Ob Kreisklasse oder Champions League – Licht braucht es beim Fußball immer. Beim Amateursport geht es vor allem darum, dass Spieler den Ball und Zuschauer das Spiel sehen können – beim Profisport um die Fernsehübertragung.
VON JULIA DONÁTH-KNEER
Die Sender entscheiden. Der TV-Vertrag, den alle Profiklubs unterzeichnen müssen, schreibt bei Bundesligaspielen vor, wie viel Licht für die Übertragung benötigt wird. Und da hat sich zuletzt einiges getan. Die Beleuchtungsstärken müssen immer weiter angepasst werden, heißt es in den offiziellen Medienrichtlinien der Deutschen Fußball Liga (DFL). Grund sei die „steigende Qualität der Basissignalproduktionen durch immer höher auflösende Aufnahmen (zum Beispiel UHD) mit einer zudem großen Anzahl an Kameras“.
Konkret sind in den Stadien der Bundesliga mindestens 1600 Lux vorgeschrieben, in der zweiten Bundesliga mindestens 1200 Lux, in der dritten Liga mindestens 1000 Lux, bei internationalen Spielen sind es 2000 Lux. Auf Fifa-Ebene, zum Beispiel für WMs, sind gar 2400 Lux erforderlich. Man kann also fast sagen: Je wichtiger das Spiel, desto höher die Flutlichtkosten.
Je ausgefeilter die Kameratechnik, je höher die Auflösung, desto wichtiger sind genaue Positionierungen der Flutlichtanlagen.
„Die DFL-Richtlinien werden auf vielen Ebenen mittlerweile abgelöst von den Anforderungen der Uefa“, sagt Benjamin Bartels. Der 34jährige Ingenieur ist technischer Leiter bei der Lumosa GmbH aus Baden-Baden, die bundesweit LED-Flutlichtanlagen für Großflächen und Sportstätten produziert. Die Uefa-Vorgaben sind strenger als die der DFL und müssen in den Stadien, die 2024 EM-Spielstätten sind, bereits heute umgesetzt werden. Es geht um die Menge, um die Helligkeit, um die Qualität des Lichts. „Licht verhält sich additiv“, erklärt Bartels. „Wenn ich mit einer Leuchte 100 Lux schaffe, brauche ich zehn Leuchten für 1000 Lux.“ Sprich: Man muss die Anzahl der Fluter erhöhen, um mehr Licht zu produzieren. „Allein die Superzeitlupe braucht eine bessere Ausleuchtung für wirklich gute Bildqualität“, sagt Bartels. Je ausgefeilter die Kameratechnik, je höher die Auflösung, desto wichtiger sind genaue Positionierungen der Anlagen. Während sich für den Einsatz des Videoschiedsrichters nichts ändern musste, sind für die Torlinientechnologie hinter der Torlinie acht Messpunkte mit jeweils mindestens 1000 Lux Beleuchtungsstärke vorgeschrieben.
Millioneninvestition
Im Profisport stehen zu großen Teilen keine Flutlichtmasten mehr am Platz, stattdessen wird mit modernen LED-Leuchten gearbeitet, die von der Decke hängen. Teilweise gehen die Vereine bis an die Grenze dessen, was die Statik des Dachs erlaubt. Im Deutsche-Bank-Park von Eintracht Frankfurt – eine der Arenen, die von Lumosa ausgestattet wird – hängen 276 Leuchten vom Stadiondach. Beim MSV Duisburg in der dritten Liga sind es 176 Leuchten – und auf einem normalen Amateursportplatz stehen durchschnittlich acht Flutlichtmasten.
Aber nicht nur die Qualität des Lichtes ist reguliert, sondern auch ihre Positionierung. „Früher wurde asymmetrische Belichtung gebaut, weil nur auf einer Seite des Spielfeldes Kameras standen“, erklärt Benjamin Bartels. „Das ist heute ganz anders. Da die Kameras rund ums Spielfeld eingesetzt werden, müssen die Anlagen deutlich größer dimensioniert werden.“ Das ist ein immenser Aufwand: Die Infrastruktur muss angepasst werden, Masten umgebaut, Zuleitungen gelegt, Erdkabel für die Stromversorgung ergänzt werden. „Für viele Vereine hieß das: Die Anlagen müssen komplett neu oder zumindest umgebaut werden.“ Das ist mit hohen Kosten verbunden, die viele kleine Vereine nicht stemmen können. Ein Beispiel aus der Regionalliga nennt die Süddeutschen Zeitung: Die Stadt Bayreuth hat 1,5 Millionen Euro investiert, um der Spielvereinigung die Teilnahme am Ligabetrieb zu ermöglichen.
