Seit über 30 Jahren ist sie Herz und Seele der SC-Frauen. Birgit Bauer-Schick kam Anfang der Neunzigerjahre als Spielerin zum Sport-Club, war bei der Gründung der Frauenabteilung dabei und ist heute Abteilungsleiterin Frauen- und Mädchenfußball.
Die 59-Jährige spricht über Gehälter, Ausbildungen und Karrierewege der Profifußballerinnen.
INTERVIEW: JULIA DONÁTH-KNEER
Frau Bauer-Schick, wie viele Frauen aus dem derzeitigen Kader haben noch einen normalen Beruf?
Das sind einige. Wir haben zum Beispiel zwei Polizistinnen: Lisa Karl und unsere Nationalspielerin Janina Minge. Beide arbeiten aber in Teilzeit. Das geht, weil die Polizei ihnen das ermöglicht. Sie können sich ihre Dienste so einrichten, dass sie beim Training nicht fehlen und auch zum Trainingslager mitkommen können. Unsere Torfrau Lena Nuding arbeitet bei der FT 1844 Freiburg und hat dort ein BA-Studium absolviert. Luisa Wensing hat, als sie noch beim VFL Wolfsburg gespielt hat, eine Ausbildung zur Bürokauffrau in Vollzeit durchgezogen. Hasret Kayikçi hat ebenfalls eine Ausbildung in Vollzeit hinter sich. Das beeindruckt mich sehr.
Wie oft trainieren sie?
Wir trainieren im Schnitt sechsmal in der Woche, immer um die zwei Stunden pro Einheit. Spiele sowie Vor- und Nachbesprechungen kommen extra dazu.
Funktioniert das gut, wenn die Spielerinnen zusätzlich zum Fußball noch arbeiten?
Die meisten haben Freude daran, neben dem Fußball noch etwas anderes zu machen, ein wenig Ablenkung zu haben, sich aber auch für die Karriere nach dem Fußball vorzubereiten. Auch wenn die Gehälter als Fußballerin keinesfalls dem Niveau der Männer entsprechen, reichen sie doch zum Leben. Vieles ist eine Frage der Organisation. Ich würde mal sagen: Es ist machbar, aber nicht unstressig. Einige unserer Spielerinnen studieren, da kommt ihnen die Universität entgegen. Sie dürfen zum Beispiel das Studium strecken, etwas breiter studieren. Manche gehen noch zur Schule, und manche spielen „nur“ Fußball. Aber sie alle haben eines gemeinsam.
Und zwar?
Im Gegensatz zu den Topverdienern bei den Männern ist es bei Frauen nicht so, dass das Fußballerinnengehalt, das sie jetzt verdienen, so hoch ist, dass sie ein Leben lang damit ausgesorgt haben. Alle müssen sich also darauf vorbereiten, früher oder später ihr eigenes Geld nach der Fußballerinnenkarriere zu verdienen.
“Viele der Frauen bleiben in der Region, das finde ich schön”
Haben Sie Beispiele ehemaliger Spielerinnen und wo es sie hin verschlagen hat?
Clara Schöne trainiert heute die zweite Mannschaft beim FC Bayern München. Melanie Behringer betreute bis 2021 die U20-Mannschaft der SC-Frauen, heute ist sie Cheftrainerin der U16-Nationalmannschaft. Sie ist gelernte Bürokauffrau und hat früher in einer Druckerei in Denzlingen gearbeitet. Viele der Frauen bleiben in der Region, das finde ich schön: Caro Schiewe zum Beispiel ist jetzt bei unserem Hauptsponsor Badenova und trainiert unsere U15. Unsere ehemalige Kapitänin Juli Maier ist Lehrerin in Freiburg. Christine Kaltenbach hat Betriebswirtschaft und Sportmarketing studiert und arbeitet heute im Bereich Tourismus in ihrer Heimatstadt Furtwangen. Anja-Maike Hegenauer ist bei der Stadt Freiburg und ist ebenfalls U15-Trainerin bei uns.
Bleiben auch einige beruflich in Verein?
Ja, es ist möglich in der Geschäftsstelle zu arbeiten – sei es in Form einer Ausbildung, eines Praktikums oder im Rahmen eines begleitenden BA-Studiums. Da kommt der Verein den Spielerinnen gerne entgegen.
Wie war das damals bei Ihnen?
Ich habe früher bei der Spvgg Wiehre Fußball gespielt und in Denzlingen im Büro gearbeitet. Gelernt habe ich Metzgereifachverkäuferin und habe mich am Bodensee zur Industriekauffrau umschulen lassen. Während der ganzen Zeit bin ich drei- bis viermal in der Woche nach Freiburg zum Fußballspielen gefahren. Und dann erzählte mir Achim Stocker auf der Weihnachtsfeier, dass er eine Position in der Geschäftsstelle besetzen möchte. Ich habe ihm gleich gesagt, dass ich das gerne machen würde. Mein Einstellungsgespräch hatte ich dann mit Volker Finke. Das war 1991, als die Frauenabteilung gegründet wurde. Anfangs habe ich selbst noch gespielt, in der Geschäftsstelle gearbeitet und nebenbei den Frauenfußball organisiert. Heute ist das natürlich anders, alles viel professioneller – und ich bin immer noch hier.