Von unserem Autor Uli Homann
Freiburg – „Wir haben praktisch Vollbeschäftigung“ sagte gestern Rudolf Kastner, Präsident der Vereinigung Badischer Unternehmerverbände (VBU) vor Journalisten. Die Arbeitslosigkeit sei in Südbaden noch einmal um 0,4 Prozent auf 3,4 Prozent zurückgegangen. Wie gut der Arbeitsmarkt laufe, zeige auch der Anstieg der angebotenen offenen Stellen um fast sieben Prozent.
Dies ist auf dem Hintergrund einer nach VBU-Angaben weiterhin guten Konjunktur zu sehen. Für das Gesamtjahr werde in Baden-Württemberg mit einem Wachstum von 1,8 Prozent gerechnet, und das Statistische Landesamt sage für das kommende Jahr einen Anstieg in ähnlicher Größenordnung voraus. Branchenführer, was Steigerungsraten angeht, ist die Bauwirtschaft. Sie hat den Umsatz in den ersten neun Monaten von 2016 auf 12,12 Milliarden Euro und im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 7,7 Prozent gesteigert. Schlecht geht es der badischen Landwirtschaft, sagt VBU-Hauptgeschäftsführer Michael Hafner, zahlreiche Betriebe hätten hohe Verluste zu tragen. Der Einzelhandel dagegen rechnet mit verbesserten Ergebnissen gegenüber dem Vorjahr, unter anderem deshalb, weil derzeit das Weihnachtsgeschäft regelrecht brummt.
Der VBU äußerte sich auch zum Bildungsstandard in Baden-Württemberg. Der müsse qualitativ angehoben werden – das habe das schlechte Abschneiden von baden-württembergischen Schülern beim jüngsten PISA-Test gezeigt. Rudolf Kastner mahnt vor allem eine verbesserte Methodik bei der Vermittlung von Naturwissenschaft und Mathematik in den Gymnasien an. Bei einem Gespräch mit der neuen baden-württembergischen Schulministerin Eisenmann hat Kastner den Eindruck gewonnen, die vorhandene „Schieflage“ sei erkannt worden. Kastner:“ Unsere Wirtschaft lebt von Naturwissenschaft und Technik. Da hinterherzuhinken, können wir uns nicht leisten“.
Im Blick auf die Digitalisierung der wirtschaftlichen Abläufe hat sich der VBU sehr kritisch mit dem jüngst von Bundesarbeitsministerin Nahles veröffentlichten Weißbuch „Arbeiten 4.0“ auseinandergesetzt. Kastner sieht Weisungsrechte von Arbeitgebern ausgehebelt, wenn beispielsweise dem Arbeitnehmer ein Recht auf befristete Teilzeit gewährt werde. Michael Hafner schimpft, „statt zu flexibilisieren wird reguliert“. Für Gastronomie und Landwirtschaft fordert Hafner Ausnahmeregelungen. Absolut hinderlich sei die Vorschrift einer ununterbrochenen Ruhezeit von elf Stunden. Michael Hafner: „Das ist eine unzumutbare Behinderung“.
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