Diese Werkzeuge dienen der Gesundheit, manche retten Leben. Hersteller medizintechnischer Instrumente bilden ein bedeutendes Cluster in Südbaden: Hunderte Unternehmen der Branche sind in Tuttlingen, das sich Weltzentrum der Medizintechnik nennt, und am Oberrhein ansässig. Eine Auswahl von ihnen und ihren besonderen Werkzeugen.

TITANIUM II — Oszillosäge ⁄ Hebu Medical, Tuttlingen
Diese Säge wird vor allem in der Orthopädie eingesetzt, um Gipse zu entfernen. Ein elektrischer Motor im Griff bringt die Säge zum Schwingen, der Schnitt erfolgt eher durch Vibrieren als durch Sägen. Die schlanke Bauweise ist nach ergonomischen Kenntnissen konzipiert und garantiert zusammen mit der gummierten Grifffläche einen besseren, ermüdungsfreien Halt. Die Tuttlinger Firma Hebu Medical ist als Hidden Champion weltweit führend in der Herstellung von Gipssägen. Sie stellt außerdem chirurgische Instrumente, Hochfrequenzgeräte für die Elektrochirurgie, Sterilisationscontainer sowie Luftreiniger her und hat insgesamt rund 10.000 Produkte im Sortiment. Thomas Butsch führt das 1928 gegründete Tuttlinger Unternehmen mit seinen circa 200 Mitarbeitenden in vierter Generation.

Doro Lucent Skull Clamp ⁄ Black Forest Medical, Freiburg
Diese Schädelklemme misst 30 bis 43 Zentimeter in der Breite, 26 Zentimeter in der Höhe und wiegt etwa 1,5 Kilogramm. Sie ist Teil eines Halterungssystems, das den Schädel bei Operationen an Kopf oder Hals fixiert. Die Pins, die in den Schädel eindringen, gibt es auch in Kindergröße. Die abgebildete Klemme besteht aus dem thermoplastischen Kunststoff PEEK. Sie ist damit röntgendurchlässig und wird für Eingriffe verwendet, bei denen während der Operation CT- oder Röntgenbilder gemacht werden müssen. Der patentierte Ver- respektive Entriegelungsmechanismus gibt den Anwendenden volle Kontrolle, weil sie während des Einspannens des Kopfes nicht umgreifen müssen. Neurochirurgische Teams weltweit verwenden die Kopfstabilisierungs- und Retraktorsysteme der Freiburger Firma Black Forest Medical. Die wurde 1995 gegründet, beschäftigt heute rund xxx Mitarbeitende und wird in zweiter Generation von Matthias Schüle gemeinsam mit Gert Weber geleitet.

4mm 4K 30° Arthroskop ⁄ HSW, Tuttlingen
Dieses Arthroskop ist der Bestseller des Tuttlinger Medizintechnikherstellers HSW. In Verbindung mit einem Kamerasystem und weiterem Zubehör wie Schäften, Obturatoren, Trokaren und Kanülen werden damit arthroskopische Eingriffe in Knie, Hüfte und Schulter vorgenommen, um Gelenkerkrankungen und -verletzungen zu diagnostizieren und zu therapieren. Das Arthroskop misst vier Millimeter im Durchmesser, 18,5 Zentimeter in der Arbeits- und 23 Zentimeter in der Gesamtlänge. Es besteht größtenteils aus Edelstahl, die Stablinsen aus hochbrechendem optischen Glas, die Augentrichter aus dem Kunststoff PEEK, und an den Enden sind Saphire. Außer solch starren Endoskopen zählen auch flexible, 3D- und Video-Endoskope zum HSW-Sortiment, dazu kommen Kamerasysteme, Lichtquellen, Gerätewage und Software. Das 1921 gegründete Unternehmen beschäftigt heute 1607 Mitarbeitende, davon 550 am Hauptsitz in Tuttlingen, und wird von Henner Witte (CEO) sowie Michael Appl (Co-CEO) geleitet.

Wiederverwendbare Aortenstanze ⁄ KLS Martin, Tuttlingen
Dieses Instrument dient zur Kanülierung beim Einsatz der Herz-Lungen-Maschine und ist ein Unikum. Die wiederverwendbare Aortenstanze sei die einzige ihrer Art weltweit, betont der Hersteller KLS Martin. Sie besteht aus Edelstahl, ist 15 Zentimeter lang und in sechs Durchmessern von drei bis sechs Zentimetern erhältlich. Ihre Beschichtung „SolidBlack“ garantiere einen langen und scharfen Einsatz, die einstellbare Mechanik eine verlässliche Reinigung. Die Aortenstanze gehört zum Bereich Herzchirurgie von KLS Martin. Die Tuttlinger Firmengruppe stellt mehr als 12.500 chirurgische und dentalchirurgische Instrumente her, die in OPs in gut 140 Ländern im Einsatz sind. KLS Martin wurde 1896 in Mühlheim an der Donau (Kreis Tuttlingen) gegründet, beschäftigt heute circa 2500 Mitarbeitende weltweit und wird von der Familie Leibinger in vierter beziehungsweise fünfter Generation geleitet.

Calvian — Bipolare Zange ⁄ Sutter Medizintechnik, Emmendingen
Mit dieser Zange können HNO-Ärzte in Form einer sogenannten bipolaren Koagulation, also einer präzisen Blutstillung, im Kehlkopf, in den Nasenhaupt- und -nebenhöhlen sowie durch die Nase in der Schädelbasis operieren. Es gibt sie in verschiedenen Abwinkelungen der anatomisch geformten Spitzen, mit oder ohne integrierte Saugfunktion für Blut und Flüssigkeit sowie in drei Arbeitslängen (12, 18 und 23 Zentimeter). Außer dieser produziert Sutter andere bipolare Zangen, Pinzetten und Elektroden, monopolare Mikrodissektionselektroden und Radiofrequenzgeneratoren. Bert Sutter leitet die 1970 von seinem Vater gegründete Firma in zweiter Generation. Sie ist Marktführer in der Präzisionselektrochirurgie und beschäftigt circa 180 Mitarbeitende am Hauptsitz in Emmendingen, in den USA sowie in China.