von unserem Autor Rudi Raschke
Am heutigen Dienstagnachmittag wird im Freiburger Gemeinderat der Jahresabschuss des Freiburger Theaters vom Sommer 2015 samt des Berichts des Rechnungsprüfungsamts hierzu verhandelt und es schaut nach keinem guten Licht aus, dass diese Debatte aufs Stadttheater wirft.
Im Bericht des städtischen Amtes wird zurückhaltend im Ton, aber überaus deutlich geäußert, dass am städtischen Theater (seit 2005 ein Eigenbetrieb) auf eine Art gewirtschaftet wurde, die sowohl von finanziellen Nachteilen für das Haus, als auch von Intransparenz gekennzeichnet war. Dabei finden sich sowohl Hinweise, dass der Berichtspflicht gegenüber Oberbürgemeister, Dezernenten und Verwaltung, aber auch dem 20-köpfigen Theaterausschuss nicht nachgekommen wurde. Überdies finden sich Hinweise auf eine inkorrekte Bilanzierung einzelner Posten und noch ungeklärte Rentenprüfungen.
Auch beim Projekt „Die Türmer von Freiburg“, das in der an Aussichtspunkten nicht armen Stadt Freiburg eine eigene Plattform aufs Dach des Theaters bauen ließ, um 730 Bürgern einen exklusiven Sonnenaufgang oder -untergang zu bieten, werden Unregelmäßigkeiten bei der Auftragsvergabe an die beteiligten Firmen kritisiert. Nach Informationen von „netzwerk südbaden“ stiegen die Kosten aufgrund von Planungsfehlern hier um 50 Prozent.
Vor allem die Schwerpunktprüfung zur inzwischen geschlossenen Bar „Passage 46“ bekommt eine hervorgehobene Stellung im Bericht des Rechnungsprüfungsamts. Die Auswahl des Pächters und die Vertragsregelungen werden als finanziell nachteilig und unzureichend dokumentiert dargestellt. Bis heute werden von der im September 2015 geschlossenen Bar im Kellergeschoss des Theaters Inventargegenstände im Wert bemessen, auch um den tatsächlichen Schaden für das Theater im sechsstelligen Bereich zu beziffern und einzugrenzen. Die Verträge mit den Pächtern hatten Intendantin Barbara Mundel und der damalige Verwaltungsdirektor Klaus Engert unterschrieben. Letzterem wurde vor seinem Abschied vom Haus in der vergangenen Spielzeit, in der auch ein größerer Bühnenumbau stattfand, sogar eine Reduzierung auf ein Teilzeitmodell ermöglicht, was einen ebenfalls nur mäßig professionellen Eindruck hinterlässt.
Neben dem aufzuarbeitenden Schaden in der Vergangenheit fällt vor allem der Blick in die Gegenwart des Hauses unübersichtlich aus: Nachdem die Vorgänge rund um dubiose Darlehen, Pachtvorauszahlungen und auf Theaterkosten angeschafftes Inventar öffentlich wurden – laut Insidern zufolge kann das Haus künftig auf Niedrigtemperatur-Gargeräte und Espressomahlwerke in seinen Inszenierungen zurück greifen – hatten vor allem das Rechtsamt und die Stadtkämmerei die Arbeit der Leitung übernommen. Ulrich von Kirchbach, der für das Theater zuständige Kulturdezernent nannte die keineswegs als Bagatellen einzuschätzenden Fehler „suboptimal“, eine Verantwortlichkeit war schwer festzustellen.
Die seit dieser Spielzeit amtierende Verwaltungsdirektorin Tessa Beecken muss die Scherben zusammen kehren, ihre Stellungnahme zum 53-seitigen Bericht fällt mit lediglich einer Seite kleinlaut und schmallippig aus. Der Bericht rät ihr, die Kapazitäten der Verwaltung zu stärken, nachdem andere Ämter deren Aufgabe quasi übernehmen hatten.
In Sachen Passage muss Beecken für diese Spielzeit aktuell Einnahmeverluste verbuchen, die günstige Location in der Freiburger Innenstadt steht leer. Im Sommer 2017 soll Barbara Mundels Nachfolger Peter Carp entscheiden, was damit geschieht. Es scheint, als ob sich in Freiburgs Kultur- und Gastronomenkreisen nicht einmal ein vorübergehend passendes Pop-Up-Konzept finden lässt, um die Lokalität zu bespielen. In den zahllosen vom Rechnungsprüfungsamt verzeichneten Ämtern, die rund um die Theaterpannen beteiligt waren, ist das Kulturamt übrigens kein einziges Mal erwähnt.