Mitten im Hochschwarzwald plant die Firma August Weckermann eine kleine Innovation: Auf 12.000 Quadratmetern soll mithilfe einer Photovoltaikanlage grüner Wasserstoff entstehen, um das Unternehmen fast komplett klimaneutral zu machen. Ein Ortsbesuch.
VON JULIA DONÁTH-KNEER
Gear Valley“, „Das Tal der Tüftler“, „Getriebe der Republik“ – es gibt viele Namen für das Schwarzwalddörfchen Eisenbach, das idyllisch auf rund 1000 Metern Höhe 15 Kilometer nordöstlich von Titisee-Neustadt liegt. Die Uhrmacherei prägte die gesamte Region zwei Jahrhunderte lang, viele der heutigen Hersteller von Feinmechanik, Präzisionsdrehteilen sowie Antrieben und Armaturen gingen aus ihr hervor. Daraus wurde ein Ort, den es wohl so kein zweites Mal in Deutschland gibt: Im Dorf gibt es ein Cluster von neun großen, teils weltbekannten Industrieunternehmen. Der Automobilzulieferer IMS Gear (340 Beschäftigte) sitzt hier, ebenso wie die Framo Morat Group mit 600 Mitarbeitenden oder GSC Schwörer mit 110. In Eisenbach herrscht seit Jahrzehnten Vollbeschäftigung. 92 Prozent arbeiten im produzierenden Gewerbe. Laut aktueller Kommunalstatistik gibt es mehr Jobs als Einwohner im erwerbsfähigen Alter. 2145 Menschen wohnen hier (Rentner und Kinder mitgerechnet), 1372 Berufspendler kommen täglich dazu.
Auch die Firma August Weckermann hat früher Zahnräder für Uhren hergestellt, die alten Maschinen stehen immer noch in den Büroräumen in dem breiten Gebäude mit Dach. Der Blick durchs Fenster zeigt das reinste Schwarzwaldidyll, ein Bach schlängelt sich durchs Betriebsgelände, links ein bewaldeter Hang. Heute macht das Familienunternehmen mit 169 Mitarbeitenden Präzisionsdreh- und Frästeile und hat sich auf das Diamantieren von Oberflächen spezialisiert. Hauptsächlich sind diese in den hochglänzenden Armaturen in Badezimmern zu finden. Alles, was vom Band läuft, wird in Eisenbach produziert. Die 1885 gegründete Firma gilt als klassisches Familienunternehmen mit langer Tradition: Es heißt, Karl August II. Duttlinger, der den Betrieb 1946 übernahm, sei bis zu seinem Tod im Jahr 2010 mit über 90 Jahren jeden einzelnen Tag ins Büro gekommen. Und sein Sohn, der heutige Seniorchef Karl Josef Duttlinger, hat im Firmengebäude Kunstwerke ausgestellt, die er selbst kreiert hat: popartbunte Postercollagen im 1980er-Jahre-Stil. WEITERLESEN