Ist es mal zwei Wochen am Stück warm und trocken, kaufen die Deutschen Regenwassertanks – das bemerkt die Teninger Firma Otto Graf GmbH
Von Philipp Peters
Otto P. Graf geht es genau wie den Brauereien. Im Sommer, da möge es bitte trocken bleiben. Wenn es viel regnet, schmeckt das Bier nicht. Und auch mit der Bewässerung des Gartens befasst man sich nicht. „Alle drei Wochen darf es ruhig mal ordentlich regnen, damit sich der Tank auffüllt. Aber ansonsten ist Regen schlecht“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter von Otto Graf.
Die Teninger sind einer der führenden Hersteller von Regenwassertonnen. Vom oberirdischen Gefäß mit dem Fassungsvermögen einer Badenwanne bis hin zu unterirdischen Tanks mit einem Fassungsvermögen von bis zu 120.000 Litern. „Wenn es im Sommer dann zwei Wochen am Stück trocken ist, rennen die Leute in die Baumärkte und kaufen Regenwassertonnen.“
Von den Stückzahlen machen die immer noch das Gros des Umsatzes von etwa 95 Millionen Euro aus. Doch der Umsatz verteilt sich heute auf mehrere gleichstarke Beine. Graf ist kein reiner Hersteller von Kunststofftanks, sondern versteht sich auch als Systemlieferant. Alles, was zwischen Regenrinne und dem Wasserhahn liegt, kann bei dem Teninger bestellt werden. Im Objektbereich unterstützt das südbadische Unternehmen seine Kunden schon in der Planungsphase. Zwar liegt der Fokus nach wir vor auf dem Einsatz im Privatbereich. Doch auch in gewerblichen oder industriellen Anwendungen werden Graf-Produkte verbaut, etwa um Wasser für eine Lkw-Waschanlage einer Spedition zu sammeln.
Große Wassertanks sind auch ein Exportschlager. Graf hat intelligente Fertigungswege entwickelt, die im globalen Wettbewerb einen unschlagbaren Vorteil bringen. Die großen Tanks können in gerade mal zwei Teilen transportiert werden. Das spart 85 Prozent der Fläche in der Logistik. Die Qualität leidet darunter nicht, denn die beiden Tankhälften können einfachst montiert werden. Die patentierte Technik, die für den Großtank Carat entwickelt wurde, hat dem Unternehmen sogar schon den Bundesinnovationspreis gebracht. Doch daneben gibt es die Tanks auch in kleineren Varianten, von 200 Litern an aufwärts. Dekorative Objekte sind dabei, die man sich zur Zierde in den Garten stellen kann. Einfache grüne Plastikboxen gibt es schon für weniger als 20 Euro. Für jedes Bedürfnis hat Graf ein Gefäß – egal ob man will, dass es gut ausschaut oder dass es möglichst viel Wasser aufnimmt.
Das Fabrikgelände an der Carl-Zeiss-Straße in Teningen ist eindrucksvoll. Wer von Freiburg kommend in Richtung Norden fährt, kann auf Höhe der Abfahrt gut das Hochregallager sehen, in dem auch das Granulat für die Tanks bewahrt wird. In der Fabrik arbeiten mächtige Maschinen, die meist im Spritzgießverfahren das Granulat in die Formen bringen.
Graf macht mittlerweile die Hälfte seines Umsatzes im Ausland, ist in mehr als 60 Ländern vertreten.
Die Internationalisierung ist gut fürs Geschäft. 2016 ist der Umsatz erneut gestiegen. Die Zahl der Mitarbeiter weltweit ist auf 450 geklettert. Davon sind 280 am Stammsitz in Teningen, weitere 95 im Werk im französischen Dachstein. Die Fabrik im Elsass ist älter als die Fertigung in der Heimat. Die 1962 gegründete Firma produzierte lange Zeit nur im Ausland. Erst 2005 baute Graf dann die neue Fabrik am Stammsitz in Teningen. Daneben gibt seit 2008 noch eine Fertigung im australischen Perth, wo Produkte für den Pazifik-Raum hergestellt werden.