Die Kurstadt Bad Krozingen hat endlich ein Luxushotel. Dank der mutigen Investition von Hotelier Werner Baumgartner und des diplomatischen Geschicks von Bürgermeister Volker Kieber hat vor einigen Monaten das Nouri eröffnet.
Von Kathrin Ermert
Dreißig Jahre und drei Bürgermeister hat es gedauert, bis die Idee eines höherwertigen Hotels in Bad Krozingen Wirklichkeit wurde. Vor gut zehn Jahren hatte es schon einmal sehr konkrete Pläne für einen Neubau in der Mitte des Kurorts gegeben. Die Künig-Gruppe aus dem Tiroler Kufstein wollte 60 Millionen Euro in ein Wellness-Resort investieren. Doch Teile der Bevölkerung protestierten dagegen, weil sie fürchteten, das Hotel zerstöre den Kurpark. „Die Stadtgesellschaft war gespalten“, sagte Volker Kieber bei der Nouri-Eröffnung im Mai. Er ist seit 2014 Bürgermeister von Bad Krozingen und sah es als seine Aufgabe, die Gräben zu kitten. Er initiierte daher 2015 einen Bürgerentscheid, bei dem erwartungsgemäß eine große Mehrheit gegen das Hotel votierte. Anschließend startete er ein Mediationsverfahren zwischen Gegnern und Befürwortern des Projekts. Nachdem die sich auf einen Standort geeinigt hatten, ging Kieber auf die Suche nach einem regionalen Investor.
Er fand ihn in Freiburg-Lehen. Dort betreibt die Familie Baumgartner seit 1740 das Gasthaus Hirschen, zu dem seit 2005 ein Hotel gehört. Werner Baumgartner leitete den Betrieb von 1986 an mit seinem Bruder Cornelius in achter Generation und seit 2017 mit seinem Sohn Elias, der Cornelius ablöste. „Eigentlich wollte ich mich ein bisschen zurückziehen“, erzählte Werner Baumgartner bei der Eröffnungsfeier. Doch bei einer oder auch mehreren Flaschen Wein mit Bürgermeister Kieber habe er dessen Investitionsvorschlag zugestimmt. Das ist nun sieben Jahre her. Dazwischen lagen Planungs- und Bauzeit, die Suche nach einer Finanzierung und vor allem die Pandemie. „Nach Corona wollte die Bank dreimal so viel Eigenkapital wie zuvor, neun statt drei Millionen Euro“, berichtete Baumgartner. So viel hatte er nicht, er brauchte einen Geldgeber und stieß auf Maximilian Zimber-Morath.
Der Mehrheitseigner des Donaueschinger Automobilzulieferers IMS Gear hat eine besondere Beziehung zu Bad Krozingen. Sein Urgroßvater, der Fabrikant Adolf Zimber, beteiligte sich an der Gründung des Thermalbads, nachdem 1911 die Mineralquelle entdeckt worden war. „Maximilian Zimber-Morath war bereit, das Risiko zu tragen“, sagte Baumgartner. So konnten im Sommer 2021 die Bauarbeiten für das Hotel beginnen und Ende 2023 die ersten Gäste die Zimmer beziehen. 35 Millionen Euro hat das Nouri insgesamt gekostet. Dafür ist direkt neben der Therme Vita Classica ein fünfgeschossiges Gebäude mit 99 Zimmern und 5 Suiten entstanden. Es hat ein Restaurant mit Gartenwirtschaft für bis zu 200 Personen und eine Rooftop-Bar mit Terrasse für circa 80 Gäste. Außerdem gibt es einen Konferenz- und einen Wellnessbereich sowie einen direkten Zugang zum Thermalbad, den sogenannten Bademantelgang.
Die Tochter übernahm das Design
Im Pressetext bezeichnet sich das Nouri als „gehobenes Lifestyle Hotel“, das mit seinem „Design im natürlichen Minimalismus“ sowie der „Mischung aus Gemütlichkeit und Klarheit in sanften Naturtönen und -materialien eine ungezwungene Wohlfühlatmosphäre“ biete. Fritz Keller, der als Gastredner zur Eröffnungsfeier eingeladen war, nannte das Hotel „geschmackvoll, unprotzig, wohlfühlend“. So was könne nur entstehen, wenn zwei Generationen zusammenarbeiten, sagte der ehemalige DFB-Präsident und Winzer, der selbst Wirt sowie ein enger Freund der Familie Baumgartner ist.
Die zweite Generation verkörpert Florina Feninger. Sie ist das zweitälteste von Werner Baumgartners sechs Kindern und hatte eigentlich nicht vor, in der Branche ihres Vaters zu landen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Architektur arbeitete sie in einem Architekturbüro, stieg dann aber doch in den Familienbetrieb ein, als sie merkte „was für ein tolles Projekt das ist“. Sie übernahm das Design des Hotels, ihr Vater kümmerte sich als gelernter Koch um die organisatorisch-technische Planung. Nach ihrer Babypause leitet Feninger seit Juni das Nouri zusammen mit René Zerres, der aus Köln stammt und zuletzt Steigenberger und andere Hotels an der Ostsee geleitet hat. Die beiden stehen an der Spitze eines großen Teams: Im November sind sie mit 30 Mitarbeitenden gestartet und haben die Zahl bis Mai problemlos auf 83 aufgebaut, was angesichts der Personalnöte in der Branche bemerkenswert ist. „Wir machen anscheinend vieles richtig“, sagte Zerres.
Der Investor genießt Wohnrecht
Der Name Nouri bedeutet Licht auf Arabisch und leitet sich vom französischen und englischen Wort für ernähren ab, erklärte Florina Feninger bei der Eröffnung. Das sei der Anspruch: Das Nouri solle Nahrung für Körper und Geist sein. Zielgruppe sind Gäste, die wegen des medizinischen Standorts kommen, Schwarzwaldurlauber und junge Leute, die das moderne Design anspricht. Bürgermeister Kieber und Kurdirektor Rolf Rubsamen hoffen, dass das Nouri Menschen aus der Schweiz anlockt. Tatsächlich kamen in den ersten Monaten fast die Hälfte der Hotelgäste aus dem Nachbarland. Das Nouri bietet Arrangements fürs Freundinnenwochenende, den Pärchenurlaub, Spa Retreats, DJ- und Champagnerpartys, Kochkurse und Kunstevents. Es spricht mit den Tagungsräumen aber auch Unternehmen an. „Wir richten uns nach der Nachfrage“, sagte Feninger.
Die ist bisher sehr gut. In den Sommermonaten sei das Nouri nahezu komplett ausgelastet, berichtete Werner Baumgartner. Das lässt ihn hoffen, dass sich sein finanzieller Mut auszahlt. Das Darlehen gewährt der Investor in den ersten zehn Jahren ohne Tilgung, und es gibt die Option auf weitere fünf Jahre. „Vorher schaffe ich es nicht“, sagte Baumgartner. In einer der Suiten genießt Zimber-Morath ganzjährige Vorzugsbehandlung. „Er bekommt auch morgens um drei Champagner“, flachste Werner Baumgartner. Die Annehmlichkeiten des VIP würden mit dem Zins verrechnet. Während der Bauzeit habe Zimber-Morath schon ein Jahr im Hirschen gewohnt.