Nicht nur Netzwerk Südbaden feiert dieses Jahr Jubiläum. Wir stellen sechs Unternehmen aus Elzach, Oberkirch, Offenburg und Freiburg vor, die alle viel älter sind als unser Magazin. Gefragt haben wir sie nach ihrer Anfangszeit, Meilensteinen und historischen Fotos. Wir porträtieren sie dem Alter nach.
TEXT: SUSANNE MAERZ
275 Jahre Obere Metzgerei Franz Winterhalter in Elzach
„Das kann man sich heute alles gar nicht mehr vorstellen“, sagt Peter Winterhalter, wenn er über die Anfänge seines Familienunternehmens berichtet, nach eigenen Angaben die älteste Metzgerei Badens. Der 55-Jährige führt die Obere Metzgerei Franz Winterhalter in Elzach gemeinsam mit seinem Bruder Wendelin Winterhalter (57) in neunter Generation. Den Grundstein für das Unternehmen legten Joseph Winterhalter und seine Frau am 12. Februar 1749. An diesem Tag erhielten sie die Erlaubnis „zu metzgen“, wie es in der Gründungsurkunde zu lesen ist. Das taten sie, wie es vor 275 Jahren üblich war, auf einem Bauernhof in Elzach. Die Familie lebte wie die meisten Menschen in der Region zu dieser Zeit von der Landwirtschaft – und dazu gehörte, dass auf dem Hof geschlachtet wurde. Heute beliefert das Familienunternehmen den Großhandel, Fleischerfachgeschäfte im In- und Ausland sowie die sechs eigenen Verkaufsstandorte zwischen Haslach im Kinzigtal und Kirchzarten täglich mit Fleisch- und Wurstwaren. In den 1990er-Jahren ist als zweites Standbein Catering für Privat- und Firmenfeiern dazugekommen.
Und auch dieser Bereich ist seitdem gewachsen: Das Unternehmen betreibt in Elzach das Traditionshaus „Zum Bären“ für interne wie externe Veranstaltungen. Als Hauptcaterer des SC Freiburg verantwortet die Obere Metzgerei Winterhalter zudem im Europa-Park-Stadion an Spieltagen das Catering in der Businesslounge sowie auf sämtlichen Veranstaltungen, die neben dem Spielbetrieb dort stattfinden. Rund 130 Mitarbeitende und je nach Bedarf zusätzlich Aushilfen arbeiten im Unternehmen. Mit Blick auf die Anfangszeit haben sich die Dimensionen und die Maschinen, mit denen gearbeitet wird, sehr verändert. Doch Peter Winterhalter betont: „Wir sind zwar groß, aber wir arbeiten nach wie vor ausschließlich handwerklich.“
120 Jahre Sport-Club Freiburg
Der Sport-Club Freiburg schreibt wieder einmal Geschichte: Nach der Premiere in der Vorsaison steht der Fußballbundesligist erneut im Achtelfinale der Europa League, trotz vieler verletzter Stammspieler. Man hat sich an stets neue sportliche Superlative gewöhnt, die auswärts oder im neuen Stadion stattfinden, ebenso wie an das rasante Mitgliederwachstum von mehr als 65.000 Menschen. Los ging es vor 120 Jahren ohne eigenes Stadion, mit wechselnden Namen und Hobbykickern: Im Jahr 1904 gründeten sich der Freiburger Fußballverein 04 und die Mannschaft Schwalbe. Acht Jahre später, inzwischen hießen sie Sportverein 04 und FC Union, schlossen sie sich zum SC Freiburg zusammen. Viele Jahre mietete sich der Verein in unterschiedlichen Stadien ein, war mal Teil der Freiburger Turnerschaft, mal eigenständig. Während des Ersten Weltkrieges bildete er gar mit dem viele Jahre erfolgreicheren Konkurrenten Freiburger FC eine „erfolgreiche Kriegsmannschaft“, wie in der Chronik auf der Website des Sportclubs zu lesen ist. Danach spielten die Vereine wieder getrennt, und 1935 lehnte der Sport-Club eine von der Stadt geforderte Fusion mit dem FFC ab. 1924 wurde der SC Meister in der Kreisklasse Südbaden und stieg in die Bezirksliga Württemberg-Baden auf – damals die höchstmögliche Spielklasse. Im selben Jahr gab es das erste Vereinsabzeichen. Ein Jahr später hatte der Sport-Club mehr als 1000 Mitglieder. In den 1950er-Jahren wurde der Verein rechtlich neugegründet und heißt seitdem Sport-Club Freiburg e.V. Die Vereinsfarben sind seitdem weiß-rot und der „SC-Platz an der Dreisam“, der ab 1967 Dreisamstadion heißen wird, wurde neue Spielstätte. 1978 stieg der Verein erstmals in die 2. Bundesliga auf und wurde damit vom Amateur- zum Proficlub. Dieser Erfolg ist eng mit Achim Stocker verbunden, der 1972 Vereinsvorsitzender wurde und dies bis zu seinem Tod im Jahr 2009 bleiben sollte. Und noch ein bekannter Name spielte seit dieser Zeit viele Jahre eine wichtige Rolle: Joachim Löw wechselte in der Saison 1978/79 von den Sportfreunden Eintracht zum SC und spielte hier bis zum Saisonende 1989. Er blieb Rekordtorschütze des Vereins, bis ihn Nils Petersen im Jahr 2020 als solcher ablöste.
