Im August versinkt ganz Südbaden kulturell in einen Dämmerzustand. So mag es sich anfühlen, wenn die Sommerferien beginnen, doch ganz so ist es nicht. In Freiburg ist das „Sommernachts-Kino“ im lauschigen Innenhof des Schwarzen Klosters meist bestens besucht. Doch es sind eher kleine, feine und beschauliche Veranstaltungen, die die Region zu bieten hat. Mit Lesungen „Unter Sternen“, mit Orgelkonzerten im Münster oder einem Dürrenmatt-Stück bei den Rathaushofspielen hat die Sommerkultur der Studentenstadt vor allem die Generation Ü50 im Blick. Jazz gibt es in Mulhouse zu hören, beim „Météo Mulhouse“ in der zweiten Augusthälfte. Zum Monatsende beginnt in der „Kaserne“ in Basel das große Theaterfestival.
In der zweiten Monatshälfte verspricht ein viertägiges Open Air (24.-27.8) in Zürich in der Nähe des Flughafens Festivalatmosphäre mit Massive Attack, Underworld, Roisin Murphy, Bilderbuch, Tocotronic und vielen anderen. Auch hat Zürich sein „Theaterspektakel“ im August mit vielen Gratisvorstellungen – idyllisch am Zürisee. Und nur in diesem Jahr findet in Zürich die „Manifesta“ statt, eine gigantische Kunstbiennale in der Größenordung einer Dokumenta – noch bis zum 18.9.2016.
So bunt ist es in den Nachbarländern, doch warum sich in Südbaden alle Festivals in den Juli drängeln, und vor die Sommerferien, darüber lässt sich spekulieren. Ein Grund mögen die besseren Finanzierungsbedingungen in den Nachbarländen sein, wie Michael Musiol, der Geschäftsführer des Jazzhauses Freiburg vermutet, Rahmenbedingungen, die die Eventkultur begünstigen. Vielleicht liegt es aber auch an allzu eingespielten Gewohnheiten, die es schwer machen, Neues außerhalb der gewohnten Zeittakte zu etablieren. So erging es Koko Entertainment im ver-gangenen Jahr. Mit viel Elan und einem ansehnlichen LineUp wollten die Veranstalter des ZMF mit „Freischwimmer“ ein neues Open Air im Freiburger Strandbad starten, doch auch mit immensem Werbeaufwand ließ sich dafür nicht genug Interesse wecken.
Von Stephan Elsemann