Aus eins mach drei – das eine wird wiederbelebt und ein geplanter Neubau stehen auf deutscher Seite und ein weiteres, größeres Haus ist auf der französischen Seite in Planung.
Von Uli Homann
Seit Jahren wird am Kaiserstuhl geklagt, es gebe zu wenig Hotelbetten. Die Lage könnte sich deutlich bessern, doch es sind noch einige Unwägbarkeiten im Spiel. Für das geplante „Kläsles Hotel am Rhein“, ebenfalls in Breisach, wird noch nach einem Investor gesucht. Und weitere Zukunftsmusik erklingt. Auf der Breisach gegenüberliegenden Rheininsel auf französischer Gemarkung soll ebenfalls ein Hotel entstehen, als Ergänzung eines geplanten deutsch-französischen Begegnungszen-trums. Dann wären es drei neue Häuser in unmittelbarer Nachbarschaft.
Der Investor für das im Oktober 2016 geschlossene Breisacher Hotel am Münster wurde um den Jahreswechsel gefunden. Es ist die HRW Betriebs GmbH der Unternehmerfamilie Schandelmeier, die in Ihringen auch das Hotel „Winzerstube“ und das Apart- und Fahrradhotel „Orchidea“ betreibt sowie in Vogtsburg-Bickensohl den Rebstock. Das frühere Hotel am Münster, einst im Besitz des Badischen Winzerkellers und als Verlustbringer schließlich veräußert, hat keine ruhmreichen Jahre hinter sich.
Der neue Chef Stephen Schandelmeier will das traditionsreiche Haus auf Vordermann bringen und hat seit April wieder geöffnet. Er hat dem Betrieb einen neuen Namen gegeben: „Hotel Stadt Breisach“. Modernisierung von Heizung und Haustechnik und ein Facelifting in der Lobby stehen am Anfang, Ausbau des Wellnessbereichs und Renovierung sowie Klimatisierung der Zimmer werden sukzessive folgen. Die herausgeputzte Lobby soll gleich zum Neustart signalisieren: Hier geht wieder was. Mit ganz neuem Personal, wie Geschäftsführer Stephen Schandelmeier bestätigt. Ohne Übernahme aus dem alten Bestand. Und angeblich ohne Abwerbung bei anderen Hotel- und Gastronomiebetrieben, wie die Branche vergrämt munkelt. Schandelmaier weist dies zurück.
Die Kapazität des Hotels Stadt Breisach liegt bei 70 Zimmern mit 119 Betten, ein großes Restaurant (80 Plätze), eine attraktive Terrasse (ebenfalls 80 Plätze) mit spektakulärem Vogesenblick und Tagungsräume gehören ebenfalls zu dem über dem Rhein liegenden Komplex auf dem Münsterberg. Zwischenzeitlich hatte es Pläne gegeben, das Hotel in eine Wohnanlage umzuwandeln, doch jetzt bleibt es dank des Engagements der HRW Betriebs GmbH doch ein Hotel. Mit 132 Zimmern und rund 250 Betten ist die HRW derzeit der größte Anbieter für Übernachtungen im Bereich von Breisach und dem Kaiserstuhl – alle zur GmbH gehörenden Häuser sollen miteinander vermarktet werden.
Auch Wilhelm Kläsle, erfolgreicher Großgastronom in Breisach am Rhein, lockt das Übernachtungsgeschäft. Seit Jahren arbeitet er mit dem ortsansässigen Architekten Michael Fischer an einem Hotelprojekt der Kategorie 4 Sterne plus. Also mit Wellnessbereich, Swimmingpool, klimatisierten Zimmern, Restaurant, Bar und bis 24 Uhr besetzter Rezeption. Für den fertigen Entwurf hatte er auch schon einen Investor, der dann aber starb – dessen Erben hatten kein Interesse an der Weiterführung des Vorhabens. Ein Rückschlag, denn Kläsle stand bereits vor dem Einreichen eines Bauantrags.
