Die Ganter Grundstücks GmbH, eine Holding, zu der die gleichnamige Freiburger Privatbrauerei gehört, mausert sich zum Projektenwickler und Bauherren – mit einem beachtlichen Vorhaben.
Von Uli Homann
Das voluminöse Brauerei-Gebäude mit seiner Betonfassade zur Schwarzwaldstraße hin, firmenintern „Flaschenkeller“ genannt, wird komplett entkernt und umgebaut. Und bietet in neuer Gestalt dann Platz für ein großes Apartment-Hotel der australischen Adina-Kette, für ein Studio des regionalen Fitness-Multiplayers „Rückgrat“ von Rudi Plüddemann und für ein geräumiges Parkhaus mit 190 Parkplätzen.
Dieses ist der vierte Streich bei der Neugestaltung und Nutzung des Brauerei-Areals. Am Anfang stand der Rückbau von Brautechnik in nicht mehr benötigten Gebäuden. Gebraut und abgefüllt wird heute nur noch in einem Neubau im westlichen Teil des Areals, das Ganter als das „letzte Filetstück in der Innenstadt“ bezeichnet. Freigewordene Räumlichkeiten fanden in einem zweiten Schritt neue Mieter, dann folgte in Zusammenarbeit mit der Tanzschule Gutmann das moderne Ballhaus mit seiner vielseitigen Saalstruktur.
Wenn das Adina-Hotel und Plüddemanns Fitness-Loft eingezogen sind, wird der Bau des Stadttunnels ein Thema: Für den Vollanschluss bei der jetzigen Ein- und Ausfahrt nahe der Brauerei muss Ganter Gelände abgeben. Was dann noch übrigbleibt, wird für Wohnungsbau vorgehalten.
Das Adina Apartment Hotel wird 117 Einheiten mit Größen zwischen 27 und 45 Quadratmetern auf drei Etagen und einer Fläche von 4500 Quadratmetern umfassen. Zwei Räume sowie Küche und Bad erwarten die Gäste. Dazu kommt ein Bereich für Wellness und Fitness samt einem Indoor-Pool, 24-Stunden-Rezeption, Bar, Tagungs- und Veranstaltungsräume und ein Restaurant. Das summiert sich zum Standard Vier Sterne plus bis 5 Sterne, wird 25 Prozent teurer angeboten als der Marktdurchschnitt und offeriert die Appartements zu Preisen je nach Größe und Saison zwischen 100 und 300 Euro. Im neuen Ganterkomplex wird Adina sich einmieten und will „australischen lifestyle“ nach Freiburg bringen – Down Under an der Dreisam.
Adina-Apartments existieren in der Republik bislang in Berlin, Hamburg und Frankfurt, also in sogenannten A-Städten. Was zieht die Adina-Kette gerade nach Freiburg, eine B-Stadt? In der noch 2017 und in den nächsten Jahren neue Hotels und ebenfalls Apartments anbietende Boarding-Häuser mit mehr als 1000 Zimmern und Studios auf den Markt kommen?
Entwicklungs-Chef Mathias Niemeyer gibt diese Antwort: „Freiburg hat mit die höchste Hotel-Auslastung in Deutschland und bietet einen der dynamischsten Hotelmärkte im Land.“ Und, so fährt er fort: „Sowohl im Segment von Kongressen, Tagungen und Messen als auch beim Gesundheitstourismus und nicht zuletzt durch die Vielfalt an Sehenswürdigkeiten steht der Stadt eine exzellente Zukunft bevor“. Keine Angst also vor der großen Zahl alter und neuer Mitbewerber.
Erstaunlich, dass auch der regionale Fitnessanbieter Rudolf Plüddemann sich bei Ganter mit einem auf 2500 Quadratmeter ausgelegten Fitness Loft einmietet, denn in und um Freiburg herum betreibt der Fitness-Player schon elf Studios – dazu gehören Rückgrat-Standorte und im Nie-drigpreis-Segment Verso-Betriebe teils ganz in der Nähe. Plüddemann sagt offen, er setze weiter auf Expansion und bald 14 Fitness-Institute, damit ihm nicht überregionale Anbieter in die Quere kommen. Kundschaft scheint unerschöpflich zu sein, das Bemühen um Fitness bei Jung und Alt ist einer der Trends der Zeit, den er sich zunutze macht.
Dem Stadtbild soll die Projektentwicklung auf dem Brauerei-Gelände entlang der Schwarzwaldstraße auch entgegenkommen. So kündigt Hartmut W. Martin, Geschäftsführer der Ganter-Holding an, „der von vielen als unschön empfundene Betonklotz Flaschenkeller wird durch eine lichtdurchflutete und ansprechende Fassade ersetzt werden“. 2020 soll es so weit sein, die Investitionssumme liegt im unteren zweistelligen Millionenbereich.