Die Kunstmesse Art Basel findet zum 48. Mal statt. Ab 13. Juni trifft sich die globale Kunstszene und eine zahlungskräftige Käuferschaft dort ein.
Von Stephan Elsemann
Seit langem gilt die Art Basel als wichtigste Kunstmesse für moderne und zeitgenössische Kunst – mit weltweitem Anspruch. Seit 2002 findet die „Art“ auch in Miami statt und seit 2013 auch in Hongkong.
So werden der amerikanische und der wachsende asiatische Kunstmarkt durch die Art Basel mit eigenen Messeplätzen bedient. In Basel selbst werden in diesem Jahr 291 Galerien Werke von mehr als 4000 Künstlern zum Verkauf anbieten. Mehr als 100 000 Besucher werden an den vier Tagen durch die Hallen strömen. Es geht um Kunst, doch mehr noch geht es um das viele Geld, das für Kunst gezahlt wird.
Kunst ist ein Riesengeschäft das, neben den bekannten Auktionshäusern, vor allem die großen, weltweit operierenden Galerien machen. 56 Milliarden Dollar wurden im vergangenen Jahr mit Kunstverkäufen erlöst. Das hat eine Analyse im Auftrag von Art Basel und UBS (The Art Market 2017) herausgefunden. Wieviel davon auf den großen Kunstmessen, neben Basel mit seinen zwei Ablegern ist es vor allem Köln und Maastricht, umgesetzt wird, darüber schweigt sich der Report aus. Denn auf den Messen macht jeder Galerist sein Geschäft für sich allein.
Gemessen am Interesse der Galeristen, einen Zuschlag für einen Standplatz zu bekommen, dürfte der Profit immens sein. Obwohl die Standplatzmiete einen mittleren fünfstelligen Betrag kostet, ist die Zahl der Bewerber immer um ein Vielfaches höher als die Zahl der zugelassenen Galerien. Auch die Konkurrenz der bedeutenden Kunstmessen untereinander ist beträchtlich. In Köln sorgte jüngst der Einstieg der Baseler Kunstmessen-Betreibergesellschaft MCH bei der regionalen Kunstmesse in Düsseldorf bei der Konkurrenz von der Art Cologne für größere Verstimmung.
Besorgt und kritisch äußerte sich Art-Cologne-Direktor Daniel Hug über die Expansionspläne der Baseler. Gleichzeitig expandiert die Art Cologne selbst: Im September wird unter Kölner Regie zum ersten Mal eine große Kunstmesse in Berlin stattfinden. Der normale Besucher der Art Basel bekommt vom Gerangel im Hintergrund und von den Geschäften selbst nicht allzuviel mit. Denn die ganz großen Deals werden schon an den zwei Tagen vor der Publikumsöffnung gemacht, bei den sogenannten „Private Days“.
Am Dienstag und Mittwoch ist die betuchte Klientel unter sich, Menschen, die tatsächlich zum Kaufen gekommen sind. Nur auf Einladung wird Zugang gewährt, die Auslese ist streng. Wenn dann ab Donnerstag das normale Publikum Einlass findet, sind viele der Exponate bereits mit einem roten Punkt gekennzeichnet, „verkauft“ bedeutet das. Den meisten der vielen Besucher ist das egal. Sie kommen, um sich Bilder, Skulpturen oder Fotografien anzuschauen.
Der Kunstgenuss ist auf einer Messe wie der Art Basel, anders als im Museum, einer großen Ausstellung oder auch einer Biennale wie der Documenta, mit höherem Energieaufwand verbunden. Denn im Bereich der Galerien, die das Herz der Art Basel bilden, gibt es kein Thema und keine Kuratierung der präsentierten Kunstwerke, die die Besucher durch die Ausstellung leiten würde. Jeder Stand zeigt einfach, was er zu verkaufen hat wie auf jeder anderen Verkaufsmesse.
Wer einfach nur Kunst gucken und sich nicht völlig zwischen der Hektik der Besuchermassen und den überwältigenden Eindrücken verlieren möchte, wird gut daran tun, sich vorab über die Spezialgebiete der Galerien zu informieren, um gezielt vorgehen zu können. Oder sich besser gleich auf die Sektionen außerhalb des Galerienbereichs konzentrieren. Diese werden durch Kuratoren betreut und zeigen nicht ganz so viele, aber dafür zumeist spektakuläre Arbeiten.
„Unlimited“ heißt die Sektion mit besonderes raumgreifenden Kunstwerken, solchen, die an den Messeständen keinen Platz gefunden hätten, vornehmlich Skulpturen, große Installationen und Live-Performances. Zu den Highlights gehört in diesem Jahr eine Video-Installation von Unterwasser-Pavillons des kalifornischen Künstlers Doug Aitken oder das federleicht kreisende Luftschiff des US-Künstlers Chris Burden.
Überschaubar und partiell auch gratis zugänglich ist die Sektion „Parcours“, denn die Objekte werden in der Altstadt von Basel zwischen Mittlerer Brücke und Wettsteinbrücke platziert, darunter am Münsterplatz ein Iron Tree des chinesischen Künstlers Ai Weiwei. In der „Feature“ Sektion arbeiten mehrere Galerien zusammen, um gemeinsam mehrere Werke etablierter und bedeutender Künstler vorzustellen. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten des US-amerikanischen Fotografen Robert Frank, der deutschen Künstler Ernst Wilhelm Nay oder Stephan Balkenhol.
Wer abends immer noch nicht genug hat, kann sich im Stadtkino Basel täglich um 20 Uhr oder 22.15 Uhr ein Begleitprogramm mit Filmen von Künstlern, über Künstler oder Experimentalfilme anschauen, darunter „Final Portrait“, ein sehenswertes Biopic über Alberto Giacometti.
Art Basel 15. bis 18. Juni 2017
(öffentlich), 11 bis 19 Uhr.
Messeplatz 10, 4005 Basel
www.artbasel.com
Eintrittspreise:
60 CHF, ermäßigt Studenten/Senioren 40 CHF, Zweitagesticket 100 CHF, Viertagesticket:
140 CHF. Online gekauft sind die
Tickets 10 Franken billiger.