In Situationen, in denen er schnell schwierige Entscheidungen treffen muss, hält sich Philipp Schladerer-Ulmann immer wieder an den Leitspruch seines Vaters. Allerdings, so berichtet der geschäftsführende Gesellschafter der Brennerei Schladerer aus Staufen, strapaziert er damit auch mal die Nerven seiner Mitarbeiter.
„In der Ruhe liegt die Kraft“ war der Leitspruch meines Vaters. Ich habe ihn immer als ruhige und bedachte Person erlebt, reflexartige Entscheidungen oder Reaktionen waren ihm fremd. Das Wichtigste vor schwierigen Entscheidungen war, erst einmal darüber zu schlafen. Denn am nächsten Tag sieht die Welt oder das vorliegende Problem meistens ganz anders aus. In der Zeit, die wir miteinander verbringen durften, hat er mich das ein oder andere Mal an diesen Leitsatz erinnert. Gerne dann, wenn ich geneigt war, wegen vermeintlichem Zeitdruck in Aktionismus zu verfallen oder mich zu sehr habe von meinen Emotionen lenken lassen. Nach mehr als zehn Jahren als Geschäftsführer unserer Hausbrennerei rufe ich mir seinen Rat immer wieder in Erinnerung. In den vergangenen Jahren mussten wir die Struktur und den Markenauftritt unserer Brennerei verändern und unser Angebot an Produkten weiterentwickeln. Zu sehr hatte sich der Markt und die Konsumgewohnheiten unserer Zielgruppen verändert. Jeder, der einmal eine alteingesessene Marke übernommen hat, weiß wie schwer man sich tut, Bewährtes weiterzuentwickeln. Oft überfordert einen dabei die vermeintliche Tragweite von kleinsten Veränderungen. Als „Bauchmensch“ entscheide ich meist emotional. Auch meinen Hang zum Aktionismus konnte ich noch nicht ganz ablegen. So erinnere ich mich bei schwierigen Entscheidungen regelmäßig an den Leitspruch meines Vaters und lasse die ersten Wogen an Emotionen zunächst einmal sacken. Das dauert dann meist ein bis zwei Nächte und strapaziert auch durchaus die Nerven meiner Mitarbeiter, wenn es doch eigentlich schnell gehen sollte – bislang bin ich aber gut mit diesem Rat gefahren.