In Pfaffenweiler gibt es den ersten inklusiven CAP-Markt in Südbaden. Demnächst eröffnet ein zweiter in Bad Krozingen. Das Erfolgsmodell setzt sich fort.
VON CHRISTINE WEIS
Kaum waren die Türen des CAP-Marktes Ende 2019 auf, brach kurz darauf die Corona-Pandemie aus. Gerade im ersten Lockdown war der Laden enorm frequentiert und es gab neue Hygienevorschriften. Für Marktleiter Kevin Margenfeld und seine Angestellten war das zwar ein wirtschaftlich guter Start, es kostete jedoch viel Energie und war eine hohe Belastung. Er sei sehr dankbar, dass alle mitgezogen haben. Seine Kundschaft lobt Margenfeld, der selbst in Pfaffenweiler wohnt, ebenfalls: sie sei nachsichtig gewesen, als die Warteschlange länger als gewohnt war.
Mittlerweile ist Routine eingekehrt und die Geschäfte laufen so gut, dass der Betreiber des Marktes, die gemeinnützige GmbH “Breisgau Arbeit”, Anfang nächsten Jahres einen zweiten CAP-Markt im ehemaligen Hieber „Lädele“ in der Innenstadt von Bad Krozingen aufmacht. Dort wird es etwa neun Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geben.
Das CAP-Konzept ist eine Entwicklung der Genossenschaft der Werkstätten für behinderte Menschen (GDW). Deren Ziel ist es, in den Lebensmittelmärkten Arbeitsplätze außerhalb der Werkstätten zu etablieren. CAP steht für Handicap, daher die Namensgebung. Bundesweit gibt es rund 100 von ihnen. Der Pfaffenweiler Markt ist ein Franchise der GDW.
Auch wenn bei dem Projekt die Inklusion an erster Stelle steht, muss sich der Markt einzig mit seinen Umsätzen finanzieren und steht im Wettbewerb mit anderen Vollsortimentern in der Regio. In Pfaffenweiler ist er allerdings der einzige Lebensmittelladen und habe damit das geschafft „was im ländlichen Raum ganz wichtig ist, nämlich die Nahversorgung vor Ort zu erhalten“, sagte Anke Glenz, die Behinderten-Beauftragte des Landkreises gegenüber dem SWR.
„Mit dem CAP-Markt kann ich mein privates Interesse mit dem Beruf verbinden“, sagt Margenfeld. Der 30-Jährige engagiert sich bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und arbeitete nach dem Schulabschluss ein Jahr lang in einer Caritas-Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Beruflich hat er sich dann allerdings für den Einzelhandel entschieden, wo er seit über 10 Jahren tätig ist.
Drei Männer und drei Frauen mit Behinderung sind mit jeweils 30 Stunden in der Woche im Markt beschäftigt. „Arbeit bringt Normalität ins Leben und bedeutet auch, dass man finanziell auf eigenen Füßen steht“, sagt Margenfeld.
Nicht nur für die Mitarbeiter, auch für die Kunden ist der Supermarkt barrierefrei, die Regale sind niedrig, es gibt zahlreiche Behindertenparkplätze und das Angebot einer Einkaufshilfe. Besonders wichtig ist Margenfeld die Teilhabe am Dorfgeschehen und die Zusammenarbeit mit ansässigen Institutionen sowie mit der Kommune. Die von der Gemeinde finanzierten übertragbaren RegioKarten für die freie Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs können beispielsweise die Bürger Pfaffenweilers im CAP-Markt ausleihen.
Eine gute Zusammenarbeit bestätigt auch das Rathaus. Wenn es das Pandemiegeschehen wieder zulasse, seien monatliche Veranstaltungen der verschiedenen Vereine mit und bei dem CAP-Markt geplant. In Kooperation mit dem Pfaffenweiler Weinhaus gibt es aktuell mit der CAP-Edition eine Aktion. Auf dem Etikett des weißen Cuvées steht die Botschaft: gemeinsam Mensch sein.