Susanne Kleinig, Geschäftsleitung bei Lehman Präzisionsuhren GmbH aus Schramberg, etabliert eine Schwarzwälder Uhrenmanufaktur im Spitzensegment für Luxusuhren.
Die Deutsche Uhrenstraße feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen. Sie gibt Zeugnis einer längst vergangenen Epoche, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Anfang nahm. Gut sieben Jahrzehnte war die Industrie des Hochschwarzwalds maßgeblich durch die Uhrenproduktion geprägt, bevor sie in den frühen 1930er Jahren ihren ruinösen Niedergang erlebte.
Eine besondere Rolle kommt hierbei der Stadt Schramberg zu, Gründungsort der Firma Junghans, zu ihrer Blütezeit einst größte Uhrenmanufaktur der Welt. Auf dem von Arthur Junghans 1911 als zweiter Wohnsitz erbauten Gut Berneck oberhalb von Schramberg residiert seit gut fünf Jahren ein Unternehmen, das auf eine vergleichsweise kurze Geschichte zurückblickt, in Sachen Fertigungsexpertise jedoch weltweit höchstes Ansehen genießt. Aufbauend auf dem Know-how des Mutterunternehmens Lehmann Präzision, das sich innerhalb weniger Jahre zu einem der führenden Hersteller für Ultrapräzisionswerkstücke etabliert hat, wagte Inhaber Markus Lehmann 2011 den Vorstoß, mit einer eigenen kleinen Uhrenkollektion im Segment für Luxusarmbanduhren Fuß zu fassen.
Lehmann setzte dabei kompromisslos auf eine größtmögliche Fertigungstiefe:
vom Zeiger über die Stundenindizes bis zum Gehäuse stammen praktisch alle Komponenten aus der eigenen Manufaktur, selbst für die Galvanik, ein hochkomplexes Veredlungsverfahren, unterhält man bei Lehmann eine eigene Abteilung. Kaufargument für eines der klangvollen „Intemporal“-Modelle ist eine an Perfektion heranreichende Präzision in der Fertigung und eine untrennbar damit verbundene Liebe zum Detail.
Umsichtigkeit bewies Markus Lehmann letztlich in der Einsicht, dass selbst kompromisslos gelebte Qualität sich nur dann verkaufen lässt, wenn sie ebenso gut vermarktet wird. Es bedurfte einer Instanz, die den hohen Anspruch des Unternehmens in Begehrlichkeiten jener Käufergruppe transformiert, die es im hart umkämpften Luxussegment zu erreichen gilt.
Susanne Kleinig, die die Geschäfte bei Lehmann Präzisionsuhren seit 2012 leitet, verkörpert diese Instanz im denkbar besten Sinne. Als ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin und Wirtschaftswissenschaftlerin brachte die gebürtige Freiburgerin ihre Erfahrung aus der mehrjährigen Tätigkeit für die Schweizer Uhrenmarke Hublot mit, ihres Zeichens Mitglied der Unternehmensgruppe Louis Vuitton.
Ihrer Federführung ist es zu verdanken, dass das junge, aus der Maschinenbaubranche stammende Unternehmen Lehmann Präzisionsuhren sich sukzessive eine Nische auf dem äußerst eitlen Weltmarkt für Luxusuhren erarbeitet hat. Wer das Gespräch mit ihr sucht, kann ganz unmittelbar erleben, wie vordergründig rationale Werte ihre (für die Vermarktung) notwendige sinnliche Aufladung erfahren.
Mit Kleinig hielt bei Lehmann ein Verständnis dafür Einzug, dass für die Etablierung einer erstklassigen Luxusuhr auch einmal erkleckliche Summen für Anzeigen in einschlägigen Lifestyle-Magazinen in die Hand genommen werden müssen. Wichtig scheint ihr bei der konzeptionellen Vermarktung des Labels zu sein, dass das Produkt selbst niemals aus dem Fokus rückt. Vermeintliche „Aufwertungen“ durch die Assoziation der Uhren mit einflussreichen Testimonials spielen keine entscheidende Rolle. Vielmehr sorgt Kleinig dafür, dass Lehmann-Uhren im Abglanz ihrer inneren Werte – die sich optisch durchaus gut in Szene setzen lassen – eine angemessene und wirkungsvolle Ausleuchtung erfahren.
Entsprechend sind Alleinstellungsmerkmale wie aufwendig veredelte Brücken im Bicolor-Look, versenkbare Krone und im Licht changierende Ziffernblätter stets Zweierlei: pure, technische Leistungsschau des im Hause Machbaren auf der einen Seite und gleichzeitig hochwirksamer ästhetischer Ausdruck der vorhandenen Expertise auf der anderen. Der Sichtboden der Uhren verdeutlicht dieses Zusammenspiel in besonderer Weise. Meist verdeckt durch das Handgelenk des Besitzers, kann sich dieser der hintergründigen Schönheit seiner Uhr stets in dem Moment versichern, da er sie ablegt. Susanne Kleinig sorgt dafür, dass derartige Details ihr USP-Potential möglichst voll ausschöpfen. Insofern muss man sie neben Markus Lehmann zwingend als weiblichen Spiritus rector von Lehmann Präzisionsuhren nennen. Die Nachhaltigkeit ihres Erfolgs erscheint geradezu folgerichtig.
Für das kommende Jahr bereitet man den Start einer wegweisenden Kooperation mit einem anderen deutschen Prestigeunternehmen vor, Namen werden derzeit noch vertraulich behandelt. Damit verbunden ist ein Expansi-onskurs, der bereits im Herbst 2017 mit dem Umzug von Gut Berneck in eigene neu gebaute Räumlichkeiten be-ginnt. Abzuwarten bleibt indes, wann die Deutsche Uhrenstraße auch dem Hause Lehmann eine eigene Haus-nummer verleihen mag. (rv)
Informationen zur Person:
Susanne Kleinig, Jahrgang 1965, ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin, Hotelfachfrau und studierte Volkswirtin, war mehrere Jahre für die Uhrenmarke Hublot (Louis Vuitton Gruppe) tätig. Seit Frühjahr 2012 leitet sie die Firma Lehmann-Präzisionsuhren in Schramberg, eine der weltweit jüngsten etablierten Marken im Segment für Luxusuhren.