Das Essilor-Gebäude habe die Stadt für 15 Jahre gemietet, so Heins Auskunft. Das Gelände an der Zinkmattenstraße wurde gekauft. Die Unterbringung der Menschen sei eine Pflicht der Kommunen, betonte der Amtsleiter: „Wir müssen den Menschen ein Dach überm Kopf verschaffen.“ Gerade in Freiburg, wo der Wohnungsmarkt ohnehin sehr angespannt ist, sei die Lage jedoch schwierig, so Hein weiter: „Wir brauchen so schon 18.000 neue Wohneinheiten bis 2030, also im Prinzip zwei neue Stadtteile.“ Nun komme noch die Flüchtlingsnot dazu. Ob vor diesem Hintergrund beispielsweise das Naturschutzgebiet beim Rieselfeld Bestand haben könne, müsse man derzeit offen lassen: „Ich weiß es nicht“, so Werner Hein, der händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten sucht. „Wenn Sie uns Wohnraum anbieten wollen, rufen Sie mich an, wir mieten oder kaufen alles!“ Auch das Land stehe mit dem Rücken zur Wand und gebe den hohen Druck entsprechend weiter: „Wir bekommen die Menschen mit drei Tagen Vorlauf zugewiesen. Man sagt uns: Wenn ihr das nicht schafft, bekommt ihr zur Strafe noch zehn Prozent mehr Leute draufgepackt.“ Aber er wolle nicht jammern, so Hein: „Ich kann das Land in seinem Vorgehen sogar verstehen.“
Aus dem Kreis der anwesenden Freiburger Unternehmer wurden am Donnerstag trotz der heiklen Lage praktisch ausnahmslos positive Erfahrungen mit bereits vorhandenen Flüchtlingsunterkünften berichtet. Die Stadt mache „einen großartigen Job“, so einer der Teilnehmer. Es wurden aber auch kritische Stimmen laut: Die Tatsache, dass die Dimensionen der Flüchtlingsbewegungen kaum abzusehen seien, berge auch sozialen Sprengstoff, so ein Teilnehmer des Abends. Werner Hein antwortete darauf, dass auch er Risiken „nicht verniedlichen“ wolle. „Die Integration der Menschen ist unsere Hauptbaustelle. Sie ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die ein Prozess über Jahre und Jahrzehnte hinweg sein wird. Und in dem wir auch eine Chance für uns sehen können.“ Er hoffe nicht, dass die derzeit hilfsbereite Stimmung in der Bevölkerung kippe, aber er nehme die Frage sehr ernst, so Werner Hein weiter.
„Ich bin über die überwiegend positive Rückmeldung heute Abend sehr erfreut und überrascht“, so Christian Schulz, der Geschäftsführer der EXTROL Mineralöle Schulz GmbH, anschließend. Trotz der angespannten Rahmenbedingungen zeige die Gesprächsrunde mit den Freiburger Unternehmern, dass die Grundstimmung beim Flüchtlingsthema nach wie vor positiv sei. „Das Thema und die daraus folgenden Belastungen bewegen uns natürlich alle“, so der Vorsitzende der IG Haid und der IG Nord. „Für uns Unternehmer ist es wichtig, dass die Standortsicherung und das attraktive Umfeld für die Betriebe erhalten bleiben. Wir werden deshalb weiterhin den intensiven Dialog mit der Stadt suchen.“
HINTERGRUND:
Die IG HAID und die IG NORD verstehen sich als Sprachrohr und Kommunikationsplattform der Wirtschaft in den Gewerbe- und Industriegebieten Haid und Nord in Freiburg. Beide Gebiete gelten als Motoren und Musterbeispiele der Freiburger Wirtschafts- und Innovationskraft. Mit den IGen soll den Betrieben eine gemeinsame Stimme und ein Ansprechpartner gegenüber Stadt und Institutionen gegeben werden. Gleichzeitig soll der Austausch der Unternehmen miteinander gefördert werden. Unter www.ig-haid.de und www.ig-freiburg-nord.de stellen sich die Mitgliedsunternehmen in kurzen Infotexten vor, die Aktivitäten und Veranstaltungen der IGen stehen hier im Kalender, und die Gewerbegebiete werden porträtiert.