Das Freiburger Neubau-Projekt Dietenbach bleibt auch in der Corona-Krise im Zeitplan. Weiter voran getrieben wurde der Kauf der Flächen aus privater Hand – aber auch der Anstieg der Gesamtkosten. Wie die Vermarktung der Grundstücke abläuft, ist noch unklar.
VON RUDI RASCHKE
Sehr sehr gute Nachrichten“ hätte er, berichtete der Freiburger Baudezernent Martin Haag bei einer Pressekonferenz Mitte Mai, in der es um die Fortschritte für den neuen Stadtteil für 15.000 Menschen ging. Der Rahmenplan solle Ende des Jahres im Gemeinderat als Grundlage für den Bebauungsplan beschlossen werden. Zu den guten Nachrichten gehöre, dass viel mehr Grundstücke als gedacht von privaten Eigentümern erworben werden konnten. 95 Prozent der Flächen seien nun im Besitz oder optioniert von der Sparkassengesellschaft EMD, etwa 71 Hektar.
Als Planer sei man nun „deutlich entspannter unterwegs“, sagte Rüdiger Engel, der Projektgruppen-Verantwortliche. Lediglich zwei Enteignungen seien bei 456 Einzel-Eigentümern beantragt worden, aber auch diese sollten noch abgewendet werden.
Die Kleinteiligkeit der teilweise landwirtschaftlich genutzten, teilweise brachliegenden Flächen war nach der Ausweisung des möglichen neuen Stadtteils am Westrand der Stadt als Problem angesehen worden. Mit Hilfe der Sparkasse versetzte sich die Stadt überhaupt erst in die Lage, bis zu 65 Euro pro Quadratmeter als Kaufpreis zu bezahlen.
Rund 60 Hektar für den Wohnbau
Engel schilderte weitere Details, für den Wohnbau im neuen Groß-Quartier sind 57,8 Hektar vorgesehen, die mit einer Geschossflächenzahl von 1,8 baulich genutzt werden. Nach der Diskussion im Gestaltungsbeirat wurde die Dichte in der Stadtteilmitte erhöht, die Randbebauung mit Hochhaus-Portalen allerdings von 20 auf maximal 12 Stockwerke reduziert. Und es dürfte mehr Waldfläche als zuletzt geplant an der Quartiersgrenze zum Rieselfeld stehen bleiben. Hierzu trage auch die unmittelbar bevorstehende Fusion von Brieftaubenund Kleintierzuchtverein in der Nähe bei.
Ebenfalls neu bei dem 2019 durch einen Bürgerentscheid auf den Weg gebrachten Stadtteil Dietenbach: Die Stadt arbeitet daran, den Stellplatzschlüssel als die Pflicht zum Parkplatzbau pro Wohnung auf 0,5 zu senken. Und eine kleine Markthalle für lokale Erzeugnisse soll nahe der Käserbachaue Platz finden.
Für die Sparkassengesellschaft sagte deren für die Grundstücksentwicklung zuständiger Direktor Ingmar Roth, dass mit dieser Entwicklung beim Kauf der Flächen vor einem Jahr nicht zu rechnen gewesen sei. Die Größe der Äcker von überhaupt nicht zur Verhandlung bereiten Eigentümern betrage lediglich 1,1 von rund 80 Hektar.
Die Kosten sind auf rund 850 Millionen gestiegen
Die Kosten für das ganze Projekt sind nunmehr recht zügig von zuletzt rund 784 Millionen auf 850 Millionen Euro gestiegen. Der hinzugekommene neue Fehlbetrag zwischen Kosten- und Erlösschätzungen von 100 Millionen Euro soll aus dem städtischen Haushalt in Form jährlicher 5-Millionen-Zuführungen ab 2023 ausgeglichen werden. Die zentrale Frage, in welcher Form die Grundstücke ausgeschrieben und vermarktet werden, wurde Mitte Mai noch nicht beantwortet. Dies soll ab Anfang nächsten Jahres geregelt werden.
Angesichts der Corona-Krise verwies Baubürgermeister Haag aber auch auf das „Riesen-Investionsprogramm, das von der Stadtteilentwickung für die gesamte Region ausgeht“.
Insgesamt sind sechs Bauabschnitte vorgesehen, der Abschluss des letzten ist mit dem Einzug von Mietern oder Käufern im Jahr 2042 vorgesehen.