Dem Basler Euro-Airport geht es unter der Leitung des neuen CEO Matthias Suhr stabil bis sehr gut. Schwierig bleibt die ÖPNV-Anbindung. Und die Rolle der deutschen Teilhabe, auch wenn immer mehr Passagiere aus dem Raum Freiburg in die Luft gehen.
Von Rudi Raschke
In diesen Tagen, in denen man sich um den Kern Europas zu Recht Sorgen machen darf, ist er fast ein Anachronismus: Ein Flughafen, der zu einer Schweizer Stadt gehört, aber auf französischem Gebiet liegt. Vor etwas mehr als 60 Jahren wurde er an diesem Standort eingeweiht, was vielleicht heutzutage gar nicht mehr möglich wäre. Und seit 30 Jahren trägt er auch noch den Namen der deutschen Stadt Freiburg neben „Basel-Mulhouse-“ im Logo. Mehr Europa geht fast nicht, auch wenn es in der Realität nicht immer einfach ist.
Denn der im Namen trinationale Airport ist im Wesen ein binationaler, was schon allein nicht ganz leicht praktikabel ist: Das Schweizer Personal, meist Führungskräfte, verdient und versteuert anders als die einfacheren Angestellten, überwiegend Franzosen aus dem Elsass. Die einen bleiben am Schweizer Feiertag fern, die anderen am französischen.
Der Streit, wie der Flughafen überhaupt besteuert wird, ist noch nicht ganz ausgeräumt, die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr mittels Zug ist ein Projekt, das Frankreichs Bahn SNCF in Höhe von 250 Millionen Euro schwer stemmen wird. Die Pläne liegen bereit.
Und die deutsche Seite, die lediglich das Marketing für sich beansprucht, ist weitgehend nicht in der Lage, einen Bus-Shuttle zu „ihrem“ Flughafen anzubieten, der nicht teurer ist als manches Ticket, das Urlauber oder Geschäftsleute in der Tasche haben.
Denn auch das ist die Realität des europäischen Airports: 60 Prozent der Reisenden haben den Flugschein einer Billig-Airline in der Tasche. Der Flughafen, der in Zeiten alter crossair- und swissair-Herrlichkeit für die heutige Größe ausgebaut wurde, wird zu mehr als der Hälfte vom britischen Anbieter easyjet genutzt.
Bei einem Passagieraufkommen von zuletzt 7,3 Millionen Fluggästen jährlich verzeichne der Flughafen mit 5 Prozent ein überdurchschnittliches Wachstum, wie CEO Matthias Suhr Ende April bei einer Presserunde in Freiburg erklärte. Der Jurist Suhr, der den EuroAirport seit 2015 leitet, verwies auf die Möglichkeiten im Frachtverkehr, aber auch die am Flughafen angesiedelte Jet Aviation, eines von sieben Unternehmen weltweit, das in der Lage ist, größte Flugzeuge im Innenausbau und auch äußerlich zu veredeln.
Bei der Fracht sei der EuroAiport nicht zuletzt wegen der neuen Frachthalle für 45 Millionen Euro sehr gut aufgestellt, vor allem was die Möglichkeiten für die Pharma-Industrie angehe, sie stellt 75 Prozent des Frachtaufkommens. Auch die Expressfracht spiele eine Rolle in der künftigen Strategie des Airports, allerdings seien die Ausliefermöglichkeiten für DHL-Flugzeuge im Auftrag von Amazon, Zalando und Co. stark von den bisherigen Start- und Landeregelungen abhängig. Mit der Möglichkeit, bereits ab fünf Uhr zu landen, wenn auch nicht starten zu können, sei der Weitervertrieb in die Städte der Schweiz gut gegeben und damit auch ein Wachstum bei den Arbeitsplätzen möglich. Aktuell sind es 6000 Mitarbeiter.
Der Flughafen steht heute fast besser denn je da, zum Vergleich: der aus Freiburger Sicht nächste Abflugort, Straßburg-Enzheim, einst gleichauf mit Basel, hat heute noch eine Million Passagiere gegenüber den 7,3 Millionen im Dreiländereck. Hinzu kommt die Vielfalt in Basel, 25 Airlines fliegen vom EuroAirport aus 96 Destinationen an, keineswegs üblich bei dieser Größenordnung. Basel-Mulhouse-Freiburg ist beispielsweise einer von ganz wenigen Flughäfen in Europa, der alle fünf Airports im Großraum London ansteuert.
Zur Vielfalt tragen übrigens keineswegs nur Low-Budget-Airlines bei, seit diesem Frühjahr zählt auch Spaniens Iberia zu den Startern ab Basel: Mit einer Verbindung nach Madrid an sechs Tagen in der Woche, die auch Umsteigemöglichkeiten in den südamerikanischen Raum bietet.
In Basel sind je nach Ziel 20 bis 30 Prozent der Reisenden Geschäftsleute, der Rest auf Urlaubstrip unterwegs. Mehr als zwei Drittel kommen aus der umgebenden Region. Der einstige Zubringerflughafen zu den größeren Drehkreuzen, der zwischenzeitlich auch Direktverbindungen mit swiss nach New York anbot, ist ein erfolgreicher Standort des sogenannten Easyjetsets geworden. Knapp 320 orangefarbene Flieger starten oder landen im Schnitt pro Woche in Basel, mit einer Auslastung von rund 93 Prozent. Übrigens ist die Schweizer Dependance des britischen Unternehmens der soweit einzige Tourismus-Dienstleister, der das Thema Trinationalität mit Werbung bei allen drei Anrainern bespielt.
Mit Erfolg, wie Suhrs Zahlen belegen: Während die deutschen Fluggäste mit knapp 18 Prozent aller Passagiere inzwischen die Franzosen überholt haben, stammt davon wiederum der größte Anteil aus Freiburg und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, etwa eine Million. Der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon und die Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sitzen (allerdings ohne Stimmrecht) im Beirat, die Stadt bringt sich finanziell nicht beim Flughafen ein, der ihren Namen trägt. Die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe FWTM ist dagegen in Werbemaßnahmen eingebunden.