Kittel, Kutte, Kasack und Co: Für unsere Bilderstrecke haben wir Menschen fotografiert, die in Weiß arbeiten. Was hat es damit auf sich?
VON JULIA DONÁTH-KNEER I FOTOS: ALEX DIETRICH
Das Tragen von Berufskleidung hat eine lange Geschichte. Bereits im Mittelalter konnte man an der Ausstattung den gesellschaftlichen Stand von Medizinern erkennen. Die erste Arbeitskleidung trugen allerdings nicht die Ärzte, sondern Krankenpflegerinnen. Es waren damals Ordensschwestern, die sich in ihrer schwarz-weißen Tracht um Kranke kümmerten. Ab dem 19. Jahrhundert, als mehr über die Verbreitung von Keimen und Bakterien bekannt wurde, wurde die Kleidung zweckmäßiger.
Bis heute gehört der weiße Kittel in Praxen und Krankenhäusern zum Standard. „Früher war es wichtig, dass er weiß war, damit er mit besonders heißen Temperaturen gewaschen werden konnte, ohne dabei die Farbe zu verlieren“, erklärt der promovierte Chemiker Jan Beringer von Hohenstein. Der Prüfdienstleister aus Bönnigheim ist zuständig für Textilprüfungen, Zertifizierungen, Forschungen und vergibt Produktlabels, zum Beispiel Oeko-Tex. Obwohl heute auch andere Farben heiß gewaschen werden können, hat sich das Weiß gehalten – unter anderem aus farbpsychologischen Gründen. Es ist einfach beruhigender, wenn ein Arzt in Weiß ans Bett tritt als in, sagen wir, Schwarz.
Ob die Forscherin im Labor, der Bäcker in der Backstube, der Metzger im Schlachthaus oder die Ärztin im Krankenhaus: Die Kittel müssen hygienisches Arbeiten garantieren. „Schutzkleidung muss desinfizierende Waschprozesse, oft mit hohen Temperaturen über 70 Grad, aushalten“, erklärt Jan Beringer. Spezielle Materialien braucht es dafür nicht, aber hochwertige Verarbeitung: festere Nähte, dickere Stoffe. „Das ist mit normaler Baumwolle oder Polyester problemlos zu erreichen.“
Die Kleidung funktioniert in beide Richtungen: Sie schützt einerseits den Menschen – je nach Tätigkeitsfeld – vor Stäuben, Spritzern, Flecken, andererseits auch Patienten, Lebensmittel oder das Produkt vor Keimen, Haaren, Schuppen des Trägers. Und der helle Kittel hat noch einen ganz praktischen Sinn: Man sieht Flecken oder Schmutz sofort.
Für unsere Fotostrecke haben wir nicht nur einen Arzt und eine Forscherin in Kitteln fotografiert, sondern weitere interessante Menschen getroffen, die traditionell weiß gekleidet sind: unter anderem einen Pater der Dominikaner, der wie seine Ordensleute einen weißen Habit trägt – als Farbe der Reinheit des Lebens Jesu. Und einen Kampfsportlehrer im Gi. Der einheitlich weiße Anzug soll symbolisieren, dass alle gleich sind, unabhängig davon, welche Farbe ihr Gürtel hat.