Wie es in Freiburg mit dem alten Dreisamstadion weitergeht, ist noch immer offen. Die Bedarfe an der Sportachse sind bekanntlich hoch. Die Entscheidung scheint aber etwas näher zu rücken.
VON DANIEL RUDA
Dass das netzwerk südbaden im Sommer eine Ausgabe mit Schwerpunkt zum SC Freiburg macht, hat inzwischen Tradition. Normalerweise sind wir als Redaktion journalistisch darauf bedacht, dass sich Themen dabei nicht wiederholen. In diesem Artikel jedoch geht es zum dritten Mal darum, wie die Zukunft des Dreisamstadions aussieht. Wir haben vor drei Jahren vom „Mehrzweckstadion“ geschrieben, dessen Nachnutzung nicht automatisch dem Mieter SC Freiburg vorbehalten ist, in der 2020er SC-Ausgabe lautete die Überschrift dann „Standortverstimmung“ und handelte davon, dass noch immer keine Entscheidung darüber gefallen ist, wie es an der Schwarzwaldstraße weitergeht.
Festzuhalten bleibt: Auch im Sommer 2022 ist der Status quo im Grunde unverändert. Die Nachbarn an der sogenannten Sportachse Ost melden ihren Bedarf regelmäßig an. Vor allem die FT Freiburg und der PTSV Post Jahn in der direkten Nachbarschaft brauchen für ihre Breitensportangebote seit Jahren dringend mehr Platz, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Während sich bei der FT – mit 7000 Mitgliedern Südbadens größter Sportverein im Verhältnis zur Aktivenzahl – rund 700 Aktive einen einzigen Rasenplatz teilen müssen, gehört es bei Post Jahn (2200 Mitglieder) dazu, dass vier Fußballmannschaften gleichzeitig auf einem Feld trainieren müssen. Und dann gibt es auch noch weitere Nachbarn wie etwa den Olympiastützpunkt oder den Freiburger Tennisclub.
“Fakt ist: der Bedarf an Fläche ist größer als das, was wir zur Verfügung haben”
Sportbürgermeister Stefan Breiter
Der SC Freiburg selbst – nach zwei Verlängerungen des Vertrags mit der Stadt aktuell noch bis in den Sommer 2023 Mieter – will derweil seine komplette Frauenabteilung an die Schwarzwaldstraße holen, seine zweite Mannschaft (weiter) hier spielen lassen und den Standort zur Adresse der vereinsinternen Abteilung Gesellschaftliches Engagement machen sowie ein Fortbildungs- und Kompetenzzentrum für Kindersport einrichten.
Im Jahr sieben nach dem Bürgerentscheid zum neuen Stadion und Jahr eins nach der Premierensaison im Europa-Park-Stadion, liegt aber noch immer kein offizielles Konzept vor, was nun genau mit und auf der Fläche des alten Stadions geschehen soll.
Es ist seither die Rede von Plänen, die in Schubladen liegen, „und das schon seit Jahren“, wie Sportbürgermeister Stefan Breiter im Dreisamstadion selbst Ende Juni am Rande einer Veranstaltung zu einer Sportoffensive für Kinder und Jugendliche im Gespräch sagt. „Fakt ist: Der Bedarf an Fläche ist größer als das, was wir zur Verfügung haben“, so Breiter weiter. Er setzt daher vor allem auf Kooperationen zwischen den Vereinen vor Ort.
Bleibt die Frage, ob der Sportclub als Mieter des städtischen Stadions und quasi Goliath bereit dazu ist, den Davids in der Nachbarschaft entgegenzukommen. „Aufgrund unseres Flächenbedarfs benötigen wir das gesamte Areal am Dreisamstadion. Sollten freie Trainingszeiten entstehen – das haben wir immer gesagt – stellen wir diese den Vereinen aus der Nachbarschaft gerne zur Verfügung“, sagt SC-Finanzvorstand Oliver Leki dazu.
Nachdem das Thema in den vergangenen Jahren aus den turnusgemäß wenigen Sitzungen des Sportreferats nicht herausgekommen war und auch ein Antrag, es auf die Tagesordnung des Gemeinderats zu setzen, schon Ende 2017 scheiterte, scheint nun wirklich Bewegung in die Sache zu kommen.
Ende Juni gab es ein erstes Treffen mit allen Akteuren. Ulrike Hegar, Leiterin des Sportreferats erklärt auf Nachfrage, dass in dieser Sache auch an viele Details zu denken sei, die stadtplanerischen und baurechtlichen Bezug haben. Etwa die Frage, ob die Osttribüne rückgebaut werden soll und was das für die Anwohner in Bezug auf Lärmschutz bedeuten würde. Oder wo neue Parkplätze entstehen sollen, wenn der aktuelle große Parkplatz von einem Kunstrasenplatz ersetzt wird, wie es der Sportclub in seinem Konzept vorsieht. Dieses Konzept reichte er Ende Juni bei der Stadt ein, in den nächsten Wochen wird er es in einem zweiten Treffen mit allen Akteuren vorstellen, auch Sportbürgermeister Stefan Breiter soll dann dabei sein.
“Aufgrund unseres Flächenbedarfs benötigen wir das gesamte Areal am Dreisamstadion”
SC-Finanzvorstand Oliver Leki
Der setzt das Dreisamstadion vor allem in den Rahmen eines neuen Sportentwicklungsplans für die gesamte Stadt, von dem Ende des Jahres erste Ergebnisse präsentiert werden sollen. Die Sportachse Ost spielt darin eine wichtige Rolle. Die Bedarfe der Dreisamstadion-Nachbarn kennt Breiter nur zu gut.
Ein neuer Sportpark der FT und die Pläne, in den nächsten zwei Jahren 20 Millionen Euro in die Hand zu nehmen, um das Areal zu überplanen und unter anderem einen Kunstrasenplatz zu bauen, nimmt zumindest einen Teil vom Druck. Das Vorhaben von Post Jahn ist es, eine Halle zu bauen. Damit seien von den Vereinen selbst schon erste Schritte gemacht worden, um den eigenen Bedarf besser bedienen zu können. „Insgesamt stellt sich aber natürlich die Frage nach Synergien“, sagt Breiter.
Peter Gerspach, Geschäftsführer der FT Freiburg, hat das Gefühl, „dass es jetzt in die heiße Phase geht“ und sich der Sportclub darum bemüht, den Nachbarn entgegenzukommen. „Klar ist aber auch, dass wir keine Slots zur Mittagszeit auf einem Platz brauchen und fordern, sondern nachmittags und abends“. Für Ralf Kurz, Geschäftsführer beim PTSV Jahn Freiburg ist das ganze Thema „ein heißes Eisen“, bei dem immer wieder Termine verschoben worden seien, man vertröstet wurde und es nicht voranging. „Wir befürchten, dass wir mehr oder weniger leer ausgehen werden“, sagt er.
Diesen Winter wird die Sache also in den Sitzungen des Sportausschusses landen, im Frühjahr soll dann im Gemeinderat eine Entscheidung fallen. „Es wird keine Lösung geben, mit der für jeden alle Bedarfe abgedeckt sind. Deswegen muss jeder bereit sein, gewisse Kompromisse einzugehen“, sagt Ulrike Hegar vom Sportreferat. Aufgabe der Stadt sei es nun, den Prozess so zu moderieren, dass am Ende ein möglichst guter Kompromiss herauskommt. „Das Hauptziel ist, dass dann alle besser dastehen als davor.“