Das Projekt neue Eishalle in Freiburg schien in einer Sackgasse zu stecken. Jetzt steht ein neues Konzept im Raum. Die Idee: eine private GmbH soll den Neubau stemmen, die Stadt und EHC werden Ankermieter.
VON CHRISTINE WEIS
Decke, Kabinen, Toiletten – egal, wo man hinschaut, in der Freiburger Eishalle aus den Sechzigerjahren ist fast alles heruntergekommen. Die treuen EHC-Fans kennen es seit Jahrzehnten nicht anders. Sie stehen der Bausubstanz zum Trotz nicht nur eisern hinter ihrer Mannschaft, sondern in den Drittelpausen auch eng gedrängt am einzigen Getränkestand auf dem schmalen Streifen zwischen Straße und Halle. „Aktuell kommen durchschnittlich rund 2100 Besucher zu einem Heimspiel“, sagte EHC-Präsident Michael Müller Ende November im Gespräch mit netzwerk südbaden. „Das ist der harte Kern, es könnten mehr sein, für neues Publikum bietet das alte Stadion allerdings zu wenig Eventcharakter.“ Doch auch der harte Kern ist unzufrieden mit der Lage, seit Jahren wird laut skandiert: „Wir wollen alle eine neue Halle.“ Dass es eine neue Halle geben soll, hat der Gemeinderat vor zehn Jahren beschlossen, seitdem stellt sich die Frage: Wer zahlt ein solches Millionenprojekt?
„Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, dass eine GmbH mit mehreren Investoren die Eishalle plant, baut und finanziert und gegebenenfalls auch vermarktet und betreibt.“
EHC-Präsident Michael Müller
Im April 2022 kam Bewegung in die Sache: Die Stadt forderte vom EHC eine Beteiligung von 25 Prozent an den Gesamtkosten von zirka 55 Millionen Euro für eine spitzensporttaugliche Halle mit 4000 Zuschauerplätzen von 25 Prozent und bis Ende 2023 verbindliche Zusagen. Obendrauf kämen für den Verein eine jährliche Beteilung an den Betriebskosten von 25 Prozent, was laut Müller etwa 400.000 Euro wären. „In dieser Form und Höhe wären die Beteilungen ein Novum für einen Eishockeyverein in Deutschland“, sagt der EHC-Präsident. Das wäre ein viel zu großes Paket auf den Schultern des EHC, klagt Michael Müller und vergleicht die Situation mit einem Sprichwort: Einem nackten Mann kann man nicht in die Tasche greifen.
Er hat daher Alternativen ausgelotet. „Eine Möglichkeit könnte darin bestehen, dass eine private GmbH mit mehreren Investoren die Eishalle plant, baut und finanziert und gegebenenfalls auch vermarktet und betreibt“, sagt Müller. Dazu finden Gespräche in enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Stadt sowie mit fünf potenziellen Investoren statt. Die Stadt wäre in dem Modell dann nur noch Mieter, um die Bedarfe des Breiteneissports abzudecken. „Es wird noch eine Unmenge an Details zu erarbeiten und zu klären geben“, sagte der EHC-Präsident Ende November. Daher wollte er keine weiterführenden konkreten Aussagen treffen. Das Modell wurde im städtischen Haupt- und Finanzausschuss Anfang Dezember vorgestellt und diskutiert. Bis spätestens Ende 2024 werde der EHC dem Gemeinderat konkrete Lösungsvorschläge vorlegen. Michael Müller ist es in dem Zusammenhang wichtig zu erwähnen, dass die Gespräche mit der Stadt insbesondere mit den Mitarbeitenden im Baudezernat stets konstruktiv seien.
Allzu viel Zeit haben die Beteiligten allerdings nicht, denn die Betriebsgenehmigung für die Echte Helden Arena läuft nur noch bis 2029, vorausgesetzt die erforderlichen Instandsetzungsmaßnahmen werden gemacht. Dazu zählen unter anderem jährliche Kontrollen der Dachkonstruktion, die Erneuerung der Wasserleitungen und der Austausch der starren Bandenanlage gegen eine flexible Bande. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei 850.000 Euro.
„Wir sind in der Liga die zweitgrößte Spielstätte, haben aber das schlechteste Stadion ohne Lüftung mit undichtem Dach.“
Michael Müller
Die EHC-Wölfe spielen in der zweiten Deutschen Eishockey Liga (DEL2), sind aber längst nicht die einzigen, die das Eisstadion nutzen. Nur etwa zehn Prozent der Auslastung gehen auf das Konto der Profis. Hauptsächlich kurven Freizeitsportler auf dem Eis: mehrere Betriebs- und Hobbymannschaften, Nachwuchsteams und etwa 80.000 Hobbyschlittschuhläufer beim Publikumslauf. Die Halle gehört der Stadt Freiburg. Der EHC ist Mieter und gleichzeitig Betreiber der Spielstätte. Sechs Mitarbeitende beschäftigt der Verein dafür laut Müller hauptamtlich. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer wäre der Spielbetrieb gar nicht möglich. „80 bis 100 Personen vom Sanitäter bis zur Kassiererin sind bei einem Heimspiel im Einsatz, die meisten davon unbezahlt.“ 700 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Das Jahresbudget liegt bei rund vier Millionen Euro.
Für Michael Müller geht es bei der Frage der neuen Halle um nichts weniger als die Existenz des Vereins. „Wir sind in der Liga die zweitgrößte Spielstätte, haben aber das schlechteste Stadion ohne Lüftung und mit undichtem Dach.“ In dieser Situation sei es schwierig, Spieler nach Freiburg zu holen oder neue Sponsoren zu gewinnen. Kein Wunder rufen die Fans: “Wir wollen alle eine neue Halle.”
3 Kommentare
Wir wollen eine neue halle
Ein Projekt für den Club, aber auch für die Allgemeinheit. Sportliche Aktivitäten müssen unbedingt unterstützt und gefördert werden. Daher sehe ich hier auch den Staat in einer Pflicht. Bei den vielen Milliarden Euro, die von der Regierung locker gemacht werden, für ausländische Belange, da darf sich nicht die Frage stellen, ob der Staat hier hier helfend eingreifen solle.
Viel zu lange, wurde von der Regierung genau an solchen Stellen gegeizt und gespart. Es darf nicht sein dass hier schon wieder alle möglichen Leute und Unternehmen das Geld liefern sollen. Wenn dann eine neue Halle gebaut wurde, wird die Regierung schließlich, direkt wieder zugreifen und alle möglichen Abgaben und Steuern von den Betreibern forden. Das ist nicht in Ordnung. Immer nur kassieren, aber bloß Nichts dazu geben. Das ist in meinen Augen reine Abzocke.
Man sollte hier auf keinen Fall sogenannte “ausländische Belange” gegen den Eissport ausspielen. Der Staat könnte beispielsweise durch eine Vermögenssteuer stärker den Sport unterstützen – im Interesse aller.