1993 stieg der SC das erste Mal in die Fußball-Bundesliga auf. Der bislang größte Erfolg folgte zwei Jahre später: 1995 beendete er die Saison auf Platz drei und spielte zum ersten Mal im UEFA-Pokal, wo er aber die erste Runde nicht überstand. Dafür wurde das Dreisamstadion auf 22.500 Plätze erweitert. In der letzten Ausbaustufe sollten es 24.000 werden. 1995 begann der ehemalige Spieler und inzwischen langjährige Cheftrainer Christian Streich als Jugendtrainer beim SC. Nicht nur die Männer feierten Erfolge: 1998 stieg die Frauenmannschaft in die 1. Frauen-Bundesliga auf. 2019 und 2023 erreichte sie das Finale des DFB-Pokals. Die Männer taten es ihr im Jahr 2022 gleich.
100 Jahre Elektro Schnurr, Oberkirch
Heutzutage ist es normal, damals war es ein Meilenstein: „Kauf des ersten Autos, um Kunden besser bedienen zu können“, ist in der Chronik auf der Website der Elektro Schnurr GmbH aus Oberkirch zu lesen. Das war 1940, während des Zweiten Weltkrieges, erst recht eine Besonderheit. Zwischen den Kriegen, im Jahr 1924, hatte der Elektromeister Georg Schnurr sich in Oberkirch selbstständig gemacht. Neun Jahre später zog sein Unternehmen Elektro Schnurr vom Ortsteil Oberdorf an den Kirchplatz und damit ins Zentrum von Oberkirch. Nach dem Tod des Gründers 1953 führte seine Frau Teresia den Elektrobetrieb weiter und übergab ihn 1976 an ihren Sohn Walter. Seit 2002 steht dessen Sohn Hansjörg Schnurr an der Spitze des Familienunternehmens.
Nach mehreren Um- und Neubauten im Zentrum von Oberkirch hat der Elektroinstallationsbetrieb seit dem Jahr 2016 in der neu gebauten Firmenzentrale Im Steinhof seinen Sitz. Auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände ist Platz für Lager, Büros, ein Ladengeschäft und Parkmöglichkeiten für Kunden wie Mitarbeitende. Dort sowie im vor 30 Jahren übernommenen Fachgeschäft in Achern sind heute 55 Frauen und Männer beschäftigt. Inzwischen bieten sie neben den klassischen Elektrowaren und -installationen Lösungen zu Smart Home und erneuerbaren Energien an. Stolz ist das Unternehmen auf die Auszeichnung „Handwerker des Jahres“, die es 2016 von der Handwerkskammer Freiburg erhalten hat.
100 Jahre Oberrheinmesse, Offenburg
Sie ist die zweitälteste und zugleich eine der drei bedeutendsten Messen Offenburgs: die Oberrheinmesse. Eine klassische Publikumsmesse, auf der Unternehmen und Händler ihre neuesten Produkte von der Waschmaschine bis zur Küchenreibe präsentieren, Kinder sich schminken lassen und von der Oma Süßigkeiten bekommen. Bis zu 80.000 Besucher strömten vor der Pandemie aufs Gelände und in die Hallen der Messe Offenburg-Ortenau GmbH, rund 500 Aussteller präsentierten ihre Produkte. Im vergangenen Jahr waren es nach pandemiebedingten Einbrüchen wieder etwa 72.500 Gäste und circa 400 Stände. Tendenz steigend.