Der Freiburger Turnverein PTSV Jahn rüstet derzeit auf LED um. Die vorhandenen 13 Flutlichtmasten können weitergenutzt werden, die Kosten für neue Strahler liegen bei circa 125.000 Euro. „Während sich LED-Technik in Sporthallen durchgesetzt hat, kommen LED-Flutlichtanlagen zwar immer öfter, jedoch noch nicht flächendeckend auf Sportplätzen zum Einsatz“, sagt Benjamin Bartels. Vor allem beim Neubau von Sportanlagen wird modernisiert. Im Amateurbereich könne man mit etwa 25.000 bis 30.000 Euro allein für die Umrüstung rechnen. „Allerdings nur, wenn die Masten, die Zuleitungen, Stromversorgung, die Erdkabel bereits vorhanden sind.“ Eine neue Sechsmastanlage komme auf rund 100.000 Euro netto. Für die Installation gibt es verschiedene Fördertöpfe: Die Landessportbünde übernehmen etwa 20 bis 30 Prozent, die Bundesgesellschaft Zukunft – Umwelt – Gesellschaft bezuschusst etwa 25 Prozent. Weitere Förderungen werden von vielen Städten und Gemeinden angeboten.
Faktor: Energie
Neben der Investition für den Bau sind die stark gestiegenen Energiekosten der zweite große Preisfaktor. Im Schnitt sind die Flutlichter bei Fußballklubs im Amateurbereich rund 500 Stunden im Jahr an, beim Training und bei Heimspielen – hauptsächlich dann, wenn es die Wetterverhältnisse notwendig machen.
In der Bundesliga laufen die Flutlichtanlagen immer in der Stärke, die der Fernsehvertrag vorschreibt – auch bei strahlendem Sonnenschein. „Allerdings nur einmal alle zwei Wochen für wenige Stunden“, sagt Benjamin Bartels, der mit Lumosa den Trainingsplatz der SC Freiburg Profis vor dem Stadion ausgestattet hat. Pro Spiel könne man in einem Bundesliga-Stadion von einem Stromverbrauch von 15.000 bis 25.000 Kilowattstunden ausgehen. Das Flutlicht mache insgesamt aber nur einen kleinen Anteil der gesamten Stromkosten aus. Genaue Zahlen gibt es nicht, Schätzungen bewegen sich bei etwas unter 10 Prozent.
Der Effekt einer untergehenden Sonne
Flutlicht kommt aber nicht nur auf dem Fußballplatz zum Einsatz. In der Region werden laut Angaben des Tourismusverbands Hochschwarzwald insgesamt 15 Liftanlagen mit Flutlicht betrieben. Und auch im Skibetrieb gilt: Ist das Flutlicht für im Fernsehen übertragenen Profisport nötig, zum Beispiel fürs Skispringen, ist sehr viel Licht vonnöten. „Die Ausstattung von Skipisten unterscheidet sich massiv von Sportplätzen“, gibt Experte Bartels zu bedenken. „Die Rahmenbedingen sind ganz anders: Sportplätze können aufgrund ihrer ebenen Anordnung vergleichsweise leicht gerastert und geplant werden. Bei Skipisten haben wir eine zu beleuchtende Fläche im dreidimensionalen Raum, was die Anforderungen an Infrastruktur und Planung deutlich verkompliziert.“
Blendung sei bei Skifahrern hingegen recht einfach zu vermeiden, indem man nie den Hang hinauf, sondern immer in Fahrtrichtung des Skifahrers beleuchtet, damit das Licht von hinten oder von der Seite kommt. Und im Fußball? „Blendung ist ein normierter Faktor in der Bundesliga“, erklärt Bartels. „Sie definiert sich über die Positionierung und die Höhe der Masten. Die Leuchten müssen ausreichend hoch hängen und nah am Platz stehen. Hängen sie zu tief oder steht eine Aschebahn zwischen Feld und Mast, hat das Licht den Effekt einer untergehenden Sonne.“