Die Sparkasse Offenburg-Ortenau präsentiert gute Zahlen. Sie sieht sich digital wie stationär gut aufgestellt – und ist bereit für enttäuschte Schweizer Bankkunden.
VON KATHRIN ERMERT
Die Größe ist für uns nicht maßgebend, sondern die Profitabilität“, antwortet Jürgen Riexinger auf die Frage, an welcher Stelle seine Sparkasse Offenburg-Ortenau im Land rangiert. Der Vorstand tippt aufs obere Mittelfeld – und liegt damit weit daneben. Denn in der jüngsten Rangliste des Sparkassenverbands für das Jahr 2021 landete die Sparkasse Offenburg-Ortenau mit ihrer Bilanzsumme von rund 5,12 Milliarden Euro (wie 2022) auf Platz 84 von 370 und damit im vordersten Viertel.
„Wichtiger als Größe ist, was sich in der Bilanz abspielt“, betonte Riexinger bei der Präsentation der Zahlen für 2022. Mit denen ist er ebenso wie sein Vorstandskollege Alexander Meßmer sehr zufrieden. Bis Juni sind die beiden zu zweit im Vorstand, dann ersetzt Nicole Dietl, die aktuell noch als Abteilungsdirektorin bei der Kreissparkasse Waiblingen arbeitet, den im November 2022 ausgeschiedenen Helmut Becker.
„Wir hatten ein richtig gutes Jahr, auch aufgrund des Provisionsgeschäfts“, sagte Meßmer. Das Provisionsergebnis stieg um gut 14 Prozent auf 36,5 Millionen Euro. Zugleich markierte 2022 für Geldinstitute die Rückkehr zu alten Zeiten, weil es wieder Zinsen gibt und das Zinsergebnis entsprechend gestiegen ist. Bei der Sparkasse Offenburg-Ortenau um knapp sechs Prozent auf 72 Millionen Euro. Nach oben ging es auch mit dem Kredit- (plus 4,5 Prozent auf 3,45 Milliarden Euro) und dem Kundenvolumen (plus 1,4 Prozent auf 9,23 Milliarden Euro). Letzteres ist die Summe der Kredite, Kundeneinlagen und Wertpapierdepotbestände der Kunden.
Stolz sind die Sparkassenvorstände auf ihre sogenannte Cost-Income-Ratio. Mit einem Wert von 60 – das bedeutet, dass sie 60 Cent aufwenden, um einen Euro zu verdienen – sei man deutlich effizienter als viele Groß- und Direktbanken. „Man kann auch mit einem anständigen Filialnetz effizient arbeiten“, resümierte Riexinger. Das Verhalten der Kunden gibt ihm recht: Die Zahl der Girokonten ist vergangenes Jahr um 1,6 Prozent auf 174.000 gestiegen. Darunter waren viele junge Leute. Und 845 ukrainische Flüchtlinge.
“Man kann auch mit einem anständigen Filialnetz effizient arbeiten.”
Jürgen Riexinger, Vorstandsvorsitzender Sparkasse Offenburg-Ortenau
Apropos Neukunden: Riexinger und Meßmer haben die Entwicklung in der Schweiz im Blick und gehen davon aus, dass es in der Ortenau Credit Suisse Kunden gibt, die sie für sich gewinnen können. „Der Name schreckt uns gar nicht. Schweizer Banken kochen auch nur mit Wasser“, sagt Riexinger. Und Meßmer ergänzt. „Wir bieten die gleiche Leistung im Portfoliomanagement an.“
Weniger Bargeld, gefährdete Automaten
Zugleich mit der Präsentation der Geschäftszahlen eröffnete die Sparkasse ihre Filiale Schutterwald, deren Gebäude für 4,5 Millionen Euro abgerissen und neu gebaut worden ist, inklusive neun Wohnungen. 24 Standorte mit zusammen knapp 700 Mitarbeitenden gibt es, und das soll sich auch nicht ändern, bekräftigte Riexinger: „Wir haben keine weiteren Schließungen von personenbesetzten Geschäftsstellen im Blick.“ Denn obwohl dreiviertel der Ortenauer Sparkassenkunden ihr Girokonto digital nutzen und die meistbesuchte Filiale die Sparkassen-App ist, sei der Beratungsbedarf hoch, sagte Riexinger. Deshalb investiere die Sparkasse derzeit in weitere Neubauten: In Ettenheim soll bis 2025 ein Standort nahe der A5 entstehen. In Achern plant man, die Hauptstelle abzureißen und neuzubauen.
Die Digitalisierung macht sich auch im Bezahlverhalten der Menschen bemerkbar – sie nutzen immer seltener Bargeld und wenn, dann für kleine Beträge. Die Zahl der Bargeldzahlungen ist laut Riexinger um ein Drittel zurückgegangen, während sich die Summe der mit Karte oder Smartphone bezahlten Beträge verdoppelt hat. Bislang hatte das keine Auswirkungen auf die 60 Geldautomaten der Sparkasse. Aber das kann sich ändern. Zumal es bei dem Thema nicht nur um Frequenz, sondern auch um Sicherheit geht, wie andersweitig Sprenganschläge auf Geldautomaten zeigen. In den zurückliegenden drei Jahren war die Region nicht von solchen Anschlägen betroffen. Die Ortenauer sehen sich in der Grenzregion aber trotzdem gefährdet. Wo Geldautomaten in fremden Immobilien stehen, will man auslaufende Mietverträge deshalb nicht verlängern – auch, um die Gefahr für die Gebäudeeigentümer zu verringern. Außerdem hat sich die Sparkasse die nächtlichen Nutzungszahlen angeschaut. Das Ergebnis: Durchschnittlich gibt es nur vier Abhebungen zwischen 23 und 6 Uhr. Die meisten davon bei Weinfesten, sonst fast keine. Es gebe noch keine konkreten Abbaupläne, betonte Riexinger: „Wo wir sehen, dass die Nutzungszahlen gegen Null gehen, besprechen wir das erst mit den Kommunen.