Also läuft derzeit die Suche nach anderen Investoren. In der Branche kundige Vermittler sind auf der Pirsch. Kläsle hofft, innerhalb der nächsten 12 Monate fündig zu werden. Das in Aussicht genommene Gelände liegt neben „Kläsles Restaurant am Rhein“ und „Kläsles Eventhalle“ (Werbeslogan: „Ein Raum. Tausend Möglichkeiten“). Banketts, Firmenveranstaltungen, Hochzeiten, Geburtstage – alles organis
iert Kläsle am Standort seiner Gastronomie, aber auch außerhalb ist er als Caterer und mobiler Restaurateur auf Großveranstaltungen wie dem Weinfest Kaiserstuhl und Tuniberg im Breisacher Weinfestgelände oder bei der Plaza Culinaria auf der Freiburger Messe engagiert. Hinzu kommt der Schulkantinenbetrieb im örtlichen Martin-Schongauer-Gymnasium und ein gut laufender Weinbrunnen im Breisacher Hafen.
Das von Wilhelm Kläsle forcierte Hotelprojekt in unmittelbarer Nachbarschaft zu seinen vorhandenen Betrieben und hinter dem Breisacher Yachthafen soll 150 Betten in 75 Zimmern unterschiedlicher Kategorien bekommen – mit vier Etagen ist es konzipiert und acht Suiten im Obergeschoss. Das in Aussicht genommene
30 000 Quadratmeter-Gelände gehört zum Immobilienvermögen des Bundes – die Stadt Breisach hat ein Vorkaufsrecht bis 2018, wird das Grundstück erwerben, an den gesuchten Hotel-Investor weiterverkaufen und arbeitet daran, das Gelände baurechtlich für touristische Nutzung freizugeben. Wilhelm Kläsle hält den Standort am Rhein für äußerst attraktiv.
Er glaubt, Gäste liebten die Nähe zum Fluss und zum touristisch aufstrebenden Kaiserstuhl. Das modern konzipierte Hotel wird Ausblicke auf den Rhein, zu den Vogesen und zum Kaiserstuhl ermöglichen, weil Architekt Fischer den Komplex auf Stelzen setzen will. Kläsle: „Ein Pfahlbau auf dem letzten Stück Ufergelände, das in Breisach bebaut werden kann“. Da lacht das Herz des gebürtigen Seehasen, der natürlich die Unteruhldinger Pfahlbauten im Bodensee assoziiert. Ein Hotel auf Stelzen bietet nicht nur die Ausblicke, sondern auch ausreichend Parkierungsmöglichkeiten unter dem Gebäude.
Zielgruppen sind reichlich definiert: Freizeitreisende, Kurz- und Langzeit-Urlauber, Gruppenreisende, auch Bustouristen, Geschäftsreisende sowie Tagungsgäste, für die entsprechende Räumlichkeiten entstehen werden. Interessierte Investoren ( Kläsle: „Am liebsten ein Privatmann, der eine gute Anlagemöglichkeit sucht“ ) sind vorhanden, aber endgültig ist noch nichts. Ist der Geldgeber gefunden, will Kläsle den Betrieb des Hotels und Restaurants dann in Eigenregie als Pächter übernehmen.
Natürlich erhofft er sich Synergieeffekte für seine bereits gut laufenden Betriebe – wobei bei der Bewältigung des Vorhabens auch ganz spezielle Schwierigkeiten überwunden werden müssen. Nach wie vor ist es nicht leicht, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden. Derzeit hat Kläsles Gastronomie 70 Mitarbeiter, es müssten mit dem Hotel natürlich deutlich mehr Kräfte angeheuert werden. Und das bei den, so Kläsles, „engen Grenzen des deutschen Arbeitsrechts“. Dem hat der Großgastronom schon dadurch Rechnung tragen müssen, dass er in seinem Restaurant am Rhein inzwischen Montag und Dienstag als Ruhetage eingeführt hat – nicht weil er es wollte nach jahrelangem Sieben-Tage-Betrieb, sondern weil es vor allem aus Gründen der Arbeitszeitgestaltung nicht mehr anders möglich sei. Nicht nur Personalknappheit und Arbeitszeitbegrenzung, auch die seit Einführung des Mindestlohns verlangte Dokumentation aller Arbeitszeiten empfindet der engagierte Unternehmer als schier unzumutbar.