Die Debatte um die Offenlegung des Planentwurfs dreht sich vor allem um die vor Toresschluss hektisch zusammengebastelte „Spiegel“-Variante des Freiburger Flugplatzes.
Von Rudi Raschke
Der SC Freiburg hat eine weitere Hürde genommen auf dem Weg zum neuen Stadion: Ende Mai beschloss der Gemeinderat die Offenlegung des Planentwurfs, der Siegerentwurf soll im Sommer fest stehen.
Mit der Offenlegung samt der Möglichkeit für Einsprüche unterstreichen Stadt und SC Freiburg, das sie weiterhin das Ziel einer Einweihung zum Saisonauftakt 2019/20 anpeilen.
Die Debatte brachte nahezu keine Vertiefung des „Mammutwerks“ (Oberbürgermeister Dieter Salomon über die rund 1000-seitige Vorlage), Grund war ein zuvor eingegangener Antrag, das eine „Spiegel“-Variante rund um den Flugplatz geprüft werden solle: Bei dieser Idee würde der SC Freiburg mit seinem Stadion nicht die westliche Seite der Landebahn bespielen, sondern die östliche. Die Idee entstammt den Fantasien der betroffenen Flieger.
Spannend daran sind der Zeitpunkt und das beachtliche Selbstvertrauen, mit dem sie eingebracht wurde. Baubürgermeister Prof. Haag erinnerte, dass die Variante bereits 2011 neben zwei Dutzend weiteren Standorten verworfen wurde. Maria Viethen von den Grünen nannte die Idee einen „alten Hut“, mit dem überdies eine neue Bindung des Flugplatzes bis 2070 erzielt werden solle. Sie verglich den Zeitpunkt der Idee mit einem „Notbremsen“-Foul. Johannes Gröger von den „Freien Wählern“ sprach von einer „Scheindebatte“.
Der „Vorschlag“, bei dem das Stadion quasi direkt an der Rückwand des Möbelhauses „XXXL Lutz“ lehnt, ist bei näherer Betrachtung eine krude Bastelarbeit, bei der beim Umkleben sogar noch Flächen vergessen wurden. In seiner Ausführung erinnert er ein wenig an das bekannte Youtube-Video, bei dem ein fehlendes Schokoladen-Ripple durch Umlegen der Resttafel verschleiert wird.
Wolf-Dieter Winkler von der Liste „Freiburg Lebenswert“ und Ernst Lavori von der SPD bemühten sich, die Idee als „planerische Vorausschau“ (Winkler) einzuführen, die bisher gefehlt habe. Wie stets erklärten die unversöhnlichen Stadiongegner dabei Hunderte von Seiten amtlicher Gutachten für mehr oder weniger ungültig, während der eigenen Bierdeckel-Idee nahezu Baureife attestiert wird. Lavori schickte noch den „alternativen Fakt“ ins Rennen, das Stadion werde zehn Meter höher als geplant ausfallen und rundete den Mut-zur-Wissenslücke-Auftritt ab.
Für die Unabhängigen Listen würdigte Michael Moos, dass der seriöse Teil der Kritik am Neubau immerhin zum Bürgerentscheid und zur vorliegenden „Herz & Nieren“-Prüfung führte: „Der Zug ist nicht nur auf der Schiene, sondern schon ein Stück gerollt“. Moos ging dabei auf die stattliche Vorlage ein, die auch die soziale Bedeutung der SC Freiburg in der Region unterstreiche.
Im Juli will sich der Aufsichtsrat der neu gegründeten Stadion-Gesellschaft einen Generalübernehmer verständigen, der das Stadion mit einem Architekten umsetzen soll. In welcher Form die Bürger die Sieger-entwürfe sehen werden, steht noch nicht fest.