. Die Pläne werden nicht mehr von Hand am Reißbrett gezeichnet, die Archive werden kleiner. Freyler baut pro Jahr 80-100 Projekte, das wäre in Papier gemessen eine riesiges Volumen. Durch die Digitalisierung hat sich vieles vereinfacht. Wenn wir heute Gebäude für unsere Kunden planen, überlegen wir auch, wie sich die Arbeitsplätze der Mitarbeiter entwickeln. Digitalisierung führt zu Änderungen in der Arbeisstruktur und von Prozessabläufen, was sich natürlich auch baulich in der Architektur abbilden muss. Trotz der zahlreichen Vorteile der Digitalisierung, ist es für viele Kunden aber nach wie vor wichtig, dass unser Mitarbeiter die aus dem Gespräch herausgefundenen Lösungen verständlich und umfassend aufs Papier bringen kann. Das ist insbesondere in der digitalisierten Welt, in der wir heute leben, eine Fähigkeit, die heraussticht – und ich bin sehr froh, dass wir Leute haben, die das noch können.
Das Interview ist bereits in der Printausgabe #4 von netzwerk südbaden erschienen.