Die Freiburger Stiftungsdirektorin Marianne Haardt will mit neuen Ideen zur stärkeren Vernetzung beitragen und Kooperationen im Stiftungswesen mitgestalten.
Von Stephan Elsemann
Morgens im warmen Luftstrom des Haarföhns kommen ihr die besten Ideen, oder beim Joggen, das ihr zur festen Gewohnheit geworden ist. Qualitäten als Dauerläuferin mit Durchhaltevermögen hat Marianne Haardt in ihren 34 Jahren auf städtischen Ämtern reichlich beweisen müssen, bevor sie im vergangenen Jahr Direktorin der kommunalen Stiftungen Freiburgs wurde, Chefin von 500 Mitarbeitern, Verwaltung eines Stiftungsvermögens von 180 Millionen und eines jährlichen Etats von rund 62 Millionen Euro. Verordnungen, Anträge, Ablagen, Beschlüsse, Wiedervorlagen – nichts um diese strahlende Frau lässt auf die Beschäftigung mit trockenem Papierkram schließen. Marianne Haardt genießt ihre neue gestalterische Freiheit als Stiftungsdirektorin und sieht viele Möglichkeiten, vor allem auch die Möglichkeiten der Vernetzung der kommunalen Stiftungen untereinander zu nutzen. Etwa folgendermaßen sieht das aus: Eine Berufsausbildung für junge Frauen anzubieten, mit einem Praktikum gefördert von der Adelhausen-stiftung, gestützt mit dem Know-How von der Waisenhaushausstiftung, mit der Perspektive einer Berufsausbildung in der Altenpflege bei der Heiliggeistspitalstiftung. Zudem möchte sie die Stiftungen insgesamt bekannter machen. Doch den Papierkram gibt es auch. An ihrem neuen
Arbeitsplatz spielt er sich im Hintergrund ab. Die Entscheidungswege sind kürzer geworden, und leichter, denn Stiftungen stehen nicht so sehr im Blickfeld der kommunalpolitischen Öffentlichkeit wie Behörden. Zwar ist Marianne Haardt bei ihren Vorhaben an die Stiftungszwecke gebunden, doch letztlich werden viele Entscheidungen vor Ort getroffen, etwa, wenn es darum geht, Personal einzustellen.
Zuvor im städtischen Amt waren etwaige Personalwünsche eingebunden in die städtische Hierarchie. Marianne Haardt hat eine beeindruckende berufliche Biographie vorzuweisen, eine Blitzkarriere war es nicht.
Von der Pike auf lernte sie, wie es in der kommunalen Verwaltung zugeht. Mit einem Fachhochschulabschluss in Sozialpädagogik fing sie 1982 beim Freiburger Sozial- und Jugendamt an – als Schwangerschaftsvertretung „mit BAT 5c und 1600 Mark netto. Da war ich ganz stolz und habe mir erst einmal zwei Blusen auf einen Schlag gekauft.“
Von Anfang an war ihr klar: „Bei einer großen Institution hat man immer die Möglichkeit, sich weiter-zuentwickeln“, eine Sichtweise, die sich als richtig erwies, denn 34 Jahre später schied sie dort als Amtsleiterin mit der höchsten Gehaltsstufe A16 aus. Schon bald nach ihrem Einstieg im Sozial- und Jugendamt bemerkte sie, dass sie mehr mit sich vor hatte, als Sachbearbeiterin zu bleiben. Voraussetzung für den weiteren Aufstieg war allerdings ein Hochschulabschluss. So absolvierte sie neben der Tätigkeit beim Sozial- und Jugendamt ein Pädagogikstudium. Sie wollte ihre Kenntnisse in der Pädagogik, vor allem in der Erwachsenenbildung vertiefen. Verwaltungspraxis hatte sie sich schon parallel über ihre Berufstätigkeit erworben und so nahm sie 2005 die Stelle als Verwaltungsleiterin des Freiburger Sozial- und Jugendamtes an.
Als „Crashkurs“ beschreibt sie diese Zeit, denn mit dem Millionenetat kam auch die Personalverantwortung für 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzu. Ein mutiger Schritt, dem ein noch mutigerer folgte, als sie 2008 die Leitung des Freibuger Sozial- und Jugendamtes übernahm. Große interne Veränderungen, die zum Beispiel mit der Einführung von Hartz IV einhergingen, waren zu bewältigen. Schon drei Jahre später, 2011, folgte die nächste Umwälzung, als wegen der Neuordnung der Freiburger Bürgermeisterriege das Sozial- und Jugendamt geteilt wurde.
Marianne Haardt übernahm das Amt für Kinder, Jugend und Familie (AKI) und setzte in den folgenden fünf Jahren viele Akzente in der Kinder- und Jugendhilfe. Die „Frühen Hilfen“, eine Zusammenarbeit der Behörde mit Kinderärzten, Unikinderklinik als niederschwelliges Angebot Gefährdeten zu helfen, geht wesentlich auf ihr Engagement zurück. „Das Pädagogikstudium hat mir bei meiner Tätigkeit als Leiterin des Sozial- und Jugendamtes und vom AKI unglaublich geholfen, sagt sie rückblickend. „und mein großer Vorteil war, dass ich alles, was ich durchsetzen wollte, pädagogisch begründen konnte“.
Auch Optimismus gehört dazu, eine solche Behörde mit Erfolg zu leiten. Das Glas als „halbvoll“ zu betrachten, die heitere rheinische Lebensart und auch ihr Verantwortungsgefühl, hat sie aus dem Elternhaus mitgebracht. „Unser Vater legte immer Wert darauf, dass wir Verantwortung übernehmen“ und sie erinnert sich, wie sie selbst als Kinder auf der Fahrt in den Urlaub den weißen Kinderausweis an der Grenze nach Österreich dem Zöllner vorzeigten durften.
Marianne Haardt stammt aus Leubsdorf, einem Weindorf am Mittelrhein, wo sie gern zu Besuch ist, um etwa „eine schöne Riesling-Auslese“ zu trinken, und sie lacht dabei, einen reichlich süßen Wein, „den könnte man in Freiburg niemandem anbieten“. Jetzt als Stiftungsdirektorin ist sie quasi selbst Winzerin geworden, denn auch das Stiftungsweingut gehört zum breiten Portfolio der Freiburger kommunalen Stiftungen. Schon drei Jahre später, 2011, folgte die nächste Veränderung, als wegen der Neuordnung der Freiburger Bürgermeisterriege das Sozial- und Jugendamt geteilt wurde. Marianne Haardt übernahm das Amt für Kinder, Jugend und Familie und setzte in den folgenden fünf Jahren viele Akzente vor allem in der Kinder- und Jugendhilfe. Die „Frühen Hilfen“, eine Zusammenarbeit der Behörde mit Kinderärzten, Unikinderklinik als niederschwelliges Angebot Gefährdeten zu helfen, geht auf ihr Engagement zurück.