Natur, Genuss, Sport, Wissenschaft, Geschäftsreisen und Messen – gerade in einer Region wie Südbaden, in der es Städtedestinationen wie Konstanz und Freiburg, Hotspots wie Titisee und die Insel Mainau und natürlich den Schwarzwald gibt, spielt der Wirtschaftsfaktor Tourismus eine riesige Rolle. Wir habe verschiedene Konzepte unter die Lupe genommen.
Text: Julia Donáth-Kneer
„Herzlich Willkommen. Und es tut uns leid“, „Das Reu in Reutlingen steht für bereuen“. Im Juni ging eine Plakatkampagne der Stadt Reutlingen viral. Sie feierte das Besondere an der schwäbischen Minimetropole – „Nichts ist so langweilig wie ein aufregender Tag in Reutlingen“ – auf ihre ganz spezielle Art. Zunächst stand auf jedem Plakat „Reutlingen kannst du nicht mögen“. Zum Stadtfest wurden die Schmähungen dann mit riesigen gelbleuchtenden Bannern ergänzt: „nur lieben“. Dazu ein QR-Code, der zu einer Webseite führte, auf der Reutlinger Bürgerinnen und Bürger ihre Liebesgeschichten zur Stadt erzählen.
Gekostet hat das Ganze rund 25.000 Euro und war ein voller Erfolg. Reutlingen sei oft eine „Liebe auf den zweiten Blick, die sich unter Vorurteilen zur eigenen Stadt verbirgt“, erklärte Stadtmarketing-Chefin Anna Bierig auf der Pressekonferenz, zu der auch bundesweite Medien kamen. Deshalb habe man auf die provokanten Plakate gesetzt. „Die Aufmerksamkeit ist brutal, bis ins Ausland“, wird Oberbürgermeister Thomas Keck zitiert.
Lahr: Positionierung als Genussstadt
Dieser Fall zeigt vor allem eins: Auf sich selbst verlassen können sich Städte als Tourismusdestinationen schon lange nicht mehr. Ein Beispiel aus der Region: Lahr. Nicht unbedingt eine Gemeinde, die man als erstes Reiseziel auf der Deutschlandkarte markieren würde, aber dennoch ein Ort, der vom Reisen profitiert.