Ein Portrait über die Frau an der Spitze der Ganter Brauerei
Die Brauerei Ganter ist ein besonderes Unternehmen. Schließlich kann man im Kammerbezirk jene Unternehmen, die seit 150 Jahren in Familienhand sind, an einer Hand abzählen. Katharina Ganter-Fraschetti, die nun seit drei Jahrzehnten in der Brauerei arbeitet, sagt es so: „Die Brauerei ist ein Schmuckstück, die Mitarbeiter eine eingeschworene Gemeinschaft und wir in der Führung, Herr Frankenberger und ich, sind ein unschlagbares Team.
Für diese Brauerei arbeiten zu dürfen, ist ein unbeschreibliches Gefühl, denn diese Firma hat eine Seele und ich darf Teil davon sein.“ Wer aber ist die Frau an der Spitze der Ganter Brauerei? Katharina wird als zweites von vier Kindern und als einzige Tochter in die Familie Ganter geboren. In den ersten Jahren ihres Lebens lebt die Familie in der Villa auf dem Brauereigelände. Die Brauerei ist in diesen Jahren der Spielplatz der Ganter-Kinder.
Als sie sieben Jahre alt ist, zog die ganze Familie aufs Land. Ein Bauernhof mit Landwirtschaft und Nutztierhaltung ist von da an das neue Zuhause der Ganters, die Brauerei war von diesem Moment an weit weg: Es gibt Milchkühe, Schweine, Hühner, Enten, Katzen und Hunde. Es ist eine vollkommen andere Welt, in der die Kinder nun leben. Selbst die Brauereipferde sind mit aufs Land gezogen. Da der Erwerb des Hofes nur möglich war, weil die Familie Ganter dessen Weiterbewirtschaftung zugesichert hatte, sind von da an ganz andere Aufgaben zu erfüllen: Irma Ganter, die Mutter, Irma, stammte ursprünglich von einem großen Gut in Norddeutschland und hatte Landwirtschaft gelernt. So ist die Bewirtschaftung kein Problem. Ein junges Ehepaar, das in den ersten Jahren mit auf dem Hof lebte, unterstützt die Familie bei der Arbeit.
Wenn das Paar im Urlaub war, kümmern sich die Kinder zusammen mit ihrer Mutter um alle Tiere. So lernte Katharina Ganter – lange bevor sie etwas vom Bierbrauen verstand – Kühe zu melken, Hühner zu füttern und Heu zu machen. Bis Ende der 70er Jahre, als die Nutztiere abgeschafft wurden und es auf dem Hof ruhiger und idyllischer zuging, war die Brauerei noch kein Thema. Erst nach der Schulzeit gewann sie für die Kinder der Familie Ganter wieder an Bedeutung. Für die Eltern war klar, dass eines Tages einer der drei Söhne die Brauerei leiten würde. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass die einzige Tochter einmal eine Führungsposition in der Brauerei einnimmt, denn die hatte eigentlich ganz andere Pläne. Katharina Ganter wollte nach dem Abitur ursprünglich Tierärztin werden, machte aber nach dem Abitur eine Lehre zur Industriekauffrau bei der damals noch in der Nachbarschaft angesiedelten Garnfabrik Mez. Daran schloss sich ein längeres Praktikum in einer internationalen Werbeagentur in Frankfurt an. Damit war für sie klar, was sie machen wollte: in der Werbebranche arbeiten. So studierte sie in Berlin Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und arbeitete in New York im Konzern Warner-Lambert.
Letzteres eine Erfahrung, bei der sie die Verrücktheiten, aber auch das harte Arbeitspensum in der Werbeszene ausgiebig kennen lernen durfte. Nach dem Diplom hatte sie dann den Vertrag einer renommierten Düsseldorfer Agentur in der Tasche – der erste Schritt auf ihrem Karriereweg in der Werbung. Doch manchmal kommt es eben ganz anders als geplant. Da sie als erstes der vier Kinder mit der Ausbildung fertig war, wurde sie, als der Vater gesundheitlich angeschlagen war, von den Eltern nach Freiburg gerufen. 1985 fing sie an, in der Brauerei zu arbeiten, zunächst als Assistentin des Vaters und Werbeleiterin. Als 1988 der Vater starb, wurde der älteste Bruder Berthold Geschäftsführer der Brauerei.
Katharina Ganter heiratete, wurde zu Katharina Ganter-Fraschetti und zog nach Italien. Neben dem Familienleben mit ihrem Mann und den beiden gemeinsamen Söhnen baute sie von dort aus einen Export von GANTER-Bier nach Italien auf. 2002 kam Katharina Ganter-Fraschetti zurück nach Freiburg und stieg zu 100 % in die Brauerei ein. Von Anfang an war sie für Projekte verantwortlich, die in Richtung der Umstrukturierung gingen. Denn schon damals war es ihre Vision (und ist es heute mehr denn je), dass die Brauerei GANTER selbständig bleibt und sich als regionale, nachhaltig wirtschaftende Brauerei am Markt behauptet. In Italien sammelt sie bis heute Ideen, die der Brauerei bei der Vermarktung ihrer Produkte zugute kommen, in Freiburg bringt sie ihre Kenntnisse aus der Werbewirtschaft gewinnbringend ein.
Die vielen Jahre der Umstrukturierung waren sehr intensiv. Es war viel Überzeugungsarbeit zu leisten, sowohl intern als auch extern. Katharina Ganter-Fraschetti hat das mit ganzer Kraft und mit großem Erfolg geschafft. Gemeinsam in Teams mit den Hauptgesellschaftern und den Aufsichtsräten wurde es vollbracht. Seit vier Jahren ist Katharina Ganter-Fraschetti nun Geschäftsführerin. Über Ihren Austausch und ihr Engagement beim VDU sagt sie: „Es ist einfach toll, wenn Frauen Unternehmer sein können.“ Dass sie sich lange Jahre nicht vorstellen konnte, in der Männerwelt einer Brauerei tätig zu sein, macht sie heute umso begeisterungsfähiger beim Führen und Repräsentieren des Familienbetriebs. Sie hat allen Grund stolz darauf zu sein, dass die Brauerei so dasteht, wie sie es heute tut.
Erschienen in der Ausgabe vom 01/16