Als die Verantwortlichen der Offenburger Stadtverwaltung 1924 die Messe ins Leben riefen, wollten sie in der schwierigen Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, in der viele Not litten und die Weltwirtschaft in einer Krise steckte, ein Zeichen des Aufbruchs setzen. Für Aussteller wie Besucher. Das gelang: Tausende Menschen kamen zur ersten Auflage vor 100 Jahren. Diese kannten bislang nur die Weinmesse, die Offenburg seit dem Jahr 1872 veranstaltete. Heute ist die Oberrheinmesse zwar eine Verbraucherausstellung von vielen – aber sie zählt neben den Fachmessen Forst live und Eurocheval nach wie vor zu den Top drei der Offenburger Messen. Bei den Besucherzahlen ist sie Spitzenreiter.
40 Jahre Zimmerei Grünspecht, Freiburg
Wo die Mitarbeitenden der Zimmerei Grünspecht am Werk sind, sieht man schon vom weitem: Denn am Gerüst oder der Fassade des Gebäudes prangt meist ein überdimensionaler hölzerner Specht. Und noch etwas macht das 1984 in Freiburg-Kappel gegründete Handwerksunternehmen besonders: Es ist eine Genossenschaft. Das Quartett um Hermann Hallenberger und Wilfried Pauer startete vor 40 Jahren zwar als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), aber mit der Vision eines selbstverwalteten Handwerksbetriebs, also ohne allein besitzenden Chef, wie sonst in der Branche üblich. 1991 wandelten die Gründer das Unternehmen in eine Genossenschaft um und verlagerten den Standort ins Gewerbegebiet Freiburg-Hochdorf.
Hier hat die Zimmerei nach wie vor ihren Sitz. Etwa zwei Drittel der 45 Mitarbeitenden sind Genossen. Damals wie heute setzt Grünspecht auf ökologischen Holzbau. 1996 gehörte die Genossenschaft zu den Gründern des überregionalen Holzbaunetzwerks „81fünf“, in dem sich Fachleute verschiedener Disziplinen zusammenschlossen, um gemeinsam ein Holzbausystem zu entwickeln, das längst patentiert ist und zum Standard in der Branche gehört. In der Region kennt man es als „GrünspechtHaus.“ Im Laufe der 40 Jahre haben die Mitarbeitenden weit über hundert Wohneinheiten in Häusern unterschiedlicher Art geplant und gebaut. Die Ökostation am Seepark und das viergeschossige Baugruppenprojekt Vogelnest im Freiburger Stadtteil-Vauban sind Leuchtturmprojekte für das Unternehmen. Außer Holz verarbeitet Grünspecht inzwischen andere nachwachsende Baumaterialien wie Stroh und Lehm. Das passt zum Credo des Unternehmens, das neben nachhaltigem Bauen und Wirtschaften auch immer wieder Neues hervorbringen will.
25 Jahre Inxmail, Freiburg
Wenn Unternehmen Newsletter oder andere Mailings erhalten, stammt die dafür nötige Software häufig von der Freiburger Firma Inxmail. Sie ist Pionier auf diesem Gebiet. Die Gründer, Martin Bucher und Peter Ziras, lernten sich während des Studiums an der Fachhochschule Furtwangen kennen. Sie hatten die Idee, „etwas Cooles mit Software zu machen“ und wollten ihre eigenen Chefs sein. So ist es in der Chronik auf der Firmenwebsite zu lesen. Das war 1998. Ein Jahr später gründeten die Mitzwanziger in Freiburg die Inxnet GmbH und machten sich ans Werk. Das Resultat ihrer Arbeit, die E-Mail-Marketing-Lösung Inxmail Professional, stellten sie im Jahr 2002 auf der Fachmesse Cebit erstmals der Öffentlichkeit vor. Ein Meilenstein, auf den weitere folgen sollten. Zum Beispiel der Bezug des Bürogebäudes an der Freiburger Bahnhofsachse im Jahr 2007. Da war das Team bereits auf 30 Mitarbeitende angewachsen. Im Jahr 2018 passten die Geschäftsführer die Organisationsstruktur an – weg von Hierarchien, hin zu einem Modell, das auf Rollen statt auf Stellen basiert. Ein Jahr später zog sich Martin Bucher aus der Geschäftsführung zurück und ist seitdem Minderheitsgesellschafter. Peter Ziras steht nach wie vor an der Firmenspitze und wird in der Geschäftsleitung von Petra Maelzer unterstützt. Inzwischen ist die Zahl der Mitarbeitenden auf 150 gestiegen – und auch die Software sowie das Portfolio insgesamt haben sich im Lauf der 25 Jahre weiterentwickelt und vergrößert. Ein Beispiel dafür ist die eigene Akademie, in der zum Beispiel das nötige Know-how für eine erfolgreiche E-Mail-Kampagne vermittelt wird.