Späne, Mörtel, Stein, Gips, Keramik, Gold: Wir haben einen Blick in beeindruckende Werkstätten der Region geworfen.
TEXT: JULIA DONÁTH-KNEER I FOTOS: ALEX DIETRICH
Als Daniel Frey drei Jahre alt war, wanderte er mit seiner Familie nach Australien aus. Die Eltern wollten sich am anderen Ende der Welt einen Traum erfüllen. Sie eröffneten in Toowoomba, irgendwo im australischen Nirgendwo, ein kleines Schwarzwälder Dorf, wo sie unter anderem handgefertigte Kuckucksuhren verkauften. Uhrmacher wollte der Sohn aber nicht werden und so machte er eine vierjährige Ausbildung zum Goldschmied, die er als Jahrgangsbester abschloss. Der australische Markt ist wie der amerikanische: Verlobungsringe, Edelsteine, viel Glitzer. „Alles war Hochglanz, kaum Mattierung, viele Diamanten, in Deutschland gab es damals viel schlichtere Designs“, sagt der 40-Jährige, der das Handwerk des Goldschmieds von beiden Seiten erfassen musste. Das kommt ihm heute zugute: Daniel Frey konnte sich mit seiner Mischung aus modernem Bling-Bling und klassisch-zeitlosem Design erfolgreich selbstständig machen.
Goldschmiedin, das wäre auch ein Beruf für Guadalupe Mierecke gewesen. „Präzises Arbeiten liegt mir“, sagt die 44-Jährige. „Mir gefällt das Künstlerische, das Ästhetische.“ Heute ist die Zahntechnikermeisterin zusammen mit einem Partner Geschäftsführerin der Zahnwerkstatt, ein Job, in dem Genauigkeit, Geduld und Geschick gefordert sind. Mit winzigen Werkzeugen, Lupen und Mikroskopen sorgen Guadalupe Mierecke und ihre insgesamt sechs Kollegen (allesamt ebenfalls Zahntechnikermeister) dafür, Inlays, Brücken, Kronen und künstliche Zähne so präzise zu fertigen, dass ihre Arbeit im Mund des Patienten niemals als Arbeit auffallen würde. Ihre künstlerische Ader lebt Mierecke nebenbei aus und betreibt ein Atelier auf dem Areal der Freiburger Brauerei Ganter. „Meine Kunst ist gröber, größer, freier.“ Drucke, Portraits, gestickte Arbeiten, abstrakte Malerei – es ist der perfekte Ausgleich.
Für Mathilde Cornu ist ihre Arbeit Kunst und ihre Kunst Arbeit. Die Französin arbeitet als Steinmetzin und Steinbildhauerin auf Wanderschaft momentan für zwei Monate in der Freiburger Münsterbauhütte. In Frankreich verläuft die Walz der Handwerksgesellen anders als hierzulande (über die deutschen Wandergesellen haben wir hier geschrieben). Mathilde ist Mitglied der Compagnons, ihre Wanderschaft muss sie mit einem Meisterstück abschließen – dem Chef d‘Œuvre. 500 bis 1000 Arbeitsstunden fließen allein dorthinein, neben ihrer Arbeit.
Wir haben Mathilde, Guadalupe, Daniel sowie Erich Holzer, Schnitzer aus Titisee, und Martin Baumann, Stuckateur aus Herbholzheim, für unser Fotoshooting getroffen. Alle zeigen uns ihre Hände und ihr Werk.
ERICH HOLZER (59), HOLZBILDHAUER, TITISEE
Wenn man Erich Holzer fragt, was er tut, sagt er: „Ich erfülle die Wünsche anderer Leute.“ In seiner Werkstatt in Titisee fertigt der gelernte Holzbildhauer nach Kundenwünschen Dekoobjekte, Krippenfiguren und maßgeschneiderte Fastnachtsmasken. Sein Werkzeug geht ebenso wie seine Arbeit von grob nach fein: Bandsäge, Hobelmaschine, Kettensäge, Axt, Schnitzeisen und Klüpfel.
MARTIN BAUMANN (56), STUCKATEUR, HERBHOLZHEIM
Eigentlich wollte er technischer Zeichner werden, doch dann machte Martin Baumann ein Praktikum beim Gipser und blieb dabei. Nun ist er seit über 40 Jahren im Job, 32 Jahre davon beim selben Arbeitgeber, der Freiburger Firma Emter. „Die Verputzerei liegt mir, sonst würde ich es gar nicht mehr machen“, sagt der Herbholzheimer.
GUADALUPE MIERECKE (44), ZAHNTECHNIKERIN, FREIBURG
Die Zahnwerkstatt, deren Mitinhaberin Guadalupe Mierecke ist, fertigt keramische Inlays, künstliche Zähne, Brücken, Implantatteile, einzelne Kronen für Patienten an. Jedes Teil wird individuell produziert, von der Stange gibt es nichts. „Ich mag besonders, dass es ein Handwerk mit Auftrag ist, etwas, das sofort genutzt wird“, sagt die Zahntechnikermeisterin.
DANIEL FREY (40), GOLDSCHMIED, DENZLINGEN
Der gebürtige Emmendinger wuchs in Australien auf, wo er seine Lehre zum Goldschmied machte. Als er 23 Jahre alt war, übersiedelte die Familie zurück nach Deutschland. Es war nicht leicht, im deutschen Handwerk Fuß zu fassen, doch er biss sich durch. Heute führt Daniel Frey seinen eigenen Laden in Denzlingen, die Selbstständigkeit sei seine „beste Entscheidung“ gewesen.
MATHILDE CORNU (31), STEINBILDHAUERIN, FRANKREICH
Mathilde Cornu, Steinmetzin und Steinbildhauerin, reist seit knapp vier Jahren als Wandergesellin. Derzeit ist die Französin in der Freiburger Münsterbauhütte beschäftigt. „Mir gefällt die Idee, dass ich an einem Denkmal arbeite, an dem lange vor mir und auch lange nach mir noch gearbeitet wird.“ Es sei eine Verbindung zwischen vielen Menschen – buchstäblich in Stein gehauen.