Das Projekt Europa scheint gerade ein wenig auf der Kippe zu stehen, der 1975 nach dem Kontinent benannte Europa-Park dagegen nicht: Nachdem im Jubiläumsjahr 2015 der 100.000.000. Besucher begrüßt wurde, wirkte es, als sei der Erfolg des Freizeit-Parks zwar ungebremst, die Grenzen auf der kleinen Gemarkung Rust aber ein Hindernis für weiteres Wachstum. Die Familie Mack hat dagegen einmal mehr mit neuen Konzepten für Paukenschläge gesorgt. Das spektakulärste wird diesen Monat konkret vorgestellt.
Ganze 12 Hektar war er groß, als der Europa-Park vor 41 Jahren eröffnet wurde. Inzwischen umfasst er knapp das achtfache an Fläche, 95 Hektar. Dies ist umso bedeutender, als diesen Monat den Bürgern von Rust und Ringsheim eine Erweiterung vorgestellt wird, die noch einmal 37 Hektar (davon zunächst 2,5 Hektar bebaut) umfasst: Mit einem Wasserpark will man in Rust noch einmal einen neuen Trend für Urlaub in der Heimat aufgreifen und in Richtung der Nachbargemeinde expandieren.
Die Neuschöpfung eines ganz neuen Themen-Bereichs, der gleich die Hälfte des bestehenden Europa-Parks misst, lässt sich die Familie Mack rund 150 Millionen Euro kosten. Der Wasserpark ist ein Angebot in der Branche der Center Parcs und Tropical Islands, der auch das erfolgreiche Geschäft von Erlebnis-Bädern wie in Titisee-Neustadt neu erfindet. Zugleich ein schlagkräftiges Argument für eine Steigerung der Übernachtungszahlen, für die das nunmehr sechste Europa-Park-Hotel geplant ist.
Mit den fünf eigenen Hotels begann in Rust 1995 eine neue Ära: damals wurde das erste eingeweiht, im Schnitt folgte alle vier Jahre ein weiteres. Was in den Jahren nach der Eröffnung des Parks ein mehrstündiger Besuch für Familien aus der erweiterten Region war, wurde seither zu einem Beherbergungs-Business mit einer rund 99-prozentigen Auslastung, über das ganze Jahr. Es dürfte in den Sommermonaten in Rust leichter sein, eine leere Achterbahn vorzufinden als ein freies Hotelbett.
Jürgen Mack, einer der Geschäftsführer, des im Besitz seiner Familie befindlichen Parks verweist auf die schon Mitte der 90er Jahre gestiegenen Anreisezeiten des durchschnittlichen Gastes: „Wir hatten es durch regelmäßige Erhebungen gemerkt, dass hier Potenziale sind und es war klar, dass wir hier wachsen können.“
Die durchschnittliche Übernachtungsdauer liegt aktuell bei 1,4 Nächten pro Nacht, was bei 5 Millionen Besuchern pro Jahr deutlich mehr Buchungen sind als beispielsweise in der Touristen- und Messemetropole Köln. Der Europa-Park plant diesen Schnitt sukzessive auf 1,8 Nächte zu steigern, ein absolutes Plus von 2 Millionen Nächten bei gleichbleibendem Parkbesuch, was beim künftigen Wachstum eher unwahrscheinlich ist. Rund 30 Prozent seien inzwischen Mehrtagesgäste, sagt Mack. Die Potenziale lägen immer noch in Teilen der Nachbarländer, zu beobachten sei aber auch, dass die Gäste aus der arabischen Welt in den Hochsommermonaten ihren Anteil an den Besucherzahlen vergrößern.
Und im Hintergrund hat der Europa-Park auch mit vergleichsweise kleineren Maßnahmen dafür gesorgt, dass ein Wachstum selbst bei diesen beispiellosen Zahlen möglich ist: Das Gourmet-Restaurant „Ammolite“, 2012 eröffnet, erkochte schon nach zwei Jahren zwei Sterne im „Guide Michelin“, was für zahlungskräftigere Besucher, ein qualitätsbewusstes Image und ein „i-Tüpfelchen“ (Mack) in der Entwicklung des Parks sorgte.
Ebenso wie die von der Öffentlichkeit eher unbeachtete Umfirmierung des Golfclubs in Tutschfelden zum „Europa-Park GC“. In nur 15 Minuten Entfernung finden Familienväter wie Tagungsteilnehmer auf der anderen Seite der A5 eine Möglichkeit für ein paar Abschläge gegen eine Einmal-Gebühr, auch dies eine Erweiterung der Möglichkeit für lukrative Kundschaft und die eine oder andere Nacht mehr. Für Mack zugleich eine Stärkung des „Resort-Gedankens“, also eines mehrgliedrigen Beherbungsbetriebs mit einem besonderen Programm.
Mit dem nach amerikanischen Maßstäben und unter US-Beratung geplanten Wasserpark wäre der Weg frei für eine weiter reichende Internationalisierung des Parks. Dass Europa nicht vergessen wird, ist dieses Jahr im neu eingeweihten Themenbereich „Irland“ zu sehen, zwei Jahre zuvor wurde vor allem der grenznahe Besuch aus Frankreich mit der „Minmoys“-Bahn des französischen Regisseurs Luc Besson angekurbelt.
Rust, Tutschfelden, Ringsheim: Wenn 2018 wie geplant der Wasserpark eingeweiht wird, woran angesichts der tatkräftigen Familie Mack niemand zweifelt, hat der gut vernetzte Entertainment-Park, von Branchenorganisationen regelmäßig zum besten der Welt gekürt, ein Wachstum und eine Größe erreicht, die zur Jahrtausendwende fast unmöglich wirkte. Er hat Nachbargemeinden erschlossen, wo er im jahrelangen Kampf um die 2002 eröffnete eigene Autobahnausfahrt zwischendurch an Grenzen zu stoßen schien. Jürgen Mack sagt heute, dass „die jetzige Entwicklung wahrscheinlich nicht ohne diese Anbindung nicht möglich gewesen wäre.“
Es brauche „einen langen Atem“, so Mack, die ersten Masterpläne für die jetzige Erweiterung seien vor 20 Jahren von der Familie festgehalten, übrigens auch schon mit der Idee für den Aqua-Spaß. Der wird übrigens in einem Bereich mit separatem Eintritt und einer Kapazität von unter 4.500 Gästen gleichzeitig in Betrieb genommen, im Europa-Park selbst können sich zeitgleich 40.000 Menschen bewegen.
Mit der Planung dieses Wasserparks, erschließt sich der Europa-Park nicht nur eine neue Welt, was das Vergnügen angeht. Er lernt in diesem Verfahren auch die ortsübliche Bürgerbeteiligung kennen. In seiner südbadischen Umgebung, wo er bei der Expansion in den vergangenen Jahrzehnten stets auf überschaubare Kritik und fast einstimmige Zustimmung stieß, dürfte das ein Heimspiel werden, aber auch ein Lerneffekt: Jürgen Mack sagt, dass es etwas war, „was wir bisher nicht kannten. Wir waren nicht gewohnt, unsere Pläne öffentlich zu diskutieren.“ Am Ende hätten sich aber viele Interessierte eingefunden, man habe die Ängste fachlich widerlegen können.
Am 19.7. werden die Pläne für die Erweiterung schließlich erstmals den beteiligten Gemeinden und ihren Bürgern präsentiert. Danach geht es an die nächsten Masterpläne. „Man ist eigentlich nie fertig“, sagt Jürgen Mack.
von Rudi Raschke