Allein in Freiburgs Stadtteilen gibt es 13 Kleingartenvereine. Wer eine Parzelle sein Eigen nennen darf, kann sich glücklich schätzen, denn die Wartelisten für ein Stückchen Grün sind lang. Platz für Wohnraum lässt die Anlagen schrumpfen, Corona aktuell den Wunsch nach einem privaten Fleckchen Natur dagegen weiterwachsen. Längst sind Kleingärtner nicht mehr nur betagte Ehepaare in Kittelschürze oder Feinripp. Gartenanlagen werden bunt: junge Familien und ambitionierte Gartenfreunde bringen Frische zwischen die Hecken. Sie verwirklichen sich im Blumenbeet, beim Hüttle bauen – oder beim Prokrastinieren im Liegestuhl.
T E X T : A N N A – L E N A G R Ö N E R
F O T O S : A L E X A N D E R D I E T R I C H
Moritz Esser, 39, Grafikdesigner
Verein der Gartenfreunde Freiburg-Wonnhalde
Besitzer seit: April 2018
Warum Schrebergarten? Weil ich mir in Freiburg kein Haus mit Garten leisten kann. Und einen Garten finde ich prima, weil ich gerne mit den Händen schaffe und was wachsen sehe. Außerdem schmecken die eigenen Tomaten besser.
Was ist die erste Amtshandlung im Garten? Gartenhaus aufschließen, „Ablegen“, den Kindern was zu essen reichen, weil sie schon wieder Hunger haben.
Nicole Mazurek, 41, Storemanagerin
Gartenanlage „Hungerberg“ in Freiburg-Herdern
Besitzer seit: März 2021
Warum Schrebergarten? Meine Mutter und meine Oma waren auch Schrebergärtnerinnen, deshalb habe ich dort einen Großteil meiner Kindheit verbracht. Ich hoffe, dass auch dieser ein Ort wird, an dem man abschalten kann und die Zeit vergisst, während man versucht, etwas wachsen zu lassen. Und um im Schrebergarten wundervolle Stunden mit Familie und Freunden zu verbringen. Ganz entspannt beim Grillen den Kindern beim Planschen zuzuschauen, zwischendurch ein paar Früchte zu naschen und etwas Gemüse zu ernten.
Was ist die erste Amtshandlung im Garten? Der Weg zur kleinen Hütte, Fenster und Türen öffnen, Stühle rausstellen und genießen.
Tilmann Waldvogel, 39, Illustrator
Verein der Gartenfreunde Freiburg-Süd, „Gutleutmatten“
Besitzer seit: 2015
Warum Schrebergarten? Meine Frau meinte damals, wir brauchen sowas. Ich war erstmal dagegen. Sie hat aber Recht behalten: ich brauche sowas! Die Möglichkeit so einen Raum zu haben – grün, mitten in der Stadt, mit hilfsbereiter Nachbarschaft – ist nicht nur zu Pandemie-Zeiten Gold wert. Das sollte noch erwähnt werden: Jäten, Hacken, Vertikutieren, Mähen, Sähen, Beschneiden, Düngen, Wässern und all diese schönen Dinge sind anstrengend. Aber alle Mühe wert.
Was ist die erste Amtshandlung im Garten? Ich checke meinen Liebstöckel und gönne mir ein Blättchen.
Lina Wiemer-Cialowicz, 36, Angestellte der Uni Freiburg und Gemeinderätin
Kleingartenanlage „Zum Höfle“ Freiburg-Zähringen
Besitzer seit: Mai 2015
Warum Schrebergarten? Wir haben zu Hause keinen Balkon und Dank des Gartens bin ich viel an der frischen Luft. Außerdem ersetzt er mein Sportprogramm und ich komme runter. Ich handwerke auch sehr gerne und im Garten haben wir eine Hütte, an der es eigentlich immer etwas zu tun gibt. Als nächstes möchte ich zum Beispiel eine Solaranlage auf dem Dach installieren. Es wird also nie langweilig.
Was ist die erste Amtshandlung im Garten? Ein Rundgang, bei dem ich schaue, ob alles in Ordnung ist, ob die Wühlmäuse unterwegs waren oder sich anderes Getier an der Hütte zu schaffen gemacht